Bildhauersymposium
Ein Dorf lebt mit Skulpturen
Nettetal (RP). 1992 schrieb der Verkehrs- und Verschönerungsverein Hinsbeck erstmals ein Internationales Symposium für bildende Künstler aus. Seither kommen alle fünf Jahre weitere und unterschiedliche Arbeiten hinzu.
Die Szenerie hatte plötzlich etwas Weihevolles: Die untergehende Sonne gab der Ginkesweide in Hinsbeck eine geradezu unwirkliche Prägung, und im Gegenlicht bewegten sich einige Männer und Frauen vom Ortskern her auf die Wiese zu. Einige Hundert Menschen säumten die Wiese. Dann brandete Beifall auf. Das erste Internationale Bildhauer-Symposium in Hinsbeck ging in diesen Stunden zu Ende. In den Gesichtern der Künstler und der Verantwortlichen vom VVV, die die Wiese betraten, spiegelten sich Glück und Stolz gleichermaßen.
Vor zwanzig Jahren vollendete der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Hinsbeck einen Kraftakt, dessen Ausgang zuvor von Überzeugung, aber auch von vielen Zweifeln begleitet war. Mit großem Ehrgeiz hatte der VVV ein Symposium ausgeschrieben, dessen Qualität eine unabhängige und exzellent fachkundige Jury damals bestimmte. Das Wagnis war den Verantwortlichen klar, aber „es war vor allen Dingen eine große Herausforderung für uns“, erinnert sich Peter Beyen.
Der damalige Vorsitzende Hermann Timmermanns hatte die Idee zum Symposium, das sich eingliedern würde in die Tradition Hinsbecks, ein Ort für die Kunst und für Künstler zu sein. Im Ort beruft man sich auf Goltzius als frühestem Zeugen großer Kunstfertigkeit. Zwischen den Weltkriegen siedelten in Hinsbeck Künstler von auswärts und aus der Region, und nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine jüngere Generation dies fort.
„Wir mussten betteln“
Im ausgehenden 20. Jahrhundert wollte der VVV mit einer neuen Idee dieses Erbe bewahren und fortsetzen. „Es war nicht leicht“, bekennt Beyen, Vorstandsmitglied damals und Ortsvorsteher. „Wir mussten betteln gehen.“ Aber das sei nicht einmal das Entscheidende gewesen. „Uns bewegte die spannende Frage: Wie nehmen die Hinsbecker moderne Bildhauerkunst in ihrem Dorf auf?“ Die Hinsbecker waren so, wie der VVV-Vorstand sie einschätzte: Neugierig, aufgeschlossen, hoch interessiert und enorm hilfsbereit.
Die von der Jury formulierte Ausschreibung ging an 140 Bildhauer, von denen etwa 40 reagierten. Sie schickten Skizzen und Kurzbeschreibungen. Eine Vorgabe war, dass nur mit Bentheimer Sandstein und Holz bearbeitet werden durfte. Zum Sponsoring gehörten günstige Preise, Transporthilfen oder auch Materialspenden wie beim Holz durch Graf Schaesberg. Die Auswahl fiel schließlich auf fünf grundverschiedene Bildhauer: Axel Friedrich, Jo Gijsen (Niederlande), Till Hausmann, Uwe Kampf und Stefan Przibylla. Nettetals Baudezernent Wolf Hartwig Kohte überzeugte die Hinsbecker kurz vor dem Symposium, zwei georgische Künstler zuzulassen, die er auf einer seiner Kaukasus-Reisen kennen- und schätzen gelernt hatte. Neweli Dzikia und Joni Gogaberischwili arbeiteten außerhalb mit.
In fünf Jahren wollen die Hinsbecker das 25-jährige Bestehen ihres Symposiums größer feiern. „Ein Symposium wie zu Beginn können wir nicht alle fünf Jahre stemmen“, sagt Peter Beyen. Der VVV müsse mindestens 150 000 Euro aufbringen. Seine Zukunftsidee: Der VVV stellt das Material, die beteiligten Künstler können ihre Arbeiten nach dem Symposium gegen Erstattung der Materialkosten verkaufen. Sonst bleiben ihre Kunstwerke in Hinsbeck stehen.
Fünf Veranstaltungen
1992 Fünf plus zwei Bildhauer aus Georgien nehmen am ersten Symposium teil.
1997 Fünf plus zwei Künstler aus Rumänien nehmen teil.
2002 Kunstweg Hinsbeck zur Euroga 2002plus mit acht Künstlern.
2007 Peter Rübsam: Kaltblut-Pferd als Positiv und Negativ.
2012 Manfred Mangold: Ein Kubistisches Für- und Miteinander.
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