Willy Brandt

EINE WELT ERTRÄUMEN, DIE DEN KRIEG NICHT KENNT

So betitelte Inge Kracht ihren Bericht in der Rheinischen Post:

„Unter strahlender Sonne begrüßte Bürgermeister Ottmann die illustren Festtagsgäste
zur Feierstunde im Kanzlerpark Sein besonderer Gruß galt dem Historiker Professor Dr. Peter Brandt, der sich zur großen Freude des VVV Hinsbeck bereit erklärt hatte, die Festansprache zu Ehren seines Vaters zu halten.

Neben den Büsten Konrad Adenauers, Ludwig Erhards und Kurt Georg Kiesingers wartete unter Samt versteckt die Büste Willy Brandts, geschaffen von der Berliner Künstlerin Gia Hupperschwiller, auf ihre feierliche Enthüllung. Die noch verhüllte Büste Willy Brandts. Dahinter die Abordnungen der Schützenbruderschaften und Vereine mit ihren Fahnen. Mit ausdrücklichem Dank an die Eheleute Hans Kohnen, Initiatoren des Kanzlerparks und Stifter der Adenauerbüste, die 1998 von Rita Süßmuth enthüllt wurde, legte Peter Ottmann die Begleitung der Feierstunde in die Hände der Mädchen und Jungen (Klasse 4) der katholischen Grundschule Hinsbeck.

Mit ihren Antworten auf die Frage „Was würde ich tun, wenn ich Kanzler wäre“ gaben die Zehnjährigen einer Vision von Frieden ihren Ausdruck.
,Alle Menschen sollten gleiche Rechte haben‘, ,Die reichen Länder den armen helfen‘ und ,Ich würde Friedenssoldaten in die Welt schicken, die ebenso wie wir es in unserer Schule üben, wo sich ein Streit entzündet hat‘ , erklärten die Kinder. ,Lass uns eine Welt erträumen, die den Krieg nicht kennt‘, sangen sie und erinnerten an die Friedens- und Entspannungspolitik Willy Brandts, indem sie das Bild von seinem Kniefall für die Toten des jüdischen Ghettoaufstands in Warschau ins Gedächtnis riefen.

„Ich kann nicht in objektiver Distanz von Willy Brandt sprechen. Er war mein Vater‘, begann Dr. Peter Brandt, 1948 geborener, ältester Sohn des Friedenspolitikers. Offen erklärte er das ,nicht ganz einfache und auch hinsichtlich politisch divergierender Ansichten schwierige Verhältnis zweier sperriger Charaktere‘, Vater und Sohn: Er hat mich gelehrt, dass es in manchen Situationen Wichtigeres gibt, als die eigene Haut zu retten, dass man nie aufgeben soll‘, erzählte Peter Brandt. ,Seine Lehren untermauerte mein Vater mit einer Fülle persönlicher Erlebnisse. So war er ein begeisterter Witzeerzähler, dessen Erzählweise mehr amüsierte als die Witze selbst. Mein Vater respektierte die
Überzeugung anderer in hohem Maße. Seine Wirkung beruhte auf dem Gespür für politische Prozesse und die Fähigkeit, unterschiedliche Menschen so anzusprechen, dass sie sich vertreten und verstanden fühlten.‘

Abschließend zitterte Peter Beyen (Vorsitzender des VVV Hinsbeck) die letzten Zeilen aus der Brandt-Biographie von Gregor Schöllgen: ,Der gelassene Umgang mit den Leistungen und Erfolgen anderer, auch denen des politischen Gegners, erklärt seine außergewöhnliche Fähigkeit, die eignen Niederlagen, politische wie persönliche, aushalten und mit den eigenen Schwächen umgehen zu können. Die Schwächen Willy Brandts waren seine Stärken‘. Unhörbar die Lippen bewegend, sprach Dr. Peter Brandt die Worte mit.“

(Rheinische Post)

 

Rede des Sohnes von Willy Brandt, Prof. Dr. Peter Brandt anlässlich der Enthüllung der Büste.