2015
Denkmaltag ehrt die Kriegsopfer
Bereits zur Tradition geworden ist die Teilnahme der Stadt Nettetal am Bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, 2015 zum neunten Mal. Die Aktion stand unter dem Motto „Bewegende Geschichte – Der Erste und Zweite Weltkrieg und die Auswirkungen auf Nettetal und seine Bevölkerung“. An vier Veranstaltungsorten im Stadtgebiet fanden am zweiten Septembersonntag unter der Regie der zahlreichen Heimatvereine Ausstellungen und Aktionen statt.
Die Angebote waren wieder vielfältig. Einem Wortgottesdienst im Schaager Kreuzgarten folgte ein geführter Rundgang über die Gedenkstätte. Ausstellungen im Breyeller Lambertiturm und im Bürgerhaus Kaldenkirchen beleuchteten die Schicksale der Gefallenen. Die Stadt selbst bot eine geführte Fahrradtour ab Lobberich, über Breyell nach Kaldenkirchen an. In der ehemaligen Grenzstadt ging es entlang der zehn Kriegsdenkmäler.
Die beiden Verkehrs- und Verschönerungsvereine aus Lobberich und Hinsbeck informierten in der Alten Kirche Lobberich über Kriegsgeschehen und –schicksale. Die Kirche selbst wurde am Ende des 2. Weltkrieges durch Beschuss stark beschädigt, wie offene Wunden kann man die Schäden heute noch erkennen. Dokumentiert wurden auch die Schäden an der Pfarrkirche St. Sebastian, wo fast alle Glasfenster zerstört wurden. Fotos und Karten zeigten weitere Gebäudeschäden und skizierten die Verteidigungsanlagen des Westwalls. Die umfangreiche Totenzettelsammlung und seltene Objekte aus dem Kirchenschatz rundeten die informative Ausstellung ab.
Umfangreich auch die von Heinz Koch und Ralf Hendrix zusammengestellte Ausstellung des VVV-Hinsbeck. Zahlreiche Fotos, Namenslisten und Totenzettel gaben ein Gesamtbild der Hinsbecker Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Eine Originale Todesbenachrichtigungen über „den heldenhaften Tod“ eines Sohnes, der bereits „in kühler Erde ruht“, machte Nachdenklich. Und ob es eine Familie tröstete, „dass Ihr lieber Junge für Deutschlands Zukunft und Größe sein junges Leben hingab“ darf in den meisten Fällen bezweifelt werden.
Aus dem Dorfmuseum wurden Feldflaschen, Taschen und Kavalleriesteifel gezeigt. Ebenso eine Unterschenkelprothese und Gehstützen. Bemerkenswert auch die vom Russlandheimkehrer Franz Vanderheiden getragenen Schuhe mit Vollholzsohle und Schaft aus Segeltuch, die in der Gefangenschaft gefertigt wurden. Detailliert wurde die Geschichte des 1927 errichteten Ehrenmals zum Andenken an die Kriegstoten aufgezeigt. Auch für die Rüstungsindustrie wurde produziert, die Geschossdreherei Heyer war den wenigsten bekannt. Eine Aufnahme zeigte die Belegschaft während des Ersten Weltkrieges.
Dokumentiert wurden auch die Kriegslebensläufe dreier Soldaten. Paul Thofondern kämpfte an der Ostfront, seine Erlebnisse wurden anhand Aufzeichnungen und Feldpostbriefen detailliert beschrieben.
Gekannt haben sie sich wohl nicht, dennoch vereint sie etwas. Der Hinsbecker Heinrich Hendrix nahm an den schweren Kämpfen um die Brücke von Arnheim (Alliierte Operation „Market Garden“) ebenso teil wie Hans-Joachim Gutbrod aus dem Oberschlesischen Cosel. Hendrix als Sanitätssoldat, Gutbrod war Fallschirm-Unteroffizier. Während Hendrix überlebte und später Küster an St. Peter Hinsbeck wurde, fiel Gutbrod im Februar 1945 in der Nähe von Venlo. Er wurde auf dem Hinsbecker Ehrenfriedhof beigesetzt.
Ziel des Denkmaltages ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung unseres kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse zu wecken. Dies gelang auch 2015 wieder.
Die Rheinische Post berichtet.