Chronik

Im Jahre 2007 feierte der Verkehrs- und Verschönerungsvereins sein 100jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass erstellte Heinz Koch eine ausführliche Vereinschronik, die hier stark gekürzt wieder gegeben wird.

Die komplette Vereinschronik mit ausführlichen Texten, Erläuterungen und Bildern finden Sie im Hinsbecker Boten 2007: 100 Jahre VVV Hinsbeck-Eine Hinsbecker Chronik. Bezugsquellen und Preis finden Sie hier.

Vorwort zur Chronik des Verkehrs- und Verschönerungsvereins

Dank der im großen Umfang erhalten gebliebenen Unterlagen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) Hinsbeck, die fast lückenlos von der Gründung im Jahre 1907 bis zur heutigen Zeit reichen, war die Geschichte des Vereins über die vergangenen 100 Jahre gut reproduzierbar. Durch Zeitungen und Gemeindeunterlagen im Kreisarchiv Viersen konnten darüber hinaus noch vorhandene Lücken gefüllt werden. Daher gilt ein großer Dank dem Kreisarchiv Viersen, dem Archiv der Grenzland-Nachrichten sowie der Stadtverwaltung Nettetal, wo man jederzeit Hilfe erhielt. Für die zahlreichen Bilder wurden insbesondere die Foto- und Dia-Archive der „Heimatfotografen“ Änne Jakobs und Heinrich Dormels, von Ralf Hendrix sowie das Fotoarchiv des VVV Hinsbeck verwendet.

Ein Glücksfall waren die von Hermann Timmermanns, Änne Jakobs und Ralf Hendrix erstellten privaten Zeitungsarchive, in denen fast alle Artikel mit Nachrichten über Hinsbeck nach dem zweiten Weltkrieg zu finden waren. Dies erleichterte mir die Arbeit ungemein. Ein Problem dieser Chronik waren die zahlreichen Aufgaben, die sich über eine lange Zeit, teilweise bis zu 30 Jahren, hinzogen. Um hierbei den Überblick zu behalten, wurden diese Aufgaben zusammenhängend dargestellt. Anschließend wurde in das ursprüngliche Jahr zurückgegangen und weiter berichtet. Die größte Schwierigkeit war jedoch die Trennung der Aufgaben in reine, den VVV betreffende und in solche, die die Gemeinde bzw. andere Vereine mit betreffen. Dies ist bereits in der Aufgabenstellung des VVV begründet. Der Vorsitzende des Hinsbecker Verkehrs- und Verschönerungsvereins war gemäß den Statuten bis zur kommunalen Neuordnung im Jahre 1970 immer der Hinsbecker Bürgermeister (bzw. nach dem zweiten Weltkrieg der Gemeindedirektor). Diese Konstellation führte dazu, dass es nicht immer eindeutig ist, ob die Ideen und durchgeführten Arbeiten durch die Gemeinde oder den VVV erbracht wurden. Das vorliegende Chronik zeigt daher in weiten Teilen nicht nur die Geschichte des VVV Hinsbeck, sondern darüber hinaus auch große Teile der Geschichte der Gemeinde bzw. des Nettetaler Stadtteils Hinsbeck. Ich hoffe, dass dies zur Vervollständigung der Geschichte unseres Heimatortes beitragen kann und hierdurch viele Details unseren Nachfahren erhalten bleiben.

I. Die Entwicklung Hinsbecks und seiner Umgebung bis Ende des 19. Jahrhunderts

Hinsbeck liegt am Westhang der Süchtelner Höhen. Dieser rund 20 km lange ebene Höhenzug zwischen Viersen im Süden und Herongen im Norden wird nördlich von Hinsbeck von der Nette durchbrochen. Der Teil des Höhenzuges, auf dem sich Nettetal befindet, bewegt sich seit Millionen Jahren abwärts (heute noch ca. 0,3 mm pro Jahr), es entstand der Venloer Bruch. Aus der hierbei entstandenen Abbruchkante führten viele Quellen und Rinnsale zur Nette. Die zahlreichen Wasserläufe schufen an den Hängen des Höhenzuges ein stark gegliedertes Relief aus Schluchten und kleinen Tälern, was zu der Bezeichnung „Hinsbecker Schweiz“ führte.

Durch die Bodenverwerfungen und hieraus bedingte Anstauungen der kleinen Flüsschen bildeten sich im Nettetal seit ca. 8.000 v. Ch. insbesondere im Bereich der heutigen Seen größere Niedermoore. Im Laufe von einigen Tausend Jahren entstanden in diesen Mooren aus den absterbenden Pflanzen mächtige, 2 bis 3 Meter dicke Torfschichten. Die Bewohner der umliegenden Gemeinden nutzten den Torf als Heizmaterial. Die ersten Nachrichten über die Gewinnung von Torf stammen vom Ende des 14. Jahrhunderts. Es sind jedoch zu dieser Zeit noch keine Gewässer vorhanden, bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts wird das Nettetal als Sumpflandschaft dargestellt. Nach und nach entstanden nun die Seen. Zunächst das Poelvenn und der Schrolik (bis etwa 1780), später das Hinsbecker und Glabbacher Bruch, het brede water genannt. Die heutige Straße zum Schloss, ein ehemaliger Damm in das Moor zum Abfahren des Torfes, liegt noch heute auf einer ca. 2,5 Meter dicken Torfschicht. Um 1820 sind diese beiden Seen größtenteils ausgetorft.
Bevor der Mensch Äcker und Wiesen anlegte, waren alle Flächen um Hinsbeck mit Wäldern bedeckt. Auf den heutigen Äckern wuchsen Buchen bzw. Buchen-Eichenwälder, die stark vernässten Talbereiche trugen Erlen-Eschenwälder. Dagegen zeigen Landkarten von 1812, dass damals weniger Wald um Hinsbeck vorhanden war als heute. Der größte Teil der heute bewaldeten Flächen ist als Heide dargestellt. Die Gründe für die Entwaldung lagen in der damaligen Nutzung als Waldweide. Das Vieh wurde vom Dorfhirten zur Mast in die Wälder geschickt, wo die Schösslinge abgefressen und hierdurch weniger Bäume nachwachsen konnten. Mitte des 19. Jahrhunderts begann man in der Venloer, Wankumer und Hinsbecker Heide auch mit dem Anbau der Kiefer, dass insbesondere für die Kohlegruben des Ruhrgebietes benötigt wurde.

Die Bevölkerung unseres Gebietes arbeitete bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts größtenteils auf kleinen bäuerlichen Betrieben, wo sie ihr Leben mehr schlecht als recht bewältigten. Dank des Anbaues von Flachs konnte man in Heimarbeit Stoffe und Kleider herstellen und sich hiermit ein kleines Zubrot verdienen.

Die Einwohnerzahlen von Hinsbeck und den umliegenden Orten waren bis zum Beginn der Industrialisierung am Niederrhein um ca. 1850 etwa gleich hoch. So wurden z.B. bei der großen Volkszählung 1816 für Hinsbeck 2488 Einwohner ermittelt. Im Vergleich dazu hatten im gleichen Jahr Lobberich 2358, Kaldenkirchen 1989, Leuth 1190 und Grefrath 2377 Einwohner. Lediglich Breyell (einschl. Schaag) war mit 3981 Einwohnern größer als Hinsbeck. Dies änderte sich mit Beginn der Industrialisierung ab ca. 1850. In Lobberich waren seit 1860 einige große Textilwerke entstanden (de Ball, Niedieck). Die Tagesproduktion eines Fabrikwebstuhls betrug dabei z.B. im Jahre 1885 22,5 Meter Stoff, während ein Handweber nur ca. 1,5 Meter schaffte. Hierdurch konnten die kleinen Handweber auf den Bauernhöfen nicht mehr mithalten. Ein weiterer Punkt für die Stagnierung der Einwohnerzahlen für Hinsbeck war der fehlende Anschluss an die großen Verkehrsverbindungen der Eisenbahn. Von den größeren Städten Krefeld und Mönchengladbach aus wurden Ende der 1860er Jahre die Eisenbahnstrecken nach Westen ausgebaut. Alle diskutierten Streckenführungen gingen weit an Hinsbeck vorbei. Ein Grund hierfür waren die vier großen Seen um Schloss Krickenbeck, die von Osten her gesehen wie ein Sperrriegel um Hinsbeck lagen. Hinsbeck, das im Zentrum dieses Sperrriegels lag, wurde somit von den Eisenbahnstrecken nicht berührt. Dies war auch ein Grund dafür, dass sich in Hinsbeck kaum Industrie ansiedelte.

Die Eisenbahnstrecke von Kempen nach Kaldenkirchen hatte am Rande Hinsbecks (auf Hinsbecker Gebiet) eine Haltestelle errichtet, die wegen der Nähe zum wirtschaftlich bedeutenderen Ort Lobberich deren Namen erhielt. Aber auch für den Fremdenverkehr hatte dieser Anschluss große Bedeutung, da die Besucher nun auch aus größerer Entfernung zu Tagesreisen nach Hinsbeck kommen konnten. Daher war der Hinsbecker Wunsch auf eine Doppelbenennung dieser Haltestelle in „Lobberich-Hinsbeck“ verständlich. Doch trotz mehrfacher Proteste blieb es bei der Stationsbezeichnung „Lobberich“. Durch diese ländliche Entwicklung blieben die Natur und ihre Schönheit gegenüber den Nachbarorten in erhöhtem Maße erhalten. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die „Städter“ auf die Hinsbecker Höhen und die Krickenbecker Seen aufmerksam, die Zahl der Besucher nahm deutlich zu. Trotz ihrer geringen finanziellen Möglichkeiten förderte die Gemeinde Hinsbeck den weiteren Ausbau ihrer für den Fremdenverkehr wichtigen Bereiche. Für die Badeanstalt wurde im Juli 1902 eine Schilfhütte zum Aus- und Ankleiden errichtet. Daneben wurde zur Modernisierung des Ortes im Jahre 1903 eine Azetylen-Gasanlage an der Gartenstraße (heute Parkstraße) erbaut, mit der Wohnungen, öffentliche Gebäude (z.B. Kirche und Pastorat, Schule, Bürgermeisteramt), aber auch neue Straßenlaternen im Ortskern beliefert wurden.

II. Der erste Hinsbecker Verschönerungsverein von 1902

In die Zukunft planende Hinsbecker gründeten im Dezember 1902 den ersten Hinsbecker Verschönerungsverein. Hierzu berichtete die Kempener Zeitung: „Vergangenen Freitag [28. November] tagte im Restaurant der Wwe. Max Hahnen eine Versammlung zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins, die sehr gut besucht war. Es wurde auch die Bildung eines solchen Vereines beschlossen und ein provisorischer Vorstand gewählt. … Sache dieses Vorstands ist es, bis Dienstag den 9. Dezember die Statuten des neuen Vereins auszuarbeiten.“ Und am 13. Dezember 1902 berichtet die gleiche Zeitung: „Gestern abend fand im Saale der Wwe. Max Hahnen eine äußerst zahlreich besuchte Versammlung statt, in der ein Statutenentwurf für den gemeinnützigen Verein, genannt ‚Bürgerverein’ zur Verlesung und Genehmigung kam. Der provisorische Vorsitzende Herr Dr. Meyer eröffnete die Versammlung, indem er nochmals den Zweck des Vereins darlegte. Derselbe bestehe darin, zur Durchführung der Wünsche der Bürgerschaft die Vermittelung zwischen dieser und der Behörde herzustellen. Es solle im Verein ein freier Gedankenaustausch stattfinden, um die gegenseitigen Wünsche und Ansichten klar zu stellen. … Ursprünglich habe man nur einen Verschönerungsverein gründen wollen. Durch verschiedene Anregungen namentlich seitens der Arbeiterschaft, habe man den Zweck des Vereins nunmehr dahin zusammengefaßt, daß man unter Mitwirkung resp. mit Einverständnis der Behörde für Herbeiführung besserer lokaler Verhältnisse in jeglicher Beziehung sorgen wolle. So wolle man die Errichtung industrieller Anlagen, durch welche unstreitig eine wesentliche Verbesserung der Lage der hiesigen Arbeiterschaft herbeigeführt werde, in Erwägung ziehen. Das Ziel des Vereins sei aber nur zu erreichen durch engen Zusammenschluß der Bürgerschaft. Deshalb möchten alle, namentlich jeder Arbeiter dem Verein beitreten. … Hierauf verlas Lehrer Linxen mehrmals die Statuten des ‚Bürgervereins zur Hebung und Verschönerung von Hinsbeck’. Da gegen die Fassung des Entwurfs niemand etwas einzuwenden hatte, ließ man die Listen zum Einzeichnen rundgehen, worauf schon eine stattliche Anzahl Mitglieder dem Vereine beitrat. Diese wählten die nachgenannten Herren als Vorstand.

1. Vorsitzender  – Dr. med. Ludwig Meyer
2. Vorsitzender  – Heinrich Rollbrocker, Restaurateur
Schriftführer  – Mathias Linxen, Lehrer
Rendant  – Johann Dreessen, Fabrikarbeiter
Vorstand – Lambert Dors, Josef Fenkes, Jakob Vermaseren, Jakob Rollbrocker, August Diecker, Hubert Schommer, Carl Hahnen, Johann Strucken, Josef Cleven, Johann Laakmann, Hermann Stiels

Die am 17. Dezember 1902 vom Schriftführer Mathias Linxen beim Hinsbecker Bürgermeister eingereichten Statuten tragen als Vereinsnamen Verein zur Hebung und Verschönerung von Hinsbeck und gibt als Vereinszweck an: „Der Verein bezweckt die Hebung und Verschönerung des Ortes und dessen Umgebung und verwendet seine Kräfte auf die Verbesserung bestehender und die Begründung neuer, der Gesamtheit nützlichen und angenehmen öffentlichen Einrichtungen und Anlagen unter Mitwirkung resp. im Einverständnisse mit der Ortsbehörde.“ Das den Satzungen angehängte Verzeichnis listet 57 Mitglieder auf. Am gleichen Tag bescheinigte der Hinsbecker Bürgermeister August Färvers als Ortspolizeibehörde die Richtigkeit der eingereichten Satzungen. Welche der Aktivitäten zur Förderung des Fremdenverkehrs in dieser Zeit vom Verschönerungsverein ausgingen oder ohne diesen vom Gemeinderat durchgeführt wurden, ist heute nicht mehr zu klären. Daher werden einige Aktivitäten nachfolgend ohne Zuteilung aufgezählt, z.B. für das Jahr 1905:

– Ende Mai 1905 genehmigte der Gemeinderat die Beschaffung von sechs neuen Ruhebänken und die Reparatur der Badeanstalt

– Die gleichzeitig beantragte Anlegung einer Zierbaumallee zur Heide anfangend bei Teller zu den 4 Linden wurde vertagt

– Am 7. Juli 1905 genehmigt der Gemeinderat den Bau einer alkoholfreien Wirtschaft auf den Hinsbecker Höhen

– Die Beantragung als Luftkurort Mitte des Jahres 1905 wurde zunächst ad acta gelegt.
Über weitere Arbeiten oder das Ende des Vereins ist im Gemeindearchiv Hinsbeck und in den Zeitungen dieser Zeit nichts vermerkt. Lediglich aus einem Brief des Rentmeisters Gotzen auf Schloss Krickenbeck an den auf Schloss Tannheim weilenden Grafen Heinrich von Schaesberg vom 11. September 1907 wissen wir, dass dieser erste Hinsbecker Verschönerungsverein zu dieser Zeit noch existierte. Er schreibt in diesem Brief: „… Da die Hinsbecker mit dem einen Verschönerungsverein noch nicht genug haben, so haben sie auch noch einen zweiten solchen Verein ins Leben gerufen, welcher zusätzlich bessere Verkehrsverhältnisse auf den Hinsbecker Höhen schaffen will. An der Spitze dieses Vereins steht der Bürgermeister Färvers, während der andere Verein vom Dr. Meyer geleitet wird. …“

III. Gründung und Entwicklung des heutigen Verkehrs- und Verschönerungsvereins von 1907 bis zum 1. Weltkrieg

Die Schönheit der Hinsbecker Höhen und seiner Umgebung führte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Feriengäste als Einzelpersonen oder in Gruppen nach Hinsbeck. So berichtete die Rhein & Maas-Zeitung am 20. Juli 1907: „Am vergangenen Sonntag unternahm der Krefelder Lehrergesangverein unter der Gunst der Witterung einen Ausflug nach den an Naturschönheiten so reichen Hinsbecker Höhen. In fröhlicher Stimmung langten die Mitglieder mittels Extrazuges – ca. 300 Personen nahmen an der Exkursion teil – am Bahnhof Lobberich an, von wo aus sie klingendes Spiel nach Hinsbeck geleitete, wo die bisheran so wenig gewürdigten Naturschönheiten unserer Gegend allgemein Bewunderung und Befriedigung erregten.“ Das diese Gruppe ihren Tag im Saale Münkel „Zur alten Post“ (später Hartogs, Hoyer, Alt Hinsbeck) verbrachte, war nicht zufällig. Emil Münkel war in dieser Zeit einer der eifrigsten Werber für die Hinsbecker Schweiz. Er platzierte in den regionalen aber auch überörtlichen Zeitungen Werbungen für seine Restauration in Verbindung mit der Natur und den Schönheiten in und um Hinsbeck.

Auch in den folgenden Monaten wird immer wieder über Fremdenbesuch berichtet. Der Andrang durch die zahlreichen Besucher hatte der Gemeindeverwaltung gezeigt, dass für eine erfolgreiche Erweiterung des Fremdenverkehrs noch viele Arbeiten zu erledigen waren. Doch die Kassen der Gemeinde waren leer und von dem ersten HinsbeckerVerschönerungsverein von 1902 war nichts mehr zu hören.

Im Herbst 1907 gründete der Hinsbecker Bürgermeister August Färvers einen neuen Verschönerungsverein. Diesem traten insbesondere die Hinsbecker Wirte und anderen Gewerbetreibenden bei, die sich durch eine Verbesserung der für den Fremdenverkehr wichtigen Infrastruktur auch eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation erhofften.
Über die Gründung des neuen Verschönerungsvereins berichtete die Rhein & Maas-Zeitung am 11. Juli 1907: „Gestern abend [9. Sept.] fand im Lokale des Herrn Schommer eine Versammlung statt, die sich mit der Gründung eines Verschönerungsvereins für Hinsbeck befaßte. Den Vorsitz führte Herr Bürgermeister Färvers, der unter Hinweis auf die herrlichen Höhen, wie überhaupt der Naturschönheiten unserer Gegend, den Zweck und die Berechtigung eines solchen Vereins begründete. Es wurde nach lebhaftem Gedankenaustausch ein Vorstand gewählt, der sich mit den Vorarbeiten beschäftigen wird. Wie der Vorsitzende mitteilte, wird es sich der neue Verein zur Aufgabe stellen, die von der Natur geschaffenen Höhen durch Ausbau von Alleen, Aufstellung von Ruhebänken usw. den Besuchern möglichst angenehm und gastlich zu gestalten und so auf den Fremdenbesuch günstig einzuwirken. …“

Nach dem Protokollbuch des Vereins wurden in den Vorstand des Verschönerungsvereins gewählt:

1) Herr Bürgermeister Färvers als Vorsitzender
2) Herr Johann Compans, Bäckermeister als dessen Stellvertreter
3) Herr Hubert Schommer, Schenkwirt zu Hinsbeck als Schriftführer
4) Herr Heinrich Janßen, Bäckermeister daselbst als Rendant
5) Herr Lambert Dors, Kaufmann daselbst
6) Herr Heinrich Rollbrocker, Schenkwirt daselbst
7) Herr Heinrich Bentlage, Bäckermeister daselbst
8) Herr Heinrich Steger, Bäckermeister daselbst
9) Herr Matthias Derstappen, Wirt daselbst, Heide
10) Herr Gerhard Delißen, Wirt das., Hombergen
11) Herr Emil Münkel, Wirt daselbst

Die Mitglieder des Vorstandes wurden bereits kurze Zeit später aktiv. Bis zum März 1908 wurde in mehreren Sitzungen folgendes beschlossen:
– Um eine finanzielle Basis des Vereins zu schaffen, wurden 50 Sammelbüchsen in den Wirtschaften aufgestellt.
– Kirmesdienstag, den 7. Oktober, fand im Saal des Herrn Münkel eine Abendunterhaltung zu Gunsten des Vereins statt.
– Bürgermeister Färvers und Schriftführer Schommer reisten zu den Patres nach Steyl, die für ihre guten Gärtner bekannt waren. Hier gab Pater Rektor Blum die Zusage, einen Sachverständigen zu schicken, der eine Beratung zwecks Neugestaltung der Hinsbecker Höhen geben würde. Auf Basis dieser Beratung wurden im Frühjahr 1908 Johann Maaßen und Theodor Kramers vom Verein als Arbeiter angestellt, die unter Aufsicht der Steyler Brüder die Umgestaltungen vornahmen.
– Zwecks Anwerbung neuer Mitglieder wurde die gesamte Gemeinde in vier Bezirke aufgeteilt, in denen die Vorstandsmitglieder versuchten, neue Mitglieder zu werben.
– Bürgermeister Färvers setzte sich mit den Grundbesitzern der Hinsbecker Höhen in Verbindung zwecks Abtretung der Grundstücke zur Anlegung von Wegen für Spaziergänger usw.
– Die Bänke und Schilder auf den Höhen wurden neu gestaltet. „Anstrich der Bänke sollen dem Anstreicher Schmitz, die Schrift der Wegweiser dem Anstreicher Glasmachers übertragen werden.“
Alle diese Arbeiten führten zu einem steten Aufschwung des Vereins und ließen einen Zuwachs des Fremdenverkehrs erwarten. Die ersten Wirte stellten sich auf Sommerfrischler, die in Hinsbeck übernachten würden, ein.

– Herr Münkel für 8 Personen
– Herr Rollbrocker für 6 Personen
– Frau Wilhelm Fenkes für 4-6 Personen
– Herr Hubert Schommer für 4 Personen.

Dies waren zwar zunächst nur wenige Möglichkeiten für Sommerfrischler, aber ein Anfang war gemacht. In Hinblick auf Gaststätten und Säle hatte der kleine Ort Hinsbeck ebenfalls einiges zu bieten. Ca. 30 bis 40 kleinere und größere Gaststätten und Restaurants boten bereits ausreichend Lokalitäten für die erwarteten Fremden (Hinsbeck war damit im Kreisgebiet die Gemeinde mit der höchsten Zahl an Gaststätten pro 100 Einwohner).
Auch für größere Gruppen und Vereine war die Hinsbecker Gastronomie gerüstet. Sieben Säle mit verschiedenen Größen waren vorhanden (Notiz vom Dezember 1909):

– Ferdinand Schommer, Schlibeck 230 Personen
– Wilhelm Giebmanns, Bahnstraße 245 Personen
– Heinrich Rollbrocker, Markt 250 Personen
– Hermann Pallerberg, Wevelinghov.360 Personen
– Heinrich Ingmanns, Karstraße 410 Personen
– Wwe. Wilhelm Fenkes, Marktstr. 440 Personen
– Heinrich Hartogs, Hauptstraße 550 Personen

Das Hauptproblem des Vereins blieb vorerst die knappe finanzielle Situation. Hier hoffte man, mit Hilfe eines Bergfestes eine bessere Basis zu erreichen. Die Bergfeste des Niederrheinischen Grenzturngaues, die dieser seit 1902 mehrmals in Hinsbeck durchgeführt hatte, hatten gezeigt, wie viele Menschen hiervon angezogen wurden. So veranstaltete der Verschönerungsverein Hinsbeck vom 11. bis 13. Juli 1908 sein erstes Bergfest, wobei er auf eigenen Wunsch von der Freiwilligen Feuerwehr (Aufsicht und Nachtwache) und dem Turnverein Hinsbeck (turnerische Vorführungen am Vorabend) unterstützt wurde.
Hierüber gibt der Bericht des Niederrheinischen Tageblatts vom 17. Juli 1908 Auskunft: „Der hiesige Verschönerungsverein hatte zum Besten seiner Kasse ein großes Volksfest auf den Hinsbecker Höhen veranstaltet, das in allen Teilen recht gelungen verlaufen ist. In den Buden und Bazaren verkauften die Damen des Vereins, wodurch ein bedeutender Überschuss erzielt wurde. Tanz im Freien, Konzert, turnerische Uebungen, Volks- und Kinderspiele füllten abwechselnd die 3tägige Dauer des großen Bergfestes aus. Greise und Kinder, arm und reich, alle beteiligten sich daran und es herrschte nur das eine Urteil, dass so etwas unser Ort noch nie gesehen hat. Der Ueberschuß ist für die Schmückung des Ortes und des Berges bestimmt.“ In einem Vorbericht vom 11. Juli berichtet die gleiche Zeitung weitere Einzelheiten: „… Es sind auf dem Festplatze zwei Riesenzelte, sowie Wein-, Bier- und Kaffeeaus-schank errichtet; ferner Glücks- und Verkaufsbuden. Auch für Belustigungen wie Turn-, Fußballspiele, Sacklaufen, Stangenklettern ist Sorge getragen, auch ist ein Riesenkarussell errichtet. …“ Auch das Protokollbuch des Verschönerungsvereins gibt hierzu einen kurzen Überblick: „Zum Bergfeste wird folgendes bemerkt: Das Fest wurde am Vorabend mit Zapfenstreich, Böllerschüssen und turnerischen Aufführungen eingeleitet. Besuch zwischen 400 – 500 Personen. Sonntag, den 12. Juli morgens Frühkonzert. Nachmittags 2 ½ Uhr Antreten des Musikvereins am Marktplatze und Abmarsch mit den Vorstandsmitgliedern und Damen zum Festplatze. Die Zahl der Besucher wird auf etwa 3-4000 Personen geschätzt. Montag den 13. Juli war bei rauem, windigem Wetter noch ein ziemlich guter Besuch; es mögen etwa 1500 Personen anwesend gewesen sein. …“ Diese insgesamt ca. 6.000 Besucher des ersten Hinsbecker Bergfestes brachten dem Verein einen stattlichen Gewinn von 850 Mark.

Mitte August 1908 ließ die Gemeinde eine Schankbude zur Aufstellung auf den Höhen herstellen. Die Gemeinde stellte die Bude dem Verschönerungsverein zur Verfügung, wobei der Verein die Kosten der Bude über mehrere Jahre zurückzahlen sollte. Der Wirt Heinrich Rollbrocker nahm die Bude zum Ausschank von alkoholfreien Getränken gegen Zahlung einer Pachtgebühr in Besitz. Im März 1909 beschloss der Vorstand, die Schankbude von der Gemeinde komplett zu kaufen. Den noch zu zahlenden Betrag von 125 Mark (400 Mark hatte der Verein schon abgezahlt) übergab der Ehrenvorsitzende Pfarrer Dr. Ansems dem Verein vorschussweise. Auf der Generalversammlung im April 1910 verzichtete Pfarrer Dr. Ansems auf die Rückzahlung des Vorschusses und schenkte dem Verein das Geld.
Ein weiterer bedeutender Punkt war die Herausgabe eines Heftes „Führer durch Hinsbeck und Umgebung“. Nach eingehender Besprechung beschloss der Vorstand, 1000 Stück dieses Führers bei der Firma Ed. Peters in Lobberich drucken zu lassen. Das Heft bestand aus 27 Seiten mit 14 Illustrationen über die Geschichte Hinsbecks und Beschreibungen der Umgebung. Hinzu kamen 27 Seiten mit Inseraten Hinsbecker und auswärtiger Geschäfte.
Zur weiteren Verbesserung des Ortsbildes plante man schon seit einigen Jahren (erstmals 1905), den Weg vom Ort zu den Höhen durch die Anpflanzung von Akazien zu verschönern. Aus Kostengründen musste man den Plan immer wieder zurückstellen. Am 20. Dezember 1912 brachte Bürgermeister Färvers diesen Plan erneut im Gemeinderat ein. Das Protokollbuch des Gemeinderates berichtet hierüber: „Der Bürgermeister gab dem Gemeinderat Kenntnis von seinem Bericht an den Landrat vom 14.12. d.J. und beschließt derselbe, hierauf einstimmig dem Bericht entsprechend aus Anlaß der im Jahre 1913 bevorstehenden patriotischen Feier [Anm.: Silbernes Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II.] ein Naturdenkmal auf Kosten der Gemeinde in folgender Weise zu stiften: Es soll eine Zierbaumallee zu den Hinsbecker Höhenzügen angelegt werden. Dieselbe soll von den Höhenzügen am nördlichen Ausgange des Dorfes beginnend ihren Anfang nehmen und an einem schönen Aussichtspunkte auf den Höhenzügen endigen. Die Strecke soll mit hochgehenden Akazien bepflanzt und am Endpunkt derselben ein besonderer Platz auf den Höhenzügen dafür hergerichtet werden. Wenn höheren Orts gestattet, soll der Allee die Bezeichnung „Kaiser-Wilhelm-Allee“ beigelegt werden. Die Gärtnerei Gebr. Steinberg wird mit der Ausführung beauftragt.“  Am 5. Dezember 1913 berichtet die Rhein & Maas-Zeitung: „Die aus Anlaß des Regierungsjubiläums unseres Kaisers von der Gemeinde gestiftete Kaiser-Wilhelm-Allee ist beinahe fertiggestellt. Die Allee aus ca. 400 jungen Akazien bestehend, zieht sich in schöner Linie vom Hofe des Herrn Hermann Verbeck ab über unsere Höhen bis hinunter zur Schöffenschlucht und gereicht durch ihre Länge (500 Meter) und durch die herrliche Umgebung unserer Höhen zur Zierde.“
Das Protokollbuch des Verschönerungsvereins führt für die Jahre 1913 und 1914 keine Eintragungen auf. Ein Grund ist nicht bekannt. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs lagen alle Aktivitäten des Vereins am Boden.

IV. Der Verein zwischen den beiden Weltkriegen (1919-1945)

Nach Ende des 1. Weltkriegs konnte in die Hinsbecker Verwaltung über lange Zeit keine Kontinuität hineingebracht werden. Dies hing in der Hauptsache mit der belgischen Besatzungsmacht zusammen, die die Bildung einer funktionierenden Gemeindeverwaltung behinderte.

Zum 31. September 1919 trat der seit 30 Jahren in Hinsbeck als Bürgermeister fungierende, nunmehr fast 72 Jahre alte August Färvers von seinem Amt zurück. Der hoch angesehene August Färvers wurde vom Gemeinderat 1926 auf Grund seiner Verdienste um die Gemeinde Hinsbeck zum ersten Ehrenbürger Hinsbecks ernannt. Der VVV ernannte ihn zum Ehrenmitglied.

Unklare und wechselnde Besetzung des Bürgermeisterpostens in den folgenden Jahren ließen auch die Aktivitäten im Verschönerungsverein, dessen Vorsitzender ja der jeweilige Bürgermeister war, ruhen. Im Protokollbuch des Verschönerungsvereins wird nur von einer Sitzung des Vorstands am 31. Juli 1924 nach zwölfjähriger Unterbrechung berichtet. Hierbei wurde beschlossen, ein Gesuch an die Gemeinde zur Aufstellung von 10 neuen Ruhebänken auf den Höhen zu stellen. Diesem Gesuch wurde stattgegeben, der Gemeinderat stellte dem Verschönerungsverein im August 1924 Holz zur Anfertigung von 10 Bänken zur Verfügung.
Am 12. Dezember 1926 trafen sich 44 Mitglieder zur Generalversammlung im Lokal der Wwe. Hubert Schommer. Nach einer kleinen Ansprache über Zweck und Ziele des Vereins wurde der Vorstand ergänzt. Ihm gehörten nun an:

Bürgermeister Kuhn (1. Vorsitzender)
Johann Compans (Stellv. Vorsitzender)
Matthias Plantzen (Schriftführer)
Heinrich Janßen (Rendant)
Lambert Dors, Johann Föhles, Hubert Fenkes, Gerhard Steeger, Heinr. Bendlage, Wilhelm Ginkes Dr. Hermann Cox und Pfarrer Arians (Beisitzer)

Der neue Vorsitzende Kuhn nutzte sofort die Möglichkeiten des Vereins. Bereits auf einer Sitzung am 15. Dezember 1926 beschloss er zahlreiche Arbeiten und Verbesserungen auf den Höhen.

– Teilweise Erneuerung der Bänke
– Ausbesserung bzw. Erneuerung der Weg, Wegweiser und Schilder.
– Einführung geeigneter Reklame in der Niederrheinischen Volkszeitung Crefeld, Drei-Städte-Zeitung Viersen und in der Venlosche Courant-Venlo.
– Antrag auf Einrichtung einer stündlichen Autobusverbindung von Lobberich nach Hinsbeck, um die Gäste vom Bahnhof nach Hinsbeck zu bringen.

Mit diesem letzten Punkt fasste er ein Thema an, dass noch jahrelang offen und ein Ärgernis blieb, denn das Hinsbeck von keiner Autobusverbindung angefahren wurde, behinderte den Ausbau des Fremdenverkehrs und die Entwicklung sehr.

Im Frühjahr 1927 erhielten die Hinsbecker Höhen auch wieder ihre Waldrestauration zurück. Die Rhein & Maas-Zeitung berichtet hierzu: „Eröffnung der Sennhütte. Wie dürfte die Hinsbecker Schweiz mit Berechtigung diese stolze Auszeichnung führen, wenn es in ihr keine Sennhütte gäbe! Dieser Notwendigkeit hat Herr Stephan Wittlings Rechnung getragen. Am morgigen Sonntag wird die an einem der schönsten Punkte der Höhen errichtete Sennhütte eröffnet. Sie bietet dem Wandernden alles, wessen er bedarf: Erfrischungen aller Art, ein schattiges Ruheplätzchen und eine weite, freie Aussicht in die herrliche Umgebung.“ Die Sennhütte stand auf den Höhen in Richtung „Rabennest“ oberhalb des „Deependahls“ und blieb bis in die 1950er Jahre als Treffpunkt der Wanderer und Familien erhalten.
Am 4. September 1927 fand eine große Werbeveranstaltung im Saal Rollbrocker statt. Die Diskussionen zeigten, dass der Verein sich nicht nur um die Verschönerung des Ortes und seiner Umgebung kümmern musste, genau so wichtig war eine Verbesserung der Verkehrssituation. Um dies auch nach außen zu demonstrieren wurde beschlossen, den Namen des Vereins in „Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV)“ zu ändern.
Das erste Hinsbecker Bergfest nach dem 1. Weltkrieg wurde vom Verein für den 7. bis 9. Juli 1928 geplant. Ein aus zehn Mitgliedern bestehender Arbeitsausschuss plante das Fest in allen Details:

– Abzäunung, Stangen, Fahnen und Totalisatorbude stellte der Reiterverein. Vier Eingänge führten zum Festplatz.
– Musik stellte der Hinsbecker Musikverein, sonntags mit 15 und montags mit 7 Mann.
– Das Zelt wurde von der Firma Dohmen in Breyell geliehen, der umzäunte Tanzplatz befand sich im Freien.
– Das RWE stellte eine Kraftanlage auf.
– Die Bewirtung erhielt der Wirt Josten.
– Am Ortseingang wurde ein großes Plakat aufgestellt und in den Zeitungen der näheren und weiteren Umgebung geworben.
– Sechs Hinsbecker Vereine beteiligten sich mit verschiedenen Ständen
– Die Freiwillige Feuerwehr hielt die Tag- und Nachtwache, als Aufsicht waren zwei Polizeibeamte aus Lobberich und Grefrath abgestellt.
– Auch die Sanitätskolonne stellte sich zur Verfügung.
– Auf Wunsch von Pfarrer Arians wurde die Dauer des Festes auf den Beginn der Dunkelheit begrenzt.
– Von allen Besuchern wurde Eintritt verlangt. Für „die ärmeren Kinder“ war der Eintritt frei.

Das Festprogramm sah vor (Zeitungsbericht vom 16. Mai 1928): „… Samstagnachmittags um 5 Uhr geschlossener Aufmarsch zum Festplatz auf den Höhen und Eröffnung des Bergfestes durch den Verkehrs- und Verschönerungsverein. Sonntag vormittags Frühkonzert auf dem Festplatz. Soweit der offizielle Teil. Ein groß angelegter Vergnügungspark wird im Übrigen dafür Sorge tragen, dass jeder Besucher des Bergfestes in der Hinsbecker Schweiz nach jeder Richtung hin auf seine Kosten kommt. Zwei Riesenzelte sowie ein im Freien errichteter Tanzplatz werden Gelegenheit bieten, das Tanzbein ausgiebig zu schwingen.“

Der Vorstand bestand 1930 aus:
Ehrenvors. – Johann Compans
1. Vorsitzender – Bürgermeister Roth
Kassierer – Heinrich Janßen
Schriftführer – Matthias Plantzen
Beisitzer – Leonhard Dors sen., Johann Föhles, Wilhelm Ginkes, Gerhard Steeger, Heinr. Bendlage, Heinr. Vosdellen, Leonhard Inderfurth

Die größten Aufgaben für den inzwischen aus 97 Mitgliedern bestehenden VVV waren im Jahre 1930 zunächst die Anlegung neuer Wege und die Aufstellung neuer Bänke. Darüber hinaus wurde das Umfeld des Kreuzbergs und des Kriegerdenkmals vom VVV instand gesetzt, die hierfür angefallenen Kosten wurden mittels einer Haussammlung aufgebracht.

Für das Jahr 1931 sind im Protokollbuch des VVV keine Sitzungen notiert, Gründe hierfür sind nicht genannt. Erst im Sommer 1932 berief Bürgermeister Roth auf ein Beschwerdeschreiben des Wirtevereins hin wieder eine Mitgliederversammlung ein. Dem Hauptpunkt des Wirtevereins, der verstärkten Werbung für Hinsbeck und die Hinsbecker Schweiz, wurde von der Generalversammlung stattgegeben. In vielen Bereichen erfolgten inzwischen Werbungen für die Hinsbecker Schweiz:

– Der VLN hatte bereits im Jahre 1931 ein Sonderheft mit zahlreichen Bildern und Wandervorschlägen über die Hinsbecker Schweiz mit einer Auflage von 30.000 Stück herausgegeben, die in ganz Deutschland verteilt wurden.
– Im Frühjahr 1933 ließ der VVV ein Werbefaltblatt mit einer Auflage von 10.000 Stück drucken. In den folgenden Jahren wurden jeweils 3.000 Faltblätter an Verkehrsbüros in Essen, Mönchengladbach, Düsseldorf, Neuß, Duisburg, Hamborn, Oberhausen und Moers versandt.
– Gemeinsam mit dem Wirteverein brachte der VVV in den Jahren 1932 bis 1938 im Frühjahr und Sommer regelmäßig Werbungen in den Zeitungen der Umgebung unter dem Slogan „Die Heide blüht!“.
– Bei Werbeveranstaltungen des VLN in ganz Deutschland wurden vergrößerte Bilder Hinsbecks und seiner Umgebung ausgestellt.

Der Werbefeldzug zeigte in Hinsbeck schon bald Erfolge. Viele auswärtige Gruppen und Vereine besuchten Hinsbeck, die Besucher und Übernachtungszahlen nahmen deutlich zu.

Im Juli 1933 fand auf den Hinsbecker Höhen das zweite Bergfest nach dem 1. Weltkrieg statt. Bei den Planungen wirkte erstmals der Orstvorsitzende des ,Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand,, Herr Berger mit. Die Durchführung des Bergfestes erfolgte im Grunde wie beim Bergfest 1928 auf dem Festplatz nahe dem Galgenberg.

Doch auch der kleine Ort Hinsbeck wurde nicht von den politischen Umwälzungen in Deutschland verschont. Von der Führung der N.S.D.A.P. wurde angeordnet, dass sämtliche Vereine bis zum 1. September 1933 ihre Vorstände dahin Neuzubilden haben, daß der Vorsitzende oder sein Stellvertreter und 51% der übrigen Vorstandsmitglieder eingeschriebene Mitglieder der N.S.D.A.P. sind (Gleichschaltungsgesetz der Reichsregierung). Am 29. August 1933 bestimmte daraufhin der Ortgruppenführer der N.S.D.A.P. in Hinsbeck, Inderhees, den Bürgermeister Roth (er gehörte der Zentrumspartei an) zum Vorsitzenden des Verschönerungsvereins. Dieser ernannte zu seinen Mitarbeitern:

stellv. Vorsitz.- Willi Stammen
Kassierer  – Matthias Plantzen
Schriftführer  – Martin Ripkens
Beisitzer – Johann Föhles, Paul Kwasny, Heinr. Vosdellen, Heinr. Stams, Gottfr. Görtz, Heinr. Rollbrocker, Matth Delißen, Johann Thoneyk

Die Bemühungen um Urlauber zeigten dann ab 1934 noch größeren Erfolg. Das Niederrheinische Tageblatt berichtet hierzu am 7. Juli: „Über 6.000 Hitlerjungen werden hier Sommeraufenthalt nehmen. Auf unseren Höhen werden seitens der Gebietsführung West der Hitler-Jugend zwei Sommerzeltlager errichtet werden, und zwar eins an demLandschulheim und das andere auf dem Sportplatz der Rhenanen. Hier sollen wöchentlich 700 bis 800 Hitlerjungen (wöchentlicher Wechsel) untergebracht werden. Die Belieferung der Lager dürfte unseren Geschäftsinhabern zugute kommen.“

Dieser Sommeraufenthalt für die städtische Jugend wurde in den folgenden Jahren beibehalten, wie wir eine Meldung der Niederrheinischen Volkszeitung vom 21. Juli 1936 entnehmen: „Das Zeltlager auf den Krickenbecker Höhen (!) hat bereits die zweite BdM-Belegschaft, die augenblicklich aus dem ganzen Gau Düsseldorf zusammengestellt ist. Unter ihnen befinden sich auch 42 Krefelderinnen. Das Lagerleben dauert bis Ende August.“

Im Juni 1934 trat der Ortsgruppenleiter der N.S.D.A.P. Berger, zwecks gemeinschaftlicher Veranstaltung eines Bergfestes an den VVV heran. Er betonte, daß das von der örtlichen Parteileitung beschlossene „Höhen-, Heimat- und Heide-Fest“ auch dann abgehalten werde, wenn sich der VVV nicht bereitfinden würde, mit der Partei in dieser Sache gemeinsam zu arbeiten. Nach längerer Diskussion beschloss der Vorstand gegen eine Stimme gemeinsam mit der Ortsgruppe der N.S.D.A.P. ein „Hö-Hei-Hei-Fest“ zu veranstalten.

Dieses Fest wurde nun mehr als Volksfest mit vermehrter Unterhaltung für jung und alt veranstaltet. Neben dem großen Festzelt (1000 m²) mit zwei Tanzflächen wurden zahlreiche Belustigungen geboten:

– Puppen- und Büchsenwurfbude
– Kletterstange und „Lukas“
– Rutschbahn
– Schaukel und Kinderkarussell
– Sack- und Eierlaufen
– Waldkegelbahn und Schießbude

Für den Verkauf von Esswaren, Eis und Tabakwaren usw. wurden von einheimischen Händlern Buden aufgestellt. Besuch und Gewinn waren auch in diesem Jahr zufriedenstellend. Da sich der VVV etwas zurückzog, organisierte die Ortsgruppe Hinsbeck der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ in den Jahren 1935 und 1936 alleine das „Hö-Hei-Hei-Fest“ auf den Hinsbecker Höhen.

Der VVV hatte inzwischen andere Probleme. Im März 1935 war der Hinsbecker Bürgermeister Nikolaus Roth, ein Zentrumspolitiker, auf Veranlassung der  NS-Kreisleitung  beurlaubt worden. Er wurde zunächst vom ersten Beigeordneten Johann Holthausen vertreten (Johann Holthausen war seit April 1933 erster Beigeordneter der Gemeinde Hinsbeck; zweiter Beigeordneter war seit Dezember 1934 Quirin Ophoves, Schriftführer seit April 1933 Paul Kwasny). Zum 25. November 1935 wurde Johann Holthausen zum Bürgermeister Hinsbecks ernannt. In dieser Zeit war auch der VVV ohne Führung. Die Abberufung von Bürgermeister Roth hatte sich bereits in den Monaten zuvor abgezeichnet, so das seit Mitte 1934 keine Aktivitäten im VVV und damit in dem für die Hinsbecker Geschäfte wichtigen Bereich Fremdenverkehrsförderung erfolgten.

Zum 4. Juni 1935 rief der Schriftführer Martin Ripkens den VVV-Vorstand zu einer Besprechung im Parteibüro („im Braunen Haus“) zwecks Neuwahl eines Vorsitzenden. Das Protokollbuch meldet hierzu: „Ferner wurden Ortsgruppenleiter Berger und der Beigeordnete Holthausen zu der Besprechung hinzugezogen. Die Versammelten einigten sich auf das langjährige Vorstandsmitglied Johann Föhles als Vereinsvorsitzenden. Dieser nahm auch den Posten dankbar an. Er betonte aber hierbei, daß diese Regelung nur eine vorübergehende sein könne, da nach seiner Meinung der jeweilige Bürgermeister nur als Vorsitzender infrage kommen könne.“ Als neuen Vorstand bestimmte er:

2. Vorsitzender und Geschäftsführer – Heinrich Vosdellen
Schriftführer – Martin Ripkens
Kassierer – Matthias Plantzen
Wegwart  – Hubert Fenkes
Mitarbeiter – Paul Kwasny, Johann Inderhees, Gottfried Görtz, Johann Thoneyk, Heinrich Heyer (Vorsitzender des Wirtevereins)

Matthias Delißen, der als Pressewart eingesetzt werden sollte, nahm den Posten wegen Interessenüberschneidungen nicht an. Neben diesen Personalien beschloss man, einen guten Fotoapparat zu beschaffen, um entsprechende Bilder für Artikel und Werbung zur Verfügung stellen zu können.

Zum 1. April 1936 wurde der jahrelange Zusammenschluss der Gemeinden Hinsbeck und Leuth gegen den Willen der Gemeinderäte aufgelöst. Auf Anordnung des Landrats wurden die Gemeinden Lobberich mit Hinsbeck sowie Kaldenkirchen mit Leuth zu je einer Amtsgemeinde zusammengefasst. Amtsbürgermeister wurde der bisherige Lobbericher Bürgermeister Marx. Der bisherige Hinsbecker Bürgermeister Johann Holthausen wurde nun ehrenamtlicher Bürgermeister Hinsbecks. Den Vorsitz im VVV behielt Johann Föhles. Bis dahin hatte Bürgermeister Holthausen auf den Vorsitz verzichtet, obwohl nach einer Anordnung des Landrats Verschönerungsvereine grundsätzlich unter der Leitung des Bürgermeisters zu stehen hätten.

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1937 trat Johann Föhles zurück, den Vorsitz übernahm Bürgermeister Johann Holthausen. Gleichzeitig wurde Johann Föhles zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Zahl der Vereinsmitglieder betrug nur noch 49 Personen.

Im Laufe des Jahres 1936 wurden Diskussionen wegen der Bildung eines Naturschutzgebietes im Landkreis Kempen-Krefeld bekannt. Auf Antrag des Hinsbecker Bürgermeisters Holthausen wurden einige Bereiche der Hinsbecker Heide wegen des Fremdenverkehrs und seiner wirtschaftlichen Bedeutung für Hinsbeck aus dem Naturschutz herausgenommen. Am 13. Oktober 1936 erhielt die Gemeinde eine Karte über das nunmehr endgültige Naturschutzgebiet in der Gemeinde Hinsbeck. Die Rheinische Landeszeitung bemerkt dazu: „Das Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen ist das größte im Regierungsbezirk Düsseldorf. Mit Zustimmung des Reichsforstmeisters hat, wie bereits berichtet, der Regierungspräsident das Gebiet der Krickenbecker Seen im Kreise Kempen-Krefeld als Naturschutz-gebiet erklärt. Das Gebiet umfaßt mit 800 Hektar neben den vier Seen mit Uferzone auch die ganzen Hinsbecker Höhen, große Teile der Venloer und Plankenheide, das Nettetal bis zur Schürkes Beek sowie das Gebiet der Torfkuhlen und des Platzes der Burg Alt-Krickenbeck bei der Leuther Mühle. Bereits die vor mehr als 25 Jahren gegründete „Landschaftsstelle für Naturdenkmalpflege (Sitz Krefeld)“ wie auch die seit einigen Jahren an ihre Stelle getretene „Bezirksstelle für Naturschutz im Regierungsbezirk Düsseldorf“ haben in Wort und Schrift immer wieder darauf hingewiesen, dass die Landschaft von Krickenbeck vor jedem Eingriff bewahrt bleiben müsse. … Im Rahmen der Nette-Melioration wurde nach langen Verhandlungen von den Behörden, den Vertretern des Naturschutzes und der Genossenschaft ein Plan des Kulturbaubeamten gutgeheißen, nach dem das gesamte Gebiet im heutigen Zustand erhalten bleiben kann. … Mit 800 Hektar ist das neue Naturschutzgebiet das größte des Regierungsbezirkes Düsseldorf. In der Provinz steht es hinter dem Siebengebirge und dem Laacher Seengebiet an dritter Stelle. Der unvergleichliche Zusammenklang von Wasser, Wald und Heide dieser stillen Landschaft ist jedem Besucher unvergeßlich.“
Das Jahr 1937 brachte dem VVV Hinsbeck zwei bedeutende Ereignisse. Dies war zunächst die Feier des 30jährigen Bestehens, das der VVV mit der Veranstaltung eines Bergfestes verband. Das Wirken des VVV in diesen 30 Jahren des Bestehens würdigte die Niederrheinische Volkszeitung in einem Artikel vom 10. Juli 1937: „… 30 Jahre arbeitet nunmehr der Hinsbecker Verkehrs- und Verschönerungsverein für die Heimat und fürwahr, trotz vielen mißlichen Dingen sind schöne und große Erfolge erzielt worden. Ver-schönerung und Ausbau von Höhen, Wald und Heide, ohne dabei der natürlichen Beschaffenheit des Landes zu nahe zu treten, Anlegung des größten Strandbades im Netteseengebiet, Schaffung von Ring- und Höhenwegen mit Ausblicken zum Niederrhein und den Niederlanden sind das schwererkämpfte Produkt dieser Mühen und Aufgaben, die nur Kraft der Liebe zur Heimat in Angriff genommen werden konnten. Uneigennützig nur für die Gemeinschaft haben viele Männer und Frauen in diesen langen Jahren geschafft, damit der Segen der Allgemeinheit zugute kam und dieser neue wirtschaftliche Vorteile gebracht wurden. Heute ist Hinsbeck bereits ohne Fremdenverkehr nicht mehr vorstellbar.“

Das Fest und insbesondere das Kinderschützenfest wurden ein großer Erfolg. Die Rheinische Landes-zeitung schreibt dazu: „Einer der Höhepunkt dieses Bergfestes war das erste (und einzige) Kinderschützenfest am Montag. Die Vorarbeiten lagen in den Händen des Hinsbecker Lehrers und N.S.D.A.P. Ortsgruppenleiters Theodor Dickopf. Die Niederrheinische Volkszeitung berichtet am 2. Juli 1937: „Als Auftakt zum Kinderschützenfest zog ein Schützenzug unter Vorantritt einer Reiterschar und eines Trommlerkorps nach einem Marsch durch den Ort zu den Höhen, wo das Königsvogelschießen stattfand. Helle Begeisterung herrschte unter den jugendlichen Schützen, als der Bürgermeister und die Lehrer die ersten Schüsse abgaben. Dann legten die Jugendlichen auf den Vogel an, bis es beim 108. Schuß dem Schützen Heinrich Stiels, Hinsbeck-Wevelinghoven, gelang, den Vogel von seiner Höhe zu holen. Unter größter Freude wurde der erste König der jugendlichen Hinsbecker Schützen unter dem Namen „Heinrich I.“ zum König proklamiert. In geschlossenen Einheiten ging es dann wieder zum Ort, wo der König der gesamten Bürgerschaft auf dem Marktplatze gezeigt wurde. Nun steht dem „Großen Fest der Kleinen“ nichts mehr im Wege.“

Das zweite Großereignis des Jahres 1937 war die Ernennung des Ortes Hinsbeck zum Musterdorf des Kreises. Am 27. Juni 1938 rief das Gaupropagandaamt Düsseldorf zu einem „Leistungskampf der deutschen Dörfer“ auf. Unter dem Begriff „Schönheit des Dorfes“ sollten systematisch Straßen und Häuser verschönert werden. Hierzu meldete die Rheinische Landes-zeitung im Februar 1937: „Laut Mitteilung der Gaudienststelle der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ ist Hinsbeck zum Musterdorf des Kreises Viersen-Kempen erklärt worden. Partei und Verwaltung unternehmen sofort Schritte, um dieser hohen Anerkennung und bedeutsamen Verpflichtung für die Zukunft Rechnung zu tragen. …“

Diese Ernennung brachte Hinsbeck eine größere Bedeutung in der Landesplanung des Kreises. Um die Erreichbarkeit Hinsbecks für den Fremdenverkehr zu verbessern, wurde die Straße zwischen Hinsbeck und Lobberich Ende 1936 verbreitert und erhielt eine neue Decke. Außerdem wurden im Ort Bordsteine mit Rinnen verlegt. Die Straße von Hinsbeck nach Krickenbeck wurde ebenfalls verbreitert und erhielt eine Teerdecke. Zur Verschönerung des Ortes führte der VVV ab 1937 jährlich einen Blumenschmuckwettbewerb durch und für das Dorf wurden Vorgaben zur Verschönerung erstellt. Neubauten im Dorf sollten nicht als Prachtbauten erfolgen, sondern der alte Stil sollte erhalten bleiben. Der Anstrich der Häuser, seiner Fensterrahmen und Türen wurde forciert und die Straßen durch das Aufstellen von Blumenkübeln verschönt. Wanderwege und Rastmöglichkeiten wurden verbessert bzw. erweitert und im Jahre 1939 auch die Amandusquelle neu gefasst.

Für die KdF-Urlauber wurden Heimatabende veranstaltet, wo z.B. der MGV Eintracht bei Liederabenden auftrat. Alte Hinsbecker Bürger stellten sich als Fremdenführer zur Verfügung. Darüber hinaus wurden erstmals auch Hinsbecker Reiseandenken verkauft. Die Aktivitäten der Kdf-Organisation unterstützte der VVV durch die Zusendung von großen Bildern für Ausstellungen und Werbe- und Wanderhefte verschiedenster Art. Im Gegenzug setzte die KdF Sonderzüge für Urlauber nach Hinsbeck ein und organisierte Zeltlager der Jugend.

Im gleichen Jahr (1938) forderte der Landesfremdenverkehrsverband Rheinland die Gemeinde Hinsbeck wiederholt dazu auf, dass von ihr so gern gewählte werbewirksame Attribut „Hinsbecker Schweiz“ aus der Werbung zu streichen, weil es eine „unzeitgemäße Bezeichnung sei“. Als Ersatz wurde die etwas holprige und nicht gerade griffige Formulierung „Hinsbecker Höhen und Krickenbecker Seen-Gebiet“ vorgeschlagen. Die Gemeinde durfte ihre Prospekte noch aufbrauchen, erklärte aber ihren Verzicht auf den Titel „Hinsbecker Schweiz“. Nach dem Krieg lebte dieser Begriff jedoch schnell wieder auf und hat sich bis heute erhalten.

Beim Bergfest im Jahre 1938 bot man wieder eine neue Attraktion an: Am Samstagabend führte man eine Boxveranstaltung durch. Auch im Juli 1939 feierte man das Bergfest auf den Hinsbecker Höhen, wiederum mit einer boxsportlichen Veranstaltung am Samstagabend.

Über das Aussehen Hinsbecks und die noch nötigen Verbesserungen gibt ein Zeitungsbericht vom Frühjahr 1938 Auskunft:

– „Von Lobberich nach Hinsbeck wandelt man auf einer staubfreien Straße, die sich am Ausgang des Ortes nach den Seen, am Schloß Krickenbeck vorbei bis in die bewaldeten Grenzstreifen ausdehnt.
– Am Ortseingang beim Krankenhaus wurden die alten Hecken entfernt und durch neue Ligusterhecken ersetzt.
– Unter der hohen Linde am Entenmarkt soll in den nächsten Monaten ein schönes Ruheplätzchen durch Aufstellen von Bänken geschaffen werden, die in halbrunder Form ebenfalls eine Ligusterumkleidung erhalten.
– Der Aufgang zum Marktplatz zeigt sich in herrlichem Grün. Innerhalb der neu angelegten Bürgersteige wurden Kugelakazien angepflanzt, die mit ihren saftig-grünen Baumkronen einen schönen Schmuck für den geschlossenen Ort darstellen.
– Bis oben zum Marktplatz haben fast alle Hausbesitzer vor ihrem Anwesen den Bürgersteig mit Plattenbelag versehen.
– Die Häuser haben im Allgemeinen ein gutes äußerliches Aussehen. Fast alle Fenster haben Blumenschmuck.
– Zwischen dem Rathaus und dem Aufgang zum Kirchplatz finden wir eine Reihe Blumenkübel mit Palmen, die sich schön ausmachen.
– Zu bemängeln ist die große Staubplage auf dem Marktplatz
– Der Platz am Kriegerdenkmal wird von allen gerne ob seiner schönen ruhigen Lage besucht, da auch Bänke zum Verweilen einladen.
– Ein schönes Plätzchen ist auch der Kreuzberg in der Nähe der Windmühle. Hier finden wir sauber gepflegte Anlagen mit Blumen und schattigen Ruheplätzen. Allerdings ist die dahin führende Straße nicht besonders schön.
– Der Aufgang zu den Höhen hat eine Kiesdecke erhalten
– Die Straße am Friedhof vorbei erhält im Oktober eine neue Schotterdecke.
– Die einzige noch schlechte Wegestrecke vom Voursenbeck zur Waldesruh erfährt augenblicklich eine eingehende Ausbesserung.“

Mitte April 1939 wurde Johann Holthausen als ehrenamtlicher Bürgermeister Hinsbecks von der N.S.D.A.P.-Ortsleitung abgesetzt (obwohl er Mit-glied der N.S.D.A.P. war). Auf Vorschlag des Kreisleiters Riem wurde am 5. November 1940 der Hinsbecker Stadtförster Paul Kwasny, bisher N.S.D.A.P.-Ortsgruppenleiter, Schiedsmann der Gemeinde und Schriftführer im Gemeinderat, zum neuen ehrenamtlichen Bürgermeister bestellt, am 17. Dezember 1940 erhielt er die Ernennung. Die Beigeordneten Quirin Ophoves und Fritz Funken blieben in ihren Positionen.
Mit diesem Wechsel wurde Paul Kwasny auch Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. Er versammelte den VVV-Vorstand jedoch nur noch einmal am 13. Mai 1941. Hierbei ernannte er folgenden Vorstand:

2. Vorsitzender – Johann Föhles
Geschäftsführer – Heinrich Vosdellen
Kassierer – Heinrich Stammen
2. Kassierer – Matthias Plantzen
Beisitzer – Gottfried Görtz, Johann Thoneyk, Johann Inderhees, Heinrich Heyer, Heinrich Stams, Johannes Dors, Hubert Fenkes, Matthias Derstappen

Wegen des Krieges waren jedoch kaum neue Aktivitäten möglich. Reisen sollten unterbleiben und da die Verpflegung durch die Gastgeber nicht so erfolgen konnte wie bisher, wurde jede Werbung eingestellt. Der Blumenschmuck-Wettbewerb sollte jedoch weitergeführt und die durch den Bau des Westwalls entstandenen Schäden an den Wanderwegen und Bänken weitgehend beseitigt werden. Auch die Beschilderung der Wanderwege wurde repariert bzw. erneuert, so dass die wenigen auswärtigen Gäste weiterhin hier ihren Urlaub genießen konnten.

Die Eintragungen im Protokollbuch des Verkehrs- und Verschönerungsvereins enden mit dieser Vorstandssitzung vom 13. Mai 1941. Der Krieg brachte alle Fremdenverkehrs- Aktivitäten des Vereins und der Gemeinde zum erliegen. Die Arbeiten des Vereins ruhten.

Ein bedeutendes Kapitel der Hinsbecker Aktivitäten für den Fremdenverkehr wurde in dem bisher berichteten weitgehend übergangen: Die Hinsbecker Badeanstalt.
Sie war in der ganzen Zeit für die Hinsbecker, den Fremdenverkehr, die Jugendlager und die Schulen ein wichtiger Punkt, der seine Anziehungskraft nie verlor.

Da sich ihre Entstehung und Weiterentwicklung über den gesamten bisher behandelten Zeitraum verteilt, wird ihre Geschichte bis zum 2. Weltkrieg nachfolgend zusammengefasst.

V. Die Badeanstalt Hinsbeck bis zum Ende des 2. Weltkriegs

Erste Nachrichten über eine Badeanstalt an den Krickenbecker Seen stammen vom Juli 1902. Damals genehmigte der Gemeinderat die Beschaffung einer Sitzbank, eines Kleiderwerkes und eines Häuschens mit Schilf abgedeckt zum Aus- und Ankleiden. Die Größe dieses schilfgedeckten Häuschens betrug ca. 2,5 Meter im Durchmesser und befand sich unmittelbar am Ufer des Sees. Wie lange dieses Schilfhaus hier gestanden hat, ist nicht bekannt.

Nach dem 1. Weltkrieg waren die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde gering. So versuchte man, das von der Natur gegebene Kapital zu nutzen und plante einen Ausbau der Badeanstalt. Mit einer kleinen finanziellen Unterstützung der Bezirksregierung beauftragte die Gemeinde am 24. Mai 1925 die „Mechanische Schreinerei Heinrich Schatten, Hinsbeck“ mit der Erstellung einer neuen Badeanstalt. Hierbei wurde ein kleines Holzhaus mit Dachschalung und Teerpappe direkt am Wasser stehend erbaut. Das Haus hatte bei einer Größe von 36 Quadratmetern (12 x 3 Meter) 10 Umkleidekabinen mit Bänken und einen Wärterraum mit Schiebeschalter. Das Gelände wurde durch eine Palisadenwand in Bereiche für weibliche und einen für männliche Personen unterteilt. Auf jeder Seite führten zwei ca. zwei Meter lange Laufstege aus Eiche ins Wasser. Badewärter war Johann Cremers aus dem Hombergen, der als Entlohnung 50% der Einnahmen erhielt. Bereits im Jahr 1925 konnte er 3.780 Eintrittskarten verkaufen.

Über den Zustand der Badeanstalt und seiner Sicherheitsvorkehrungen berichtete der Kreisarzt des Kreises Geldern am 27. Mai 1928: „ Heute wurde die Badeanstalt in Hinsbeck besichtigt. Sie besteht aus einem Holzverschlag mit je einem Auskleideraum für Männer u. Frauen; sie liegt sehr schön an den Krickenbecker Seen. Ein Rettungsgürtel ist nicht vorhanden…. Es fehlt eine Abortanlage, ohne die es leicht zur Verschmutzung der Umgebung kommen kann. Bei der großen Ausdehnung der Seen halte ich das Vorhandensein eines Rettungskahnes für notwendig. … Erwünscht ist die Anlegung eines Strandbades für Sonnenbäder, was durch Rückverlegung des Badehauses zu ermöglichen ist.“ Bürgermeister Roth teilt in seiner Antwort mit, dass eine Aufsicht vorhanden wäre, die jedoch des Schwimmens unfähig ist. Der Badeaufsicht wurde die Teilnahme an einem Rettungschwimmer-Kursus auferlegt.

Der Sandstrand wurde erst beim Bau der größeren, im heutigen Bereich erbauten Badeanstalt 1931 erstellt.
Bereits im Jahre 1927 wurde ersichtlich, dass die bestehende Badeanstalt für die nun ca. 4.000 Besucher pro Jahr zu klein war. Es dauerte dann doch noch bis zum Juli 1930, ehe man dem Schreinermeister Jean Janßen aus Hinsbeck den Auftrag zum Bau einer neuen Badeanstalt erteilte, zum Herbst 1931 wurde diese neue Badeanstalt fertig. Über den Zustand 1931 berichtet das Protokollbuch des Gemeinderates am 18. Mai: „… ist der Neubau einer Badeanstalt nicht mehr zu umgehen. Die Zustände im vorigen Jahr waren geradezu toll. Da die jetzige Badeanstalt bei dem Massenandrang nicht mehr aufnahmefähig war, so zogen sich die Leute einfach aus, wo sie gingen und standen, und liefen im Badekostüm auf den Straßen und Wegen, wo tausende Ausflügler vorbeikamen. …“ – und das bei den damaligen Moralvor-stellungen, wo Männlein und Weiblein nicht an einem gemeinsamen Strand liegen durften!

Nachfolger des 1927 verstorbenen Bademeisters Johann Cremers wurde Johannes Schmitz aus dem Hombergen unter der Bedingung, dass er an einem Kursus für Rettungsschwimmen teilnimmt. Nach seinen Abrechnungen hatte sich die Anzahl der Badegäste im Jahre 1932 gegenüber 1931 auf ca. 7.500 verdoppelt! Damit war die Badeanstalt zu einer guten Einnahmequelle für die Gemeinde geworden.

Durch die extreme Steigerung der Besucherzahlen wurde nun auch die im Jahre 1931 erstellte Badeanstalt zu klein. Der Arbeitsumfang umfasste die Erstellung von Toilettenanlage und Dusche, Umkleideräume mit Garderobe und Sprungbrett inklusive Schwimmbojen. Die Erstellung der Fundamente wurde dem Maurermeister August Kreiten übertragen, die Holzarbeiten gingen an Schreinermeister Jean Janßen/Schlossstraße. Weitere Arbeiten gingen an Rüttger Fenkes (Installationen), Heinrich Schiffer (Dachdecker) und Joachim Schmitz (Anstreicher). Über den Erfolg dieser Erweiterung berichtet Ende 1935 der stellvertretende Bürgermeister Holthausen: „Der Neubau der Badeanstalt hatte eine Belebung des Badebetriebes zur Folge. In der abgelaufenen Saison wurden an 14.077 Personen Badekarten verausgabt, hinzu kommen noch 3 Sommergäste, die eine Pauschale gezahlt haben. Von dem Hitler-Jugendlager der S.A., H.J. usw. haben 7.028 über 14 Jahre und 1.432 unter 14 Jahren frei gebadet. Hinzu kommen dann noch die Schüler der hiesigen Volks- und Berufsschule. Zusammengefaßt werden etwa 25.000 Personen die hiesige Badeanstalt genutzt haben.“

Ein Ereignis vom Sommer 1935 zeigt den Einfluss der N.S.D.A.P.-Ortsgruppe auf alle Bereiche in Hinsbeck. Am 12. August 1935 schrieb Christian Otten im Namen der Ortsgruppe Hinsbeck an die Polizeiverwaltung: „Ich bitte, doch baldigst am dortigen Freibad eine Tafel mit der Aufschrift anbringen zu lassen „Besuch von Juden unerwünscht“. Wenn ich davon absehe, von einem Verbot zu sprechen, so geschieht das mit Rücksicht auf die nahe holländische Grenze.“ Am 19. August 1935 notierte der stellvertretende Bürgermeister Holthausen: „Schild wurde gefertigt und an der Badeanstalt an gut sichtbarer Stelle ausgehängt.“

Ende August 1941 wurde der Bademeister Joachim Schmitz zum Militär eingezogen. Da alle jüngeren Männer ebenfalls zum Militär eingezogen waren, wurde seine Aufgabe auf mehrere ältere Männer verteilt. Der Kriegsbeschädigte Wilhelm Hinsen, wohnhaft auf der Schulstraße (heute Parkstraße) wurde Aufseher, Johann Inderhees, Vorarbeiter bei der Gemeinde Hinsbeck, war für die Anlage zuständig und Helmut Görden stand für das Gewässer und als Rettungsschwimmer zur Verfügung. Diese betrieben die Badeanstalt noch einige weitere Jahre, obwohl der Besuch stark zurückging.

VI. Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg (1945-1956)

Die Gemeinde Hinsbeck hatte durch den 2. Weltkrieg im Vergleich zu vielen anderen Städten und Gemeinden nur wenig materiellen Schaden erlitten. Doch der Verlust von Verwandten, Freunden und Bekannten und die jahrelange Unsicherheit über das Schicksal vieler Soldaten und Flüchtlinge brachten den Bürgern noch viele Jahre seelische Probleme.

Die am 2. März 1945 von Lobberich her kommenden amerikanischen Truppen und Panzerverbände zogen ohne Widerstand in Hinsbeck ein. Sie setzten Bürgermeister Paul Kwasny ab und übernahmen die Verwaltung. Die Kommandantur der englischen Militärregierung unter Leitung von Major Grier ernannte den Lehrer Ernst Imhorst zum neuen Bürgermeister. Imhorst berief am 8. August 1945 zu seiner Unterstützung einen aus vier Mitgliedern bestehenden Beirat:

– Willi Windbergs als Vertreter der Landwirtschaft
– Josef Josten als Vertreter des Handels
– Adam Cürvers als Vertreter des Handwerks
– Jakob Reichen als Vertreter der Arbeiter

Dieser Beirat fungierte bis Ende November 1945, als die Kommandantur eine erste Gemeindevertretung für die Gemeinde Hinsbeck mit 16 Mitgliedern zzgl. des Bürgermeisters Imhorst bestimmte. Am 15. September 1946 kam es zur ersten freien Wahl nach dem 2. Weltkrieg. Ernst Imhorst trat am 28. September 1946 von seinem Amt zurück. Zu seinem Nachfolger ernannte der erste, frei gewählte Gemeinderat den Landwirt Albert Thoenes. Nach den zweiten Gemeinderatswahlen vom 17. Oktober 1948 wurde Wilhelm Ginkes zum neuen Bürgermeister gewählt.

Unter der englischen Führung wurden die Auf-gaben in den Gemeinden neu verteilt. Bisher war der Bürgermeister auch gleichzeitig Verwaltungschef. Von nun an stand der Bürgermeister nur noch als Repräsentationsfigur an der Spitze der Gemeinde und war Leiter des Gemeinderates. Die Verwaltungsarbeit in der Gemeinde wurde nun jedoch einer hierzu ausgebildeten Person übergeben, dem Gemeindedirektor. Am 29. März 1946 wurde Referendar Wilhelm Leyens aus Krefeld zum ersten Gemeindedirektor der Gemeinde Hinsbeck gewählt.

Gemeindedirektor Leyens lud zum 18. Juli 1946 zu einer ersten Besprechung des VVV nach dem 2. Weltkrieg ein. Das Protokollbuch berichtet hierzu: „Um dem Wirken des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, der durch die Kriegsereignisse seine Tätigkeit eingestellt hatte, neuen Auftrieb zu geben, hatte Gemeindedirektor Leyens einige Herren des früheren Vorstandes … zu einer Besprechung im Sitzungszimmer des Rathauses geladen. Es waren erschienen:
Herr Matthias Plantzen
Herr Heinrich Stammen
Herr Hubert Fenkes
Herr Willi Windbergs fehlte entschuldigt
Zugezogen war als Schriftführer Herr Hermann Timmermanns.“

Diese Runde führte nun Vorplanungen durch, mit welchen Herren ein neuer Vorstand gebildet werden könnte und über die Abfassung einer neuen Satzung. Auf der ersten Generalversammlung nach dem 2. Weltkrieg am 3. August 1946 im Lokale Josten fanden sich so viele Interessierte ein, dass das Lokal die Menschen kaum fassen konnte. Der vorläufige Vorsitzende Gemeindedirektor Willi Leyens begrüßte die Anwesenden und erklärte den Sinn und Zweck des Vereins. Nachdem man die neue Satzung einstimmig angenommen hatte, wurde folgender Vorstand gewählt:
Ehrenvorsitz. – Johann Föhles
1. Vorsitzender – Gemeindedirektor Willi Leyens
Geschäftsführer – Verw. Angest. H.Timmermanns
Kassierer – Rendant Heinrich Stammen
Stellv. Kassierer – Hubert Fenkes
Beisitzer – Heinrich Bendlage, Willi Ginkes, Johann Thoneyk, Hans Füsser, Heinrich Lichters, Theo Schreyer, Matthias Derstappen

Der größte Diskussionspunkt des Abends war die Wiederherstellung der Badeanstalt. Wie Hermann Timmermanns in seiner Chronik zum 75jährigen Bestehen des Vereins schreibt, haben [die Holländer] unsere schöne Badeanstalt abmontiert und irgendwo an der Maas wieder aufgebaut. Da es in der damaligen Zeit der Kontrollgesetze für die Kommunen praktisch unmöglich war, auf legalem Weg an Baumaterial heranzukommen, fand man einen anderen Weg. „Der Vorsitzende machte den Vorschlag, das Gelände, auf dem die Badeanstalt gestanden hat, [durch den VVV] von der Gemeinde zu pachten und den Aufbau vom Verein zu betreiben.“ Hermann Timmermanns berichtete weiter: „Jetzt wurde „gemagelt“ [gemauschelt] was das Zeug hielt. Im Gemeindewald wurden Eichen gefällt, Kox Gottfried hat sie zu Brettern geschnitten – sein Gatter war noch in Betrieb – und bei der „Plüsch“ in Grefrath wurden die Bretter im Hau-Ruck-Verfahren getrocknet. Zement wurde auf dem Kompensationsweg besorgt. Bei diesen illegalen Transporten habe ich manchmal doch Blut geschwitzt, aber alles ist ja gut gegangen.“

Peter Dammer, Heinrich Lichters, Heinrich Vandenbrock und Jakob Steinbergs wurden vom Verein auf unbestimmte Zeit eingestellt und machten sich sofort daran, das Badeanstaltsgelände für den Neubau vorzubereiten. Auf dem inzwischen mittels Lorenbetrieb freigemachten Strandgelände wurde mit der Fertigung von Betonsteinen begonnen.
Sie wurden hergestellt nach einem bis dahin nicht bekannten Rüttelverfahren und hießen daher „Rüttelbetonstein“. Produzenten waren die damaligen Unternehmer August Kreiten und Guido Janßen. Aber inzwischen hatte die Aufsichtsbehörde davon Wind bekommen, daß in Hinsbeck und sogar im Landschaftsschutzgebiet „schwarz“ gebaut wurde. In einem Ortstermin ließ man sich aber davon überzeugen, daß der Wiederaufbau der Badeanstalt für die Fremdenverkehrsbestrebungen Hinsbecks von außerordentlicher Wichtigkeit sei.“

Erst Anfang Juni 1949 (Pfingsten) konnte die neue Badeanstalt eröffnet werden, die von Anfang an gut von der Bevölkerung angenommen wurden. Die Zeitschrift „Die Windmühle“ berichtet am 20. August 1949: „Anstelle der Holzkabinen erstand ein Steinbad mit 40 Kabinen, Gemeinschaftsräumen für Schulen und Vereine.“ Als Bademeister wurde Kurt Janßen angestellt, der jedoch zunächst die Rettungsschwimmerprüfung ablegen musste. Für eine überwachende Tätigkeit … in sittlicher Hinsicht wurden drei Vereinsmitglieder abgestellt, die das Strandleben zu überwachen hatten.

Anstelle eines Bergfestes wurde 1949 ein Strandfest gefeiert. Hierzu berichtet „Die Windmühle“ am 6. August: „Für den 7. August ein großes Strandfest vorgesehen, das u. a. Schwimm- und Wasserballkämpfe bringt. Ein Fackelreigen im Wasser, ein großes Feuerwerk und ein großes Strandkonzert werden das Programm vervollständigen.“ Über die Feier berichtet die Zeitung am 20. August: „Nachdem das Strandbad zu Pfingsten erstmals nach dem Kriege wieder eröffnet wurde, hatte es jetzt seine große Bewährungsprobe mit einem Strandfest zu bestehen, das sportliche Darbietungen, Wasserballspiele, Wettschwimmen sowie ein Konzert und Feuerwerk brachte. 7000 Gäste waren erschienen und restlos begeistert.“

Auf der Jahreshauptversammlung 1948 wurde der neue Gemeindedirektor Matthias Janßen zum Vorsitzenden gewählt. Bei dieser Versammlung musste auch die bisherige Vereinssatzung von 1946 der vom Landesverkehrsverband herausgegebenen Mustersatzung angepasst werden, gleichzeitig erfolgte die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister. Beides wurde von der Versammlung bewilligt. Nach der neuen Satzung wurden für den Vorstand folgende Posten vorgeschrieben und Personen gewählt:

Ehrenvorsitz. – Johann Föhles
Vorsitzender – Matthias Janßen (Gemeindedir.)
Stellv. Vorsitz. – Willi Ginkes (Bürgermeister)
Schatzmeister – Heinrich Stammen
Geschäftsführer – Hermann Timmermanns
Wegewart – Hubert Fenkes
Beisitzer – Heinrich Heyer, Gottfried Görtz, Gerhard Heußen, Hans Füsser, Johann Thoneyck

Ein Drittel der Vorstandsmitglieder schied nach einem vorgegebenen Rhythmus in jedem Jahr aus, konnte jedoch wieder gewählt werden. Nur der Vorsitzende wurde für jeweils fünf Jahre gewählt.

Neben dem Bau der Badeanstalt war das Bestreben des Vereins, die Hinsbecker Höhen wieder für den Fremdenverkehr attraktiv zu gestalten. Hierzu wurde zunächst im April 1948 mit 3.100 Bäumen aus Dalheim-Rödgen (1.000 Sandbirken, 1.000 amerk. Fichten, 800 europ. Lärchen, 300 Stieleichen) die Schomm aufgeforstet. Die Kosten trugen gemeinsam die Zivil- und die Pfarrgemeinde, zu deren Besitz die Schomm gehörte. Im März 1949 wurde beschlossen, zur weiteren Aufforstung der Schomm vorerst eigenes Pflanzgut, in der Hauptsache Birken zu verwenden. Im Mai 1949 berichtet die Zeitschrift „Die Windmühle“, dass Gemeindearbeiter 25.000 Kiefern auf den Höhen pflanzten.

Am 5. August 1948 starb der Ehrenvorsitzende Johann Föhles im Alter von 89 Jahren. Johann Föhles war im Jahre 1907 Mitgründer des VVV und in der „bürgermeisterlosen“ Zeit vom 4.6.35 bis 25.1.37 Vorsitzender des VVV gewesen. Noch im hohen Alter war er für den VVV aktiv. Neben dem VVV war er auch Mitglied in zahlreichen anderen Vereinen. Insbesondere war er 62 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und 29 Jahre deren Hauptmann gewesen, zum Abschluss wurde er zum Ehrenoberbrandmeister ernannt. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde er zu Grabe getragen.

In Hinsbeck hatte sich im Jahre 1948 eine starke Theatergruppe gebildet mit Hein Reemen als Regisseur. Im März 1949 stellte diese Gruppe den Antrag, als Gliederung des Vereins aufgenommen zu werden. Diesem Antrag wurde von der Generalversammlung am 7. April 1949 zugestimmt. Weiter berichtet das Protokollbuch: „Die Ausgestaltung der Freilicht-bühne wird vom Verein übernommen.“ Mit Hilfe dieser Theatergruppe hoffte man, etwas zur Attraktivität Hinsbecks für Fremdengäste beitragen zu können. Die Leistung der Theatergruppe wurde in jedem Jahr positiv beurteilt. Zwar nutzte man die Freilichtbühne im Deependahl nur in zwei Jahren (Aufführung des Stückes „Jedermann“), aber im Saal Franken wurden noch viele Jahre Theater- und Operettenvorführungen erfolgreich gezeigt. 1951 wurde das Theaterstück „SOS-Eisberg“ aufgeführt. Über die Aufführung dieses Theaterstückes berichtet die Rheinische Post am 11. April 1951: „Das von Hein Reemen eingetrichterte Theaterstück „SOS“ wurde von der Hinsbecker Laienspielschar mit Erfolg aufgeführt. Meisterhaft verkörperte Toni Dreessen den Präsidenten der Schiffsgesellschaft, den Typ des aufrechten Mannes Hans Vriens als Kapitän. Erschütternde Momente hatte Resi Reitz als Lady Mary in der Wahnsinnsszene. Peter Kall war in den bewegten Szenen als Eric Nikolson der ruhende Pol, der in gottesfürchtiger Abgeklärtheit die Geängstigten um sich ver-sammelt. Höhepunkte hatten Maria Janssen als Mabel, Hans Tendyk als Herold und Hans Hendricks als Albert im letzten Akt. Die beiden Schiffsoffiziere spielten mit Bravour Günter Leven und Hans-Theo Schommer. Jakob Oehlen stellte einen deftigen Matrosen auf die Bretter. Das Bühnenbild stammte von Peter Glasmachers, die Beleuchtung versah Paul Minnaerdt, Gerhard Schommer bewies seine Fähigkeiten als guter Theaterfriseur. Der finanzielle Erfolg hätte besser sein können, zumal der Ertrag dem Kriegermal zugute kommen sollte.“

Bei der Jahreshauptversammlung 1950 schied Heinrich Heyer aus dem Vorstand aus, neu gewählt wurde Heinrich Rollbrocker (Johann Thoneyck und Gottfried Görtz wurden wieder gewählt). Daneben wurde auf dieser Versammlung beschlossen, in diesem Jahr eine Weihnachtswerbung mit den Hinsbecker Geschäftsleuten einschließlich einer Verlosung durchzuführen, damit nach Möglichkeit im Ort die Weihnachtseinkäufe getätigt werden. Es wurde angekündigt, daß 3 Christbäume aufgestellt werden und zwar 1 am Engel, 1 bei Schmitz (früher Omloy) und 1 auf der Verkehrsinsel des Marktes. Die Geschäftsleute stellten die Beleuchtungskörper für die Christbäume, die Gemeinde stellte unendgeldlich die Bäume sowie den Strom für das Lichtnetz. Die Ausstellung der Losgegenstände erfolgte im Schaufenster des Drogerie- und Fotogeschäfts Hendricks. Diese Weihnachtswerbung wurde ein voller Erfolg, so dass sie auch in den nächsten Jahren abgehalten wurde.

Auf der o. g. Versammlung wurde ebenfalls beschlossen, am Neujahrstage ein Winterfest zu veranstalten. … Mit einer Tanzveranstaltung soll ein Preiskegeln, Preisschießen usw. verbunden werden. Im Jahre 1951 wurde die gesamte Veranstaltung in der Restauration Rollbrocker gefeiert. Ab dem Jahre 1952 wurde die Veranstaltung auf drei Tage ausgedehnt (mit Schießbude, Wurfbude und Glücksrad). Die Tanzveranstaltung wurde in den Saal Franken verlegt, das Preiskegeln blieb im Saale Rollbrocker. Im Winter 1954 wurde dieses Winterfest zum letzten Mal abgehalten, da die Resonanz stark zurückgegangen war. Als „Ersatz“ veranstaltete man 1954 einen Altweiberball im Lokal Rollbrocker, ab 1955 im Saale Franken (später zeitweise auch gemeinsam bei Franken und Rollbrocker).

Neben den großen Änderungen an und im Ort wurden auch zahlreiche kleine, zur Verschönerung des Ortes und zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse geeignete Aktivitäten durchgeführt:

– Zur Werbung gab der VVV im Frühjahr 1951 ein Werbefaltblatt heraus, dem ein Verzeichnis aller Gaststätten und Privatpensionen beigegeben [wurde], die sich mit der Vermietung von Fremdenzimmern befassen. Diese Faltblätter wurden an verschiedene Reiseveranstalter und Fremdenverkehrbüros verschickt.
– Im Frühjahr 1951 führte der VVV wieder einen Blumenschmuckwettbewerb ein, wobei die besten Häuserfronten prämiert wurden. Dieser Wettbewerb wurde von nun an in fast allen Jahren durchgeführt.
– Der Amandusbrunnen auf den Hinsbecker Höhen wurde renoviert. Dabei wurde das natürliche Becken mit großen Feldsteinen eingefasst. Leider war der Wasserzulauf inzwischen fast versiegt, so dass sich das Becken nur bei Regen etwas füllte.
– Die Krefelder Verkehrs AG richtete mit Beginn des Sommerfahrplanes 1949 eine Omnibuslinie Dülken-Lobberich-Hinsbeck-Herongen ein. Mit dieser Buslinie konnten die Strandbäder Krickenbeck und Poelveen nun bequem erreicht werden.
– Zum Sommer 1951 verbesserte sich die Verkehrsverbindung nach Hinsbeck nochmals deutlich durch die Einführung der Omnibuslinie Kaldenkirchen-Leuth-Hinsbeck-Kempen.

Auch andere Hinsbecker Vereine führten auf den Höhen Festlichkeiten durch, die die Attraktivität Hinsbecks steigerten. So veranstaltete der Reiterverein „Lützow“ im Jahre 1949 sein erstes Reit-, Spring- und Fahrturnier nach dem 2. Weltkrieg (weitere Turniere folgten 1950/52/54; seit 1956 keine Turniere mehr). Zum Turnier 1949 berichtet die Zeit-schrift „Die Windmühle“ am 18. Juni 1949: „Auf der idyllisch gelegenen Pferderennbahn auf den Hinsbecker Höhen veranstaltete der Reiterverein „Lützow“ Hinsbeck … nach elfjähriger Pause ein Pferderennen. Bei herrlichem Sommerwetter sahen rund 5.000 Besucher spannende Rennen und interessante Prüfungen.“

Ein weiteres großes Fest veranstaltete der Männergesangverein „Eintracht“ am 15. Juli 1951 auf der vom VVV errichteten „Freilichtbühne“ im Deependahl. Die Rheinische Post berichtet hierzu am 17. Juli 1951: „Zu einer großen Kundgebung für das deutsche Lied trafen sich 12 Männergesangvereine des Grenzlandes am Sonntag in Hinsbeck. Etwa 600 Sänger nahmen an dem Treffen teil. Der Hinsbecker Gemeindedirektor Matthias Janßen begrüßte die Sänger am Sonntagmorgen auf dem Platz am Ehrenmal, wo sieben Vereine ein Werbesingen abhielten. Nach einem Mittagessen der Sänger in den Lokalen Franken, Hahnen, Hoyer und Josten begaben sich die 12 Vereine, die an dem Grenzland-Sängertreffen teilnahmen, im Festzuge zu der Freilichtbühne auf den Hinsbecker Höhen. Eine Reiterstaffel des Reitervereins „Lützow“, das Trommlerkorps der Freiwilligen Feuerwehr und ein Musikzug eröffneten den langen Zug der Sänger.“

Der VVV Hinsbeck veranstaltete vom 12.-14. Juli 1952 sein erstes Bergfest nach Ende des 2. Weltkriegs. Die Zeitung schreibt: „Zum ersten Male nach dem Kriege veranstaltet der VVV Hinsbeck das in den früheren Jahren weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannte Bergfest auf den Hinsbecker Höhen. Das Fest findet von Samstag, den 12. bis Montag, den 14. Juli statt. Im Freiluftring auf dem Festplatz sind sechs Kämpfe namhafter deutscher Amateurboxer vorgesehen. Am Samstagvormittag findet eine Kundgebung des Verbandes der Kriegsopfer statt, auf der ein Sprecher aus Rheydt über Fragen der Kriegsopferfürsorge reden wird. Am Nachmittag machen die Teilnehmer in einzelnen Gruppen kurze Wanderungen durch die Hinsbecker Schweiz. In dem Zelt auf dem Festplatz finden an allen Tagen Bälle statt. Auch für einen gutbeschickten Kirmesmarkt hat der Verein gesorgt. Die Sensation ist für den Montagabend aufgespart. Fünf Freiluftballone, die aus München bestellt wurden, werden vom Festplatz aufsteigen. Der Verein rechnet bei schönem Wetter mit 10.000 bis 15.000 Besuchern des Bergfestes.“

Auch in der Folgezeit förderte die Gemeinde mit dem VVV ihre Vorzüge, die herrliche Natur und Tierwelt, worüber die Rheinische Post am 21. April 1948 berichtete: „Auf den Höhen wird das Jugendamt des Kreises Kempen in diesem Sommer zum erstenmal ein Erholungslager für Jugendliche einrichten. Als Lagerplatz ist eine Schlucht auf den Hinsbecker Höhen gewählt worden, etwa 1000 Meter vom Sportplatz an den „Vier Linden“ entfernt. Das Lager soll jeweils 100 bis 120 Jugendliche für einen 14tägigen Erholungsurlaub aufnehmen. …“

Die Arbeit des Jugendherbergswerkes ging mit dem Bau einer neuen Jugendherberge auf den Hinsbecker Höhen noch darüber hinaus. Hierüber berichtet die Rheinische Post am 5. Februar 1953: „Die Herberge besitzt 150 Betten, zwei große Tagesräume, die ganzjährig genutzt werden können, einen Sommertagesraum, ein Lesezimmer, eine Selbstkocherküche, sieben Waschräume, Duschräume für Jungen und Mädchen.“ Erster Herbergsvater in der Jugendherberge „Vier Linden“ wurde Willi Lüdenbach.

Der Vorstand des VVV bestand nach den Wahlen von 1954 aus:

Vorsitzender – Matthias Janßen (Gemeindedir.)
Stellv. Vorsitz. – Willi Ginkes (Bürgermeister)
Schatzmeister – Heinrich Stammen
Geschäftsführer – Hermann Timmermanns
Wegewart – Hubert Fenkes
Beisitzer – Willi Gartz,  Hans Hendricks, Johann Thoneyck, Hans Schmitz, Willi Franken jr.

Weiter wurden m Jahre 1954 fünf neue Rundwanderwege in und um Hinsbeck angelegt, die Qualität der Wanderwege verbessert und zahlreiche neue Ruhebänke aufgestellt. Nachteilig war die geringe Zahl an Fremdenbetten in Hinsbeck. So waren 1952 nur 8 Betriebe mit 27 Zimmern und 91 Fremdenbetten angemeldet. Diese Zahl ging in den folgenden Jahren noch zurück, so dass der VVV ab ca. 1956 die großen Werbungen einstellte und mehr um Tagesgäste warb.

Über einen weiteren Bau auf den Hinsbecker Höhen berichtet die Rheinische Post am 22. Juni 1955: „Vier Jahre lang hatte der Landessportbund (LSB) in Zusammenarbeit mit Kreis und Gemeinde verhandelt, bis endlich in der Woche nach Ostern mit dem Bau eines Heimes begonnen werden konnte. In sechs Wochen wurde das Gebäude hochgeführt und der Dachstuhl an einem Tag gerichtet. Und so waren am Montagnachmittag Vertreter des LSB, des Kreises und der Gemeinden zum Richtfest zusammengekommen. Hier dankte Vizepräsident Grömmer Kreis und Gemeinde für die hervorragende Unterstützung. Nach vierjährigem Kampf sei es geglückt, diesen wohl schönsten Zeltplatz von ganz NRW der Sportjugend für immer zu sichern. Gleichzeitig stellte der Sportbund die große Halle, die als Speisesaal dient, der Hinsbecker Sportjugend als Turnhalle zur Verfügung, die ja in den Herbst- und Wintermonaten nicht bewohnt wird.“

Mit diesen beiden großen Erholungsheimen (Jugendherberge und Sportlererholungsheim) wurden die Hinsbecker Höhen einem breiten Publikum bekannt, was sich über die Jahre als positiv erwies, viele kehrten mit ihrer Familie als Tagesgäste zurück.

Am 11. Juli 1955 begann man mit dem Abbruch des alten Hinsbecker Rathauses. Die Zeitungen schreiben: „Die Preisgabe des alten Rathauses ist ein schmerzlicher Verlust. Es war das bürgerliche Wahrzeichen Hinsbecks, Zeugnis seiner altehrwürdigen Geschichte. Das alte Rathaus war kein Fachwerkhaus. Beim Abbruch konnte man erkennen, dass es sich um einen sehr festen und deftigen Bau handelte. Im unteren Stockwerk zeigte das Haus eine Viersteinwand, im oberen Stockwerk eine Dicke von drei Steinen. Architektonische Überraschungen gab es am Bau nicht, es war ein einfacher, solider Bau ohne Denkmalwert. … Binnen zwei Tagen war das ganze Rathaus, um dessen Sein oder Nichtsein fünf Jahre gekämpft worden war, auf einer Schutthalde gelandet.“

Bereits damals waren die Meinungen um den weiteren Ausbau des freien Platzes geteilt: „Durch den Fall des Rathauses ist der Blick auf den Höhenweg und die Kirche freigegeben. Die Frage ist, was jetzt geschehen soll. Die Baufachleute wollen, um die Geschlossenheit des Marktplatzes zu erhalten, unbedingt wieder ein Gebäude vor die Kirche setzen. Ein großer Teil der Hinsbecker Bevölkerung ist jedoch anderer Meinung und möchte dort lieber eine Grünanlage mit einer großen Freitreppe schaffen, wobei der Platz des alten Rathauses durch eine Baumkulisse abgeschirmt werden könnte.“ Da man sich nicht einigen konnte, blieb dieser Platz für einige Jahre unbebaut. Stattdessen wurden hier einige Parkplätze eingerichtet.

Im Jahre 1955 wurde in der Nähe des damaligen Krankenhauses (heute Altersheim) ein großes Gebäude erstellt. Hierin wurden Postfiliale und Polizeistation sowie die Sparkasse untergebracht.  Für die Freizeitgestaltung und den Fremdenverkehr wurde in diesem Gebäude im November 1956 ein Kino, das „Schlosstheater“, eröffnet.
Auch im Vorstand des VVV hatte es einige Änderungen gegeben. Für den 1954 verstorbenen Johann Thoneyck wurde im Frühjahr 1955 Martin Ripkens in den Vorstand gewählt, für Willi Gartz der Vorsitzende des Wirtevereins Theo Franken.

VII. Erfolgreiche Aufbaujahre (1957-1961)

Im Dezember 1956 führte die Volkshochschule Hinsbeck den ersten Versuch eines Stammtischabends durch. Hierzu schreiben die Grenzland-Nachrichten am 1. Dezember 1956: „In der alten „Nöllkes Wertschaft“ hatten sich am vergangenen Mittwoch unter der vorbildlichen Leitung von Pfarrer Rulands 25 Hörer und Hörerinnen eingefunden. …“ In lockerer Runde wurde über den Leib und seine Gebete, ihre Heilmittel und Ärzte und über Gesundbeter gesprochen. Im Mittelpunkt standen der Kaplan Dr. Lafon, ein ausgebildeter Arzt, und Gerhard Neuhaus, genannt „Mejur Schmett“, ein Heilpraktiker aus der Schlöp. Diese Stammtischrunde wurde im Rahmen der Volkshochschule mehrere Jahre durch-geführt und brachte so manches neue „Alte“ hervor.

Im Jahre 1957 begannen in Hinsbeck einige imposante Neubauten. Zunächst begann der Bau des Hotel-Restaurants „Berghof“, der im Sommer 1958 fertig gestellt wurde. Im gleichen Jahr begann der Neubau des Rathauses. Besonders schwierige Grundwasserverhältnisse führten zwar zu einer Verzögerung des Baues, da eine Bodenwanne erstellt werden musste, doch war man nach exakt einem Jahr mit dem Bau fertig.

Um Gästen die Orientierung zu den einzelnen Ausflugsstätten zu weisen, wurden im Ort künstlerische Wegweiser aufgestellt. Der Kunstgewerbler Harry Dolch legte dem VVV-Vorstand dazu im Januar 1958 einige Entwürfe vor. Daraufhin erhielt er den Auftrag zur Herstellung von zwei doppelseitig geschnitzten Schildern aus Eichenholz. Diese Wegweiser wurden an der Ecke des alten Rathauses vor der Kirche und vor dem neuen Rathaus aufgestellt.
Der Vorstand des VVV blieb in dieser Zeit gleich, zwischen 1958 und 1961 gab es keine Veränderungen.
Vorsitzender – Matthias Janßen (Gemeindedirektor)
Stellv. Vorsitz. – Willi Ginkes (Bürgermeister)
Schatzmeister – Heinrich Stammen
Geschäftsführer – Hermann Timmermanns
Wegewart – Heinrich Vosdellen
Beisitzer – Hans Vriens, Hans Hendricks, Theo Franken, Hans Schmitz, Willi Franken jr.

Am 30. Juni 1961 trat Gemeindedirektor Matthias Janßen mit Erreichen der Altergrenze von seinem Posten zurück. Zu seinem Nachfolger wählte der Hinsbecker Gemeinderat den Regierungsoberinspektor bei der Bezirksregierung in Düsseldorf Ernst Herfs. Am 1. August 1961 trat er sein neues Amt als Gemeindedirektor Hinsbecks an.

Ein immer wieder auftretender Arbeitspunkt für den VVV war die Restaurierung und Instandhaltung der Stammenmühle im Büschen. Diese zog sich über mehr als 40 Jahre hin. [siehe ausführlich in der gedruckten Chronik]

VIII. Jahre der Verkehrsentwicklung (1962-1969)

Mit Übernahme des Amtes als Gemeindedirektor wurde Ernst Herfs laut Satzung des VVV automatisch auch deren Vorsitzender. Der bisherige stellv. Vorsitzende Wilhelm Ginkes (bis 30. Juni 1961 Bürgermeister Hinsbecks) trat aus Altersgründen zurück, zu seinem Nachfolger wurde der neue Bürgermeister Rüttger Fenkes gewählt.

Zur Verschönerung des Ortes hatte der VVV schon seit einigen Jahren Blumenkübel aufgestellt. Diese bzw. deren Inhalt wurden jedoch immer wieder von Jugendlichen zerstört. Im Jahre 1960 hatte die Gemeinde als Straßenbeleuchtung erste so genannte „Peitschenmaste“ aufgestellt, an die man in etwas größerer Höhe Vorrichtungen mit Blumen anbringen konnte. Da diese nicht so leicht zu erreichen waren und dadurch kaum beschädigt wurden, ließ man in den folgenden Jahren alle Peitschenmaste im Ortskern mit diesen Blumenampeln bestücken.

Auch ein früher erfolgreicher Erwerbzweig näherte sich dem Ende, die gewerbliche Nutzung der Seerosen. Die Grenzland-Nachrichten schrieben dazu am 11. September 1964: „Auf den hiesigen Nette- und Renneseen trifft man jetzt auf die letzten Seerosen, deren große Felder im Sommer stets eine Hauptattraktion für die vielen auswärtigen Besucher sind. Eine Rückfrage bei einem Fachmann, der als Pächter verschiedener Seen die Seerosen gewerblich nutzt, ergab sich, dass der Handel mit der „Königin der Seen“ im vergangenen Sommer kaum gelohnt hat. … Die Preise lohnten die aufgewandte Mühe kaum.“

Die Planungen zum Bergfest 1962 ließen ein fröhliches und erfolgreiches Fest erwarten. Doch dann geschah etwas, was alle Fröhlichkeit über den Haufen warf: Bei der Anlieferung der Stühle und Tische traf den veranstaltenden Festwirt Hans Witter auf dem offenen Anhänger ein starker Ast und warf ihn rückwärts herunter. Hierbei erlitt er schwerste Verletzungen (doppelter Schädelbasisbruch, Lungenquetschung usw.). Hans Witter musste auf Grund der schweren Kopfverletzungen mehrere Monate im Krankenhaus verbringen. Seinen Beruf als Schlosser konnte er anschließend nicht mehr ausüben, er wurde Berufsunfähig. In seiner Wirtschaft im Glabbach war er jedoch noch viele Jahre aktiv. Das Bergfest konnte nur durch den gemeinsamen Einsatz der anderen Hinsbecker Wirte, die für ihren Kollegen selbstlos und uneigennützig in die Bresche sprangen, … gerettet werden.

Die Jahre 1962 bis 1974 standen im Zeichen eines starken Mitgliederzuwachses. Dank einer intensiven Mitgliederwerbung, bei der sich in den Jahren 1962-64 die VVV-Mitglieder Josef Kengels und Jakob Steinbergs sowie 1972-74 der Kassierer Johann Peters hervorgetan hatten, konnten die Mitgliedszahlen von ca. 100 Mitgliedern (1962) auf ca. 425 (1965) und weiter auf ca. 610 Mitglieder (1974) gesteigert werden.

Viel wurde für die Verschönerung und Verbesserung des Ortsbildes getan.

– Zahlreiche neue Wanderwege wurden angelegt und die bestehenden instand gesetzt.
– An der Dorflinde (Ecke Marktstraße/Neustraße) wurde 1962 eine Grünanlage mit Ruhebänken angelegt.
– Zur Bepflanzung der Verkehrsinsel vor der Kirche wurde 1963 ein hoher Zuschuss gewährt.
– Die Anzahl der Ruhebänke an den Wanderwegen und auf den Höhen wurde stetig vergrößert.
– Die beschädigte Einfassung des Amandusbru-nens wurde im Frühjahr 1966 erneuert.

Nach dem Abbruch der Mädchenschule Ende 1963 wurde auf diesem Gelände eine Parkanlage erstellt, in die auch das Ehrenmal von 1927 integriert wurde. Für diese Anlage stiftete der VVV drei Ruhebänke und ließ hinter dem Ehrenmal einen Springbrunnen erstellen. Am 18. Februar 1965 beschloss der Gemeinderat, eine Altenstube zu errichten. Hierzu bot sich die neue Parkanlage als idealer Standort an.

Im Vorstand gab es in dieser Zeit nur wenige Änderungen.

– Am 8. März 1963 trat Willi Franken von seinem Amt zurück, zu seinem Nachfolger wurde Hubert Glasmachers gewählt.
– Bei den Wahlen 1964 bis 66 blieb der Vorstand unverändert.
– Im Februar 1967 trat der Wegewart Heinrich Vosdellen aus Altersgründen zurück. Einstimmig wurden zu seinen Nachfolgern Willi Lehnen und Helmut („Olli“) Lichters ernannt. Für den durch Tod ausgeschiedenen 2. Vorsitzenden Rüttger Fenkes wurde der neue Bürgermeister Leo Vriens in dieses Amt gewählt. Auch Theo Franken schied aus dem Vorstand aus, da er nicht mehr Vorsitzender des Wirtevereins war. Sein Nachfolger wurde Willi Dückers.
– Auch in den Jahren 1968 und 69 wurden alle Vorstandsmitglieder wiedergewählt.

Im Jahre 1969 bestand der Vorstand des VVV aus:

Vorsitzender – Ernst Herfs (Gemeindedirekt.)
Stellv. Vorsitz. – Leo Vriens (Bürgermeister)
Schatzmeister – Heinrich Stammen
Geschäftsführer – Hermann Timmermanns
Wegewarte – Willi Lehnen, Helmut Lichters
Beisitzer – Hans Vriens, Hans Hendricks, Willi Dückers, Hans Schmitz, Hubert Glasmachers

Der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde vom NRW-Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erstmals 1961 im zweijährigen Rhythmus ausgeschrieben. Hinsbeck nahm 1967 erstmals an diesem Wettbewerb teil. Hierzu berichtete Hermann Timmermanns in seinem Geschäftsbericht: „Die Jahreshauptversammlung beschloss, die Gemeinde zu veranlassen, sich an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ zu beteiligen. Die Aktion ist durchgeführt worden und wir konnten einen Ehrenpreis in Empfang nehmen, der für die weitere Ortsverschönerung verwendet werden muß. Im Zuge dieser Aktion wurden 77 Blumenkübel an die Anlieger im Ort verkauft. Erfreulich groß war das Interesse der Bürger. Niemand hat sich ausgeschlossen.“ … Als Hinsbeck bei diesem Wettbewerb im Jahre 1985 nur eine Bronzemedaille erhielt, suchte man nach Gründen für diese Rückstufung. Hierzu schrieb Hermann Timmermanns in seinem Jahresbericht: „Eine besondere Begründung für die Zurückstufung von Silber auf Bronze wurde von der Kommission bis heute nicht gegeben. Heute ist Urwüchsigkeit gefragt, oder aber, wenn man von der Bausubstanz ausgeht, haben natürlich die reinen Fachwerkdörfer im Bergischen, im Sauerland usw. reelle Chancen auf Gold. Wir werden im Vorstand allen Ernstes überlegen müssen, ob wir für den nächsten Wettbewerb nicht eine Honschaft wie z.B. Hamsel oder Hombergen anmelden sollten.“ Wegen der Straßenbauarbeiten im Dorf und der Neugestaltung der Ginkesweide verzichtete man von 1987 bis 1991 auf eine Teilnahme. Im Jahre 1993 belegte man nur einen vierten Platz, da man sich etwas zu sehr als Kurort darstelle. Als man dann im Jahre 1996 teilnehmen wollte, war Hinsbeck nach Meinung der Kommission zu groß geworden, um an diesem Wettbewerb nochmals teilzunehmen. Stattdessen nahm der Hinsbecker Ortsteil Oirlich-Büschen teil, der sich als Senkrechtstarter des Wettbewerbs dank der Aktion „Landleben“ und des „schönsten Bauerngartens“ auf den zweiten Platz hinter Born, noch vor die Stadtteile Leuth und Leutherheide platzierte.

Die zweite große Aktion Mitte der 1970er Jahre war die Anerkennung zum Erholungs- oder Luftkurort. Die Planungen, Untersuchungen und Beurteilungen liefen über einen Zeitraum von fast 30 Jahren. [siehe ausführlich in der gedruckten Chronik]

Der Verein Linker Niederrhein veranstaltete innerhalb der Niederrheinwoche der Stadt Krefeld und des Landkreises Kempen-Krefeld am 23. Mai 1968 (Christi Himmelfahrt) zum ersten Mal ornithologische, botanische und geologische Wanderungen auf den Hinsbecker Höhen. Hinzu kamen ein Sternritt und Konzerte – der Kreiswandertag war geboren. Etwa 3.000 Menschen waren zu diesem Tag gekommen. Ab 1970 fand dann der Kreiswandertag immer am Christi Himmelfahrtstag statt. Der VVV Hinsbeck beteiligte sich an diesen Veranstaltungen z.B. mit dem Braten und portionsweisen Verkauf von zwei Schweinen (1970), Einweihung von neuen Erlebnis-Wandermöglichkeiten (1970 und 71) sowie finanzieller Unterstützung, als sich die Stadt Krefeld aus der Finanzierung zurückzog (1977). Im Jahre 1972 konnte der VVV den zwischen dem Jugendzeltplatz und der Kaiserallee angelegten „Trimm-dich-Parcours“ während des Wandertages eröffnen. Die über 2 km lange Strecke – auch Schweißtropfenbahn genannt – bestand aus 20 Stationen für Gymnastik-Übungen.

IX. Neue Arbeiten – neue Aufgaben (1970-1983)

Das Jahr 1970 brachte im Rahmen einer Neuordnung der NRW-Landkreise sowie der Städte und Gemeinden große Umstellungen. Die Anzahl der Kreise verringerte sich von 57 auf 30, die Zahl der kreisfreien Städte von 38 auf 22 und aus den bisher ca. 2.400 Gemeinden entstanden ca. 370 größere Kommunen.

Die am 1. Januar 1970 durchgeführte kommunale Neugliederung führte im Kreis Kempen-Krefeld (erst 1975 Kreis Viersen) unter Eingliederung der bisher kreisfreien Stadt Viersen zur Bildung von acht Städten und Gemeinden. Die bisher selbständigen Städte bzw. Gemeinden Breyell, Hinsbeck, Kaldenkirchen, Leuth und Lobberich wurden zur neuen Stadt Nettetal zusammengefasst.

Über die Jahreshauptversammlung 1970 berichtet das Protokollbuch: „Der Vorsitzende Herfs gibt der Versammlung bekannt, dass die Beigeordneten der Stadt Nettetal sich entschlossen haben, ihre Ämter als Vorsitzende der Verkehrs- und Verschönerungsvereine in den früheren Gemeinden niederzulegen…“ Gleichzeitig wurden für die verstorbenen Leo Vriens und Hans Schmitz Nachfolger gesucht. Der Vorstand bestand nach den Wahlen vom 9. April 1970 aus:Vorsitzender – Hermann Timmermanns
Stellv. Vorsitz. – Hubert Glasmachers
Schatzmeister – Manfred Egging
Geschäftsführer – Helmut Lichters
Wegewart – Hubert Cremers
Beisitzer – Ernst Herfs, Heinrich Stammen, Hans Vriens, Willi Lehnen, Willi Dückers (Wirteverein), Harry Dolch (Vertreter des Rates)Durch die Zusammenlegung der fünf Gemeinden wurde es erforderlich, „in allen Gemeinden zur Vermeidung von postalischen Schwierigkeiten Straßennamen zu ändern. In Breyell werden 15, in Kaldenkirchen 13, in Lobberich 11 und in Leuth 4 Bezeichnungen geändert. Für Hinsbeck ist die Umbenennung von 12 Straßennamen vorgesehen.“  (angegeben sind die wirklich angenommenen Namen. Diese weichen z.T. von den Vorschlägen des VVV ab):
Für Bahnstraße – Landstraße
Für Freiheitsstraße – Ansemsstraße
Für Friedensstraße – Stauffenbergstraße
Für Schul- und Gartenstraße – Parkstraße
Für Bruch – An Haus Bey
Für Hochstraße – Wankumer Straße
Für Kirchstraße – An St. Peter
Für Lobbericher Straße – Hauptstraße
Für Marktstraße – Hauptstraße
Für Deutscher Osten  – KopernikusstraßeEine vom Hinsbecker Gemeinderat angestoßene, aber nicht mehr zu Ende geführte Arbeit war die Erstellung eines kombinierten Feuerwach- und Aussichtsturmes auf dem Taubenberg auf den Hinsbecker Höhen. [siehe ausführlich in der gedruckten Chroni]Die Arbeit des VVV bestand nicht nur aus den großen, spektakulären Aufgaben. Viel Zeit und Energie erforderten auch die kleinen Dinge, von denen nachfolgend einige aufgeführt werden:
– Für die Fremdenverkehrswerbung war nun das Verkehrsamt Nettetal zuständig, das noch im Jahre 1970 einen ersten Gesamtprospekt für alle Nettetaler Ortsteile herausbrachte.
– Ebenfalls 1970 führte der VVV die Beleuchtung des Kirchturmes zur Weihnachtszeit ein. Hinzu kam der Ankauf von Weihnachtssternen für jedes Haus des Ortskerns, so dass nun wieder ein weihnachtliches Gefühl auch im Zentrum Hins-becks entstehen konnte. Diese weihnachtliche Dekoration blieb bis heute (mit einigen Unterbrechungen) erhalten.
– Zur Verschönerung der Parkanlage am Ehrenmal ließ der VVV im Frühjahr 1970 eine beleuchtete, aus drei Mühlsteinen bestehende Springbrunnenanlage vor der Altenstube erstellen. 1996 erwarb der VVV die Arbeit „zwei Pinguine“ des Hinsbecker Bildhauers Jupp Rübsam, die hier am Springbrunnen aufgestellt wurde.
– Für die Anschaffung von Nistkästen für Singvögel, Eulen usw. stellte der VVV immer wieder Geld zur Verfügung. Die Pflege der Nistkästen übernahm der Wegewart Willi Lehnen.
– An der früheren Ecke „Am Engel“ befestigte der Hinsbecker Kunstgewerbler Harry Dolch im Jahre 1972 eine Metallplastik aus Kupfer- und Messingband mit Glassteinen, die die Erinnerung an diese Bezeichnung erhalten soll.
– Zur Verschönerung der Ecke „Am Engel“ wurde hier von der Stadt im Jahre 1973 mit Unterstützung des VVV ein Springbrunnen aufgestellt.Eine für den Fremdenverkehr gedachte sportliche Attraktion erstellte der VVV im April 1971 durch die Einrichtung einer Radstation. An der Badeanstalt Krickenbeck standen 20 funkelnagelneue Räder zur Durchführung von Radwanderungen im Naturschutzgebiet zur Verfügung. „Trimm Dich – durch Rad-wandern!“ lautete die Aktion des Verkehrsvereins. Die Aktion wurde sehr gut angenommen, wie die ca. 2.000 – 2.500 Ausleihungen pro Jahr zeigten.Gegenüber der Jugendherberge legte der VVV 1971 einen Bolzplatz für Kinder und Jugendliche inklusive eines kleinen, rustikalen Spielplatzes an. In einem Malwettbewerb, den der VVV Hinsbeck gemeinsam mit der Hinsbecker Schule durchführte, konnten die Hinsbecker Schüler ihre Wünsche bezüglich des Spielplatzes und seiner Geräte stellen.

Bis zum Jahre 1973 wurden bei allen Vorstandswahlen die jeweiligen Personen wieder gewählt. Erst bei den Wahlen im Februar 1974 gab es erste große Veränderungen. Geschäftsführer Helmut „Olli“ Lichters und Schatzmeister Manfred Egging traten von ihren Ämtern zurück. Zum neuen Geschäftsführer wurde Willi Settels gewählt. Für den Posten des Schatzmeisters konnte niemand gefunden werden, so dass man die Wahl zurückstellen musste.

Im Jahre 1975 trat der frühere Hinsbecker Gemeindedirektor und Vorsitzende des VVV Ernst Herfs aus gesundheitlichen Gründen als Beisitzer zurück. Für den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Kassierer Johann Peters konnte 1976 als neuer Kassierer Harry Bomke gewonnen werden. Nach dem Rücktritt von Harry Bomke wurde Hans Bermges im Jahre 1979 neuer Kassierer des VVV.

Bei der Jahreshauptversammlung im April 1976 wurde der Rektor der Hinsbecker Hauptschule Franz-Josef Weuthen zum neuen Schatzmeister gewählt. Als Nachfolger des verstorbenen Wegewartes Hubert Cremers wurde 1978 Egidius Wefers in den Vorstand gewählt. Nach dem Tod des Hinsbecker Ortsvorstehers Harry Dolch wurde sein Nachfolger als Ortsvorsteher Peter Beyen im Frühjahr 1980 in den Vorstand des VVV gewählt. Danach bestand der Vorstand 1980 aus:

Vorsitzender – Hermann Timmermanns
Stellv. Vorsitz. – Hubert Glasmachers
Schatzmeister – Franz-Josef Weuthen
Geschäftsführer – Willi Settels
Wegewart – Egidius Wefers
Beisitzer – Heinrich Stammen, Hans Vriens, Willi Lehnen, Willi Dückers (Wirteverein), Peter Beyen (Ortsvorsteher)

Im Jahresbericht des Vorsitzenden Timmermanns von 1977 lesen wir: „Unser Antrag auf Ausbau des Kirmesplatzes ist nicht auf taube Ohren gestoßen. Die Stadt hat kräftig in den Säckel gegriffen und rund 200.000 DM bereitgestellt. … Leider kann der Platz nicht vor der Kirmes fertig werden, so dass wir in diesem Jahr die Kirmes auf die Höhen verlegen müssen.“ Über den Abschluss berichtet die Westdeutsche Zeitung am 27. Juli 1978: „Nicht ohne Schwierigkeiten wurde gestern das „Tüpfelchen auf dem i“ des ausgebauten Hinsbecker Kirmesplatzes angeliefert. Der 8,8 Tonnen schwere Basaltlavagranitblock, der an Ort und Stelle zu einer Kugel behauen wird, kam gestern aus der Eifel an. Jedoch nicht wie erwartet um 11 Uhr, sondern erst um 14.30 Uhr. Die Lieferfirma hatte den Stein auf einen 6,5-Tonnen-Lastwagen aufgeladen, der dann unter dem Gewicht des Steines durchbrach. Sachschaden 30.000 DM. Mit einem größeren Laster kam der Stein dann gestern doch noch in Hinsbeck an und wurde gleich von Bildhauer und Steinmetz Benno Schmitz begutachtet. Er wird den Rohling in den nächsten Wochen zu einer Kugel bearbeiten. Diese soll der krönende Abschluß des fast fertigen Platzes werden. Der 160×160 Zentimeter messende unförmige Rohling wird auch durchbohrt, da er Teil einer Springbrunnenanlage ist und Wasser durch ihn durchfließen soll.“ Zur weiteren Verschönerung des Kirmesplatzes erwarb man zwei große und sechs kleine Blumenkübel aus Lavabeton, die mit der „Kugel“ einen würdigen Abschluss des Platzes bilden.

Ebenso wurde im Jahre 1978 der Platz um das Ehrenmal mit Basaltsteinen gepflastert, wie es bereits am Kirmesplatz erfolgt war. Der VVV stiftete dazu zwei kleinere Blumenkübel aus Lavabeton.

Die wohl heftigsten Turbulenzen und Proteste in der Hinsbecker Bürgerschaft gab es bei der geplanten Verlegung der Bundesstraße 509 (B 509) im Ortskern Hinsbecks. Hierzu zunächst den Verkehrszustand von 1975: Der gesamte Straßenverkehr aus Richtung Kempen und Grefrath in die Erholungsgebiete Krickenbeck und Tor 9 führte über die B 509 durch den Hinsbecker Ortskern von der Grefrather Straße nach rechts hoch zur Kirche und dort nach links durch die nur ca. vier Meter breite Schlossstraße. Diese enge Straße war diesem Verkehr naturgemäß nicht gewachsen und dadurch ein großes Ärgernis. Erste Pläne zur Verlegung der B 509 stammten bereits von 1963, wobei jedoch an eine weiträumige Umgehung gedacht war. [siehe ausführlich in der gedruckten Chronik]

Während der Fertigstellung der Grünanlage Ginkesweide kamen Fragen bezüglich der Gestaltung und einer besonderen Attraktion in der Ginkesweide auf, mit der man die Attraktivität Hinsbecks für Fremdengäste verbessern konnte. Während eines Urlaubs stieß der VVV-Vorsitzende Hermann Timmermanns auf einen „geologischen Lehrpfad“, für den er sofort Feuer und Flamme war. Nach vielen Telefonaten und Besuchen stand sein Entschluss fest, so etwas auch in der Hinsbecker Ginkesweide zu erstellen. [siehe ausführlich in der gedruckten Chronik und hier]

Was war in dieser Zeit neben den großen Ereignissen noch anderes in Hinsbeck geschehen?

– Im Sommer 1981 erstellten die belgischen Streitkräfte auf den Hinsbecker Höhen nahe der Jugendherberge einen Fernmeldeturm, der sich trotz aller Proteste nicht vermeiden ließ.
– Hinter dem teilweise abgebrochenen Pelmterhof wurde eine Grünanlage erstellt. Diese Anlage wurde erst kurz vor Beginn der Feierlichkeiten der Feuerwehr zu ihrem 100jährigen Jubiläum im Spätsommer 1982 fertig.
– Im Jahre 1982 erstellte der an der Hinsbecker Hauptschule als Lehrer tätige Grafiker Heinz Kersten ein neues Emblem des VVV Hinsbeck.
– Im März 1982 schlossen sich die Kaufleute des Bergdorfes zu einer „Interessengemeinschaft Hinsbecker Kaufleute (IHK)“ zusammen. Rund 80 Einzelhändler, Handwerker und Kaufleute trafen sich zur Gründungsversammlung. Auslöser zur Gründung war eine „Knöllchenaktion“ der Ordnungsbehörde im Dezember trotz der geringen Anzahl an Parkmöglichkeiten im Ort. Die IHK blieb bis zum Jahre 2005 aktiv, seitdem ruht ihre Aktivität.
– Im November 1982 wurde Franz-Josef Weuthen auf Beschluß des Kulturausschusses der Landschaftsversammlung mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ausgezeichnet. Die Medaille wurde gestiftet als Dank für herausragende ehrenamtliche Leistungen auf einem Gebiet der regionalen Kulturarbeit. Weuthen machte sich vor allem um die Volks- und Heimatkunde im Hinsbecker Raum verdient.
– Bei der Jahreshauptversammlung im Juni 1983 wurde für den verstorbenen Heinrich Stammen der Geschäftsführer der IHK-Hinsbeck Jakob Dohmes in den VVV-Vorstand gewählt.

Einen besonderen Dank erhielt die Nachbarschaft „Untere Schlossstraße“ für ihr Engagement im Jahre 1982. Die Grenzland-Nachrichten berichteten hierzu: „Aus alten Feldbrandsteinen des Hofes Pelmter mauerten Bewohner der unteren Schlossstraße einen Brunnen, zwei Meter im Durchmesser und einen Meter hoch. Nach der Fertigstellung der Hinsbecker Ortsdurchfahrt war ein etwa 180 Quadratmeter großes, unbebautes Gelände übrig geblieben, das ursprünglich plattiert werden sollte. Davor indes grauste den Verantwortlichen des Verkehrs- und Verschö-nerungsvereins. Statt Platten schlugen sie Ziegel vor, und die Nachbarschaft der unteren Schloßstraße griff die Brunnen-Pläne des VVV spontan auf, zumal hier einmal ein Feuerlöschbrunnen gewesen ist. ..“ Bei den Straßenbauarbeiten für die Umlegung der B 509 war bereits im Oktober 1981 ein alter Brunnen im Straßenbereich freigelegt worden. Dieser wurde mit ausgehöhlten Holzrohren, die vom darüber liegenden Pastoratsgarten das Wasser hierher führten, aufgefüllt. Teile dieser Rohre wurden bei der Herstellung des neuen Brunnens gefunden. Als Abschluss der Arbeiten wurde im April 1982 neben dem Brunnen von VVV und Nachbarschaft eine von Dieter Lappen gestiftete Silberlinde gepflanzt. Diese Ecke wurde so zu einem der schönsten Punkte im Hinsbecker Ortsbild.

Im Jahre 1983 veranstaltete der VVV Hinsbeck sein 75jähriges Bestehen – wer nachrechnet merkt, ein Jahr zu spät. Zu dieser Verlegung hatte sich der VVV-Vorstand entschieden, um nicht mit dem aus Anlass des 100jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr im gleichen Jahr in Hinsbeck stattfindenden Feuerwehrverbandstag zu kollidieren. Zu der Veranstaltung berichten die Grenzland-Nachrichten am 28. Oktober 1982: „Nach der Premiere in Kaldenkirchen 1980 wird das nächste Stadtfest in Hinsbeck gefeiert: der dortige Verkehrs- und Verschönerungsverein will es zu seinem 75jährigen Bestehen vom 2.-4.9.1983 als historisches „Räepfest“ aufziehen. Schon im Rahmen der Festvorbereitungen soll die Bevölkerung in die Geheimnisse des Flachsanbaues, des „Räepens“ (Riffeln) und damit der Flachsverarbeitung einbezogen werden. Zur Vorbereitung hat Bauer Leo Jennen in den vergangenen Tagen eine etwa 700 qm große Parzelle umgepflügt und mit Stalldung gedüngt. Der Acker darf für den Flachsanbau weder chemisch noch künstlich gedüngt werden. Die Einsaat des Flachssamens ist am 100. Tag des neuen Jahres (10. April 1983) nach alter Tradition vorgesehen. Nach weiteren 100 Tagen (zwischen dem 20. Juli und 1. August) soll der Flachs geerntet werden. Danach wird beim Stadtfest die beim Räepen gewonnene Flachsfaser gesponnen.“
Am 28. April 1983 berichtet die gleiche Zeitung: „Da es am 100. Tag des Jahres zu kalt war, erfolgte die Saat am 28. April 1983. Gesät wurde von Textilingenieur Walter Tillmann und Landwirt Peter Thockok. Der Überlieferung nach darf bei der Saat nicht gesprochen werden. Dies wird durch einen im Mund getragenen Zweig erreicht.“ Weiter berichtet die Rheinische Post am 1. August: „Raufzeit war auf der Ginkesweide, der Flachs musste geerntet werden. Dabei wurden die ca. 90 cm hohen Stengel bündelweise mit der Hand aus der Erde heraus-gezogen („ausgerauft“). Die anhaftende Erde wurde kurz abgeklopft und die Bündel anschließend kreuzweise übereinander gelegt. Wenn das Dutzend voll war, wurde es verschnürt und schließlich mit drei anderen zusammengebundenen Bündeln hochgestellt. Die Flachsbündel haben nun bis zum Räepfest Zeit auszureifen.“ [siehe ausführlich in der gedruckten Chronik]

X. Zeit der Veränderungen im Ortskern (1984-1990)

Bereits in den vorherigen Jahren hatte der VVV verschiedene Baumpflanzaktionen durchgeführt, die seit 1983 ebenfalls vom Land bezuschusst wurden. Die größten dieser Aktionen waren:

1971 Die Stadt Nettetal stellt für den gesamten Stadtbereich 40 Bäume zur Verfügung. Der VVV übernimmt hieraus die Anpflanzung von sieben Bäumen auf Hinsbecker Gebiet.
1974 Der VVV stellt Geld zur Verfügung zum Kauf von Bäumen und Sträuchern, die am Mühlenberg (Böschung der Kreisstraße 1), der Böschung an der Schule und an der Stauffenberg- bzw. Ansemsstraße angepflanzt werden.
1976 Am Rande des Baugebiets Stauffenberg- bzw. Ansemsstraße werden vom städtischen Gartenbauamt im Auftrag des VVV zehn Platanen gepflanzt. Die Böschung der Schule wird mit 25 Berberitzen bepflanzt.
1977 Der VVV lässt vom städtischen Gartenbauamt am Kreuzberg und am Friedhof 29 Linden pflanzen.
1978 Als Ersatz für die alten, knorrigen Buchen auf dem Königshof im Büschen (so genannte „Zernosweide“) werden 12 Rotbuchen (drei Vierergruppen) gepflanzt.
1983 Die Straßentrasse der B 509 durch die Ginkesweide wird durch 40 weißblühende Kastanienbäume als Allee gestaltet.
1984 Nachdem die Stadt den Rad- und Fußweg vom Kreuzberg zum Büschen befestigt hatte, ließ der VVV entlang diese Weges 30 Linden pflanzen. Im gleichen Jahr wurden auf einer kleinen Parzelle im Büschen drei Eichen und sechs Linden gepflanzt.

Nun begann der VVV im Jahre 1985 mit der Anlegung von Arealen mit hochstämmigen alten Obstbaumsorten. Hiermit sollten an die in früheren Jahren in Hinsbeck häufig anzutreffenden „Bongerte“ erinnert werden, die einer Vielzahl von Tieren Nahrung und Zuflucht bieten. Als erste Fläche wurde im Jahre 1985 eine verwahrloste Waldparzelle im Hombergen in einen rheinischen Obstgarten mit breiter Vogelschutzhecke umgewandelt. Die Zahl der gepflanzten Bäume nahm in den folgenden Jahren rasant zu.

Ende 1991 hatte der VVV an ca. 90 Stellen mehr als 800 Bäume, davon ca. 700 Obstbäume, gepflanzt. Gleichzeitig wurden rund 500 Meter dreireihige Hecken gepflanzt (einreihige Hecken wurden nicht bezuschusst) und an zwei Stellen ca. zwei Morgen Erika (z.B. am erosionsgeschädigten Hang im Deependahl) in der Hinsbecker Schweiz eingesät.

Im März 1984 wurde bei der Jahreshauptversammlung der Vorstand des VVV verjüngt. Die turnusmäßig ausgeschiedenen Peter Beyen und Egidius Wefers wurden wieder gewählt. Hubert Glasmachers und Hans Vriens schieden aus dem Vorstand aus, an ihre Stelle traten Gerhard Güthoff und Hans Kohnen. Den Posten des 2. Vorsitzenden, den bisher Hubert Glasmachers bekleidete, übernahm Peter Beyen. Die beiden aus Altergründen freiwillig Ausgeschiedenen Vriens und Glasmachers wurden wegen ihrer langjährigen Verdienste als Ehrenvorstandsmitglieder mit beratender Stimme in den Vorstand berufen. Nach diesen Änderungen bestand der Vorstand aus:

Vorsitzender – Hermann Timmermanns
Stellv. Vorsitz. – Peter Beyen
Schatzmeister – Franz-Josef Weuthen
Geschäftsführer – Willi Settels
Wegewart – Egidius Wefers
Beisitzer – Gerhard Güthoff, Hans Kohnen Jakob Dohmes, Willi Lehnen, Willi Dückers (Wirteverein),
Ehrenvorstands. – Hubert Glasmachers, Hans Vriens

Im Jahre 1984 begann der Viersener Textil-Ingenieur Walter Tillmann mit dem Aufbau eines Textilmuseums in der Scheune „Alt-Kämpken“ in Hinsbeck-Hombergen. Dieses ca. 400 Jahre alte Anwesen (1619 erstmals erwähnt) hatte er im Jahre 1975 von der Schaesberg’schen Verwaltung erworben und umfassend restauriert. Nachdem der „Kunstkreis Hinsbeck“ dieses Anwesen von 1979 bis Ende 1983 als Ausstellungsraum verwendet hatte, nutzte er die Scheune nun selber. Er brachte seine Sammlung „Zeugnisse der Niederrheinischen Textilindustrie“, die er seit 1963 zusammengetragen und bereits in verschiedenen Sälen der Umgebung ausgestellt hatte, als Grundstock ein. In den folgenden Jahren wurde dieses Museum Schritt für Schritt erweitert. Hinzu kamen jährlich mehrere Ausstellungen von Kunstobjekten, meist aus dem textilen Bereich. In den Jahren 1987 und 88 konnte man im Rahmen einer ABM-Maßnahme die Ausstellungspädagogin Vera Schreurs einstellen, die spezielle Angebote für Gruppen- und Schulführungen erarbeitete, so dass es in der „Scheune“ manchmal recht quirlig zugeht. Die Trägerschaft für diese ABM-Stelle übernahm der VVV Hinsbeck (ohne eigene Kosten).

Über eine weitere, noch heute existierende Gruppe im VVV wurde in dieser Zeit erstmals diskutiert: Der Mundartkreis „Jüüte vertälle“. Schriftführer Willi Settels schrieb hierzu am 24. August 1984 im Protokollbuch: „Herr Weuthen regt an, einen Mundartabend zu inszenieren. Bei einem solchen soll ein Kreis erschlossen werden, der die Mundart weiter pflegt und regelmäßig entsprechende Veranstaltungen abhält.“ Am 4. Januar 1985 war es dann soweit: Unter der Leitung von Hans Kohnen wurde der erste Mundart-Gesprächskreis „Jüüte vertälle“ im Lokal Josten abgehalten.
Dieser Kreis wurde zu einer der erfolgreichsten Gruppen im VVV Hinsbeck. Mit Hans Kohnen hatte man einen Ur-Hinsbecker gefunden, der mit Wissen, Gefühl und Witz die Gruppe leitete. Viel wurde über Hinsbeck, seine Geschichte, seine Sprache, seine „Jüüten“ usw. erzählt, gelacht und für die Zukunft festgehalten. Bis Ende 1996 blieb Hans Kohnen Leiter dieser Gruppe, ca. 110 Gesprächsabende hatte er geleitet. Durch Aktivitäten im Hintergrund und eigene Beiträge zu den Abenden förderte er das Bestehen dieser Gruppe darüber hinaus bis heute. Nach dem Rücktritt von Hans Kohnen leitete Hermann Timmermanns den Gesprächskreis übergangsweise für sieben Abende, bevor im Juli 1996 Gerta Fenkes als neue Gesprächsleiterin gewonnen werden konnte. Bereits im November 1996 wurden Gisela und Heinz Fonken ihre Nachfolger. Beide waren zwar keine geborenen „Jüüten“, doch arbeiteten sie sich schnell ein und führten den Kreis mit viel Geschick bis Ende 1998. Ihnen folgte im Januar 1999 mit Elisabeth Camps wieder eine „Ur-Hinsbeckerin“. Sie konnte durch ihre eigenen Erlebnisse in und um Hinsbeck sowie ihr Wissen um die Zusammenhänge in den Hinsbecker Familien viel zu den Mundartabenden beitragen. Inzwischen wurden über 200 Abende des Gesprächskreises „Jüüte vertälle“ veranstaltet. Noch immer sind dies überwiegend Mundartabende; doch werden heute auch Dia-Reisevorträge, Bildvorträge über die Hinsbecker Geschichte uam. gehalten. Dieses bunte Programm führt bis heute einmal pro Monat zwischen 20 und 40 Menschen zusammen. [siehe auch hier]

Wie umfang- und variantenreich die Arbeiten und Aufgaben des VVV-Vorstands sind, zeigt eine Übersicht aus den Jahren 1983 bis 1987:
– Im November 1983 stellte Hermann Timmer-manns die ersten, von ihm handgeschnitzten Wegweiser vor. In den folgenden zehn Jahren fertigte er insgesamt 30 dieser Wegweiser bzw. Orts- und Personenschilder. Die Entwürfe hierzu erstellte der Hinsbecker Grafiker Jakob Lückertz. Das letzte Schild entstand im Jahre 1991. Es war das 1,10 x 0,55 Meter große Hinweisschild am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Hinsbecker Gemeindewappen und Nettetaler Stadtwappen.
– In der Ginkesweide wurde im Sommer 1983 eine kleine Fläche mit Dinkel, der wohl ältesten Getreideart der Welt, ausgesät. Mit dem Dinkel-Saatgut wurden 12 Wildkrautarten, die auch früher mit den Samen ausgebracht wurden, ausgeteilt. Der durch die Wildkräuter entstandene Blumenteppich ließ diese Fläche zu einer der meistphotographierten in Hinsbeck werden. Leider ging der Dinkel nicht auf, das Saatgut war wohl schon zu alt.
– Auf einer weiteren, kleinen Fläche säte man im Frühjahr 1984 in der Ginkesweide Buchweizen aus. Auch dies ein Korn, das heute kaum noch bekannt ist.
– Im August 1984 war der VVV-Vorstand bei der Planung und Gründung des Hinsbecker Kleingärtnervereins involviert. Die Gärtner mussten jedoch noch bis zum April 1989 warten, ehe die Gestaltung des Kleingartenbereichs fertig war und die Gartenarbeit beginnen konnte. Im August 1989 fand die Einweihung der Anlage statt, bei der Jahreshauptversammlung im März 1990 taufte man die Anlage auf den Namen „Jüütebongert“.
– An der Renovierung der Heilig-Geist-Kapelle am Stegerhof im Oirlich im Herbst 1985 beteiligte sich der VVV mit einem namhaften Beitrag.
– Für die Uniformen der Hinsbecker Bruderschaften und Musikvereine besorgte man im Jahre 1985 aufnähbare Stickabzeichen mit dem Hinsbecker Wappen, 200 Abzeichen fanden reißenden Absatz. Ein Drittel der Kosten hierfür übernahm der VVV.
– Ebenfalls im Jahre 1985 konnte man eine Firma ausfindig machen, die Fahnen in den Hinsbecker Farben rot-weiß mit dem Hinsbecker Wappen herstellen konnte. Die entsprechende Schablone für das Hinsbecker Wappen wurde von Jakob Lückertz erstellt.
– Gleich zwei Geschenke nahm Hermann Timmermanns als Vorsitzender des VVV im April 1985 in Empfang. Von Peter Drossart stammt die Schnitzerei „Schäfer“, die er zum 75jährigen Bestehen des VVV überreichte. Hein Dormels übergab ihm eine vom Designer Jakob Lückertz in historisierender Urkundenform gestaltete Charakteristik des Hinsbecker Jüüten.
– Bei der Firma Rheinbraun konnte man im Januar 1986 kostenlos Findlinge erhalten. Diese wurden mit Steingravuren beschriftet als Markierungen der historischen Stätten auf der Hinsbecker Heide aufgestellt.
– Der stark erosionsgeschädigte Hang im Deependahl wurde im Herbst 1986 mittels Kokosverbundgeflecht befestigt und mit Calluna (Heide) eingesät.
– Ende 1986 kam das Buch „Das Leben in einem Niederrheinischen Dorf – Hinsbeck und Leuth“ von Franz-Josef Weuthen heraus, die Drucklegung wurde vom VVV unterstützt.
– Im Vorstand des VVV hatte es 1985 und 86 keine Veränderungen gegeben. Bei der Jahreshauptversammlung im Mai 1987 trat Franz-Josef Weuthen als Schatzmeister zurück, blieb jedoch als Beisitzer im Vorstand. Für den nach 20 Jahren freiwillig aus dem Vorstand ausscheidenden Willi Lehnen wurde Franz Thissen in den Vorstand gewählt, der den Posten des Schatzmeisters übernahm. Der Vorstand des VVV bestand hiernach im Jahre 1987 aus:

Vorsitzender – Hermann Timmermanns
Stellv. Vorsitz. – Peter Beyen
Schatzmeister – Franz Thissen
Geschäftsführer – Willi Settels
Wegewart – Egidius Wefers
Beisitzer – Gerhard Güthoff, Hans Kohnen, Franz-Josef Weuthen, Jakob Dohmes (IHK), Willi Dückers (Wirteverein)
Nach der umkämpften, aber letztendlich erfolgreichen Umlegung der B 509 und der Anlegung des Parks in der Ginkesweide ging es im Jahre 1986 an die Neugestaltung des Ortskerns. Bereits 1982 hatte Nettetals Technischer Beigeordneter Helmut Hormes hierzu drei Entwürfe vorgelegt. Nun legte er eine letzte Fassung vor, die in einer Bürgerversammlung nochmals vorgestellt wurde. Hormes erläuterte seinen Plan. (Bericht aus der Rheinischen Post vom 17. Mai 1986) „So soll die Kreisstraße 1 zwar weiter durch den Ort laufen, wird aber in 5,50 Meter Breite so verschwenkt und geführt, daß Raserei einigermaßen ausgeschlossen wird. Der Marktplatz wird optisch durch eine rote Pflasterung ins Auge fallen. Zur K 1 hin schützt eine Absperrung mit in Hinsbeck zum Straßenbild passenden Geranienkästen. Der rote Platz soll in einer leichten Mulde liegen. Wichtigstes Gestaltungselement ist jedoch die vorgesehene Bebauung mit Dach, die sich leicht winkelig an die hoch liegende Kirche anschmiegt. Dadurch wird die aufgeweitete, „ins Unendliche führende“ K 1 (so Hormes) mit der erhöhten, „un-maßstäblichen“ Pfarrkirche wieder überschaubar.“ Über die Art der Marktplatzgestaltung gab es kaum Diskussionsbedarf. Doch der Bau des Gebäudes vor der Kirche war und ist bis heute umstritten.

Umso problematischer war der Neubau der Sparkassen-Zweigstelle vor der Kirche. Die Grenzland-Nachrichten berichteten hierzu am 2. November 1989: „Nach 35 Jahren soll am Markt wieder ein „Maßstabbilder“ stehen: so bezeichnen Städteplaner den Neubau von Sparkassen-Zweigstelle und Cafe vor der Kirche ungefähr an der Stelle, an der einst das alte Rathaus stand. Es wurde am 15. Oktober 1955 abgerissen, nachdem der Landeskonservator davon überzeugt worden war, die Straße müsse doch verbreitert werden. Doch es ist nicht so einfach, das Haus in unmittelbarer Nähe des Kirchturms zu erreichen: dieser darf bei den Bauarbeiten nämlich nicht ins Wanken geraten. Zusätzliche Erschwernisse ergeben sich aus der „Unterwelt“: just durch die Baugrube verläuft die „Viersener Störung“, die die „Krefeld-Gelderner“ von der „Venloer Scholle“ trennt. Geologen wissen das seit langem. Weil aber diese Trennlinie zwischen dem scharfen einkörnigen Formsandkies einerseits und der leicht knetbaren lehmartigen, wasserundurchlässigen Bodenschicht andererseits über den Markt verläuft, waren zur Absicherung der alten Bausubstanz rund um den Markt und der Kirche schon bei der Vorplanung zahlreiche Ingenieurleistungen nötig.

Doch waren damit noch nicht alle Probleme beseitigt. Im Juli 1991 stellte man Feuchtigkeit im Tresorkeller des Hauses fest, dass die Fertigstellung nochmals verzögern würde. Daraufhin sagte der VVV-Vorstand das zur Herbstkirmes 1991 geplante Stadtfest anlässlich der Marktplatzeröffnung ab. Als neuer Termin wurde Mai 1992 festgelegt.

In der Zwischenzeit und parallel zum Neubau des Marktplatzes hatte der VVV sich um die Erstellung eines Jüüten-Denkmals bemüht. Die ersten Gespräche zu dessen Gestaltung fanden 1984 statt. Im Januar 1985 holte man sich fachmännischen Rat bei dem renommierten Künstler Professor Löneke aus Aachen, der bereits mehrere solcher Denkmäler erstellt hatte (u.a. den „Kiependreäger“ in Breyell). Doch wie sollte man sich eine solche Person, die real ja nie existiert hat, vorstellen. Der VVV beriet sich intern, in seiner Mundartrunde „Jüüte vertälle“ und durch Anfragen an die Bevölkerung.

Peter Beyen, stellte die Figur vor (Auszug aus dem Protokollbuch): „… Der Hänsbäker Jüüt“ soll das „i“pünktchen bei der Marktplatzgestaltung bilden, die ja 1989 verwirklicht werden soll. Der Hinsbecker Künstlerin Loni Kreuder ist es gelungen, das charakteristische dieser Symbolfigur wiederzugeben. Aufgrund von älteren Aufzeichnungen und Berichten über den „Jüüt“ hat sie sich bemüht, das Innere, das heißt das Wesen des „Jüüt“ nach außen zu heben und durch Mimik erkennbar zu machen. Er war eben nicht nur Flachsbleicher, sondern vielmehr ein Menschenkenner, der es verstand, seine Mitbürger – vor allen Dingen diejenigen aus den Nachbarorten – gegeneinander auszuspielen. Wie sagte man doch treffend: „Mit jemand dä „Jüüt“ speele“, wenn man ihn auf humorvolle und hintergründige Art hochnahm. Mit seinem Witz, Humor und vor allem seinen schelmischen Eigenschaften war der „Jüüt“ ein beliebter Dorfbewohner. Die Schöpfkelle ist bewusst halb versteckt hinter dem Rücken verborgen, weil er im übertragenen Sinne gerade wieder jemanden „naß gemacht“ hat. „Hä hätt jrad enne Jüütestreek jemeck.“

Hier laufen nun die beiden vorher genannten Bereiche „Marktplatzgestaltung“ und „Jüüten-Denkmal“ zusammen. [siehe ausführlich in der gedruckten Chronik] Mit einem Stadtfest, dem zweiten in Hinsbeck, sollten beide im Rahmen eines „Räepfestes“ eingeweiht werden. Zur Ausgestaltung des Marktplatzes hatte man im März 1991 eine stattliche, bereits 38jährige Rotbuche als zentralen „Dorfbaum“ aufgestellt. Nach zahlreichen Verzögerungen beim Bau des Sparkassengebäudes konnte zur Maikirmes 1992 das Fest unter der Bezeichnung „Räepfest mit Bleiche auf dem Markt“ stattfinden.

Das Stadtfest begann bei strahlendem Sonnenschein mit dem „Tanz in den Mai“ und dem Aufstellen des vom VVV gestellten neuen Maibaumes. An ihm befanden sich unter dem Hinsbecker Wappen vier vom Hinsbecker Maler und Designer Jakob Lückertz gestaltete, den bayrischen Zunftbäumen nachempfundene „Wappen“. Diese stellten jedoch nicht das Hinsbecker Handwerk, sondern die Freizeit- und Fremdenverkehrsmöglichkeiten dar: „Lecker Essen“ – „Erholung“ – „Golf und Tennis“ – „Baden und Angeln“.

Nach diesem Vorgriff in das Jahr 1992 gehen wir wieder um einige Jahre zurück. Im Geschäftsbericht zum Jahre 1987 berichtet der Vorsitzende über eine noch heute existierende Institution: „Auf Anregung von Ortsvorsteher Peter Beyen trafen sich im März 1986 Vertreter aller Hinsbecker Vereine und alle am Hinsbecker Karneval Interessierte zu einem Gespräch über die Wiederbelebung der in früheren Jahren so beliebten Büttenabende. Am 1. Dezember [1986] tagte bereits das aus 15 Personen bestehende, aus Mitgliedern der Vereine zusammengesetzte Karnevalskomitee, nachdem sich der VVV bereit erklärt hatte, die Schirmherrschaft und damit natürlich auch die Abdeckung eines finanziellen Risikos zu übernehmen. Wenn auch die Unkosten nicht voll gedeckt werden konnten, so hat der Vorstand doch beschlossen, den Fehlbetrag deswegen zu übernehmen, weil viele Erst- und Neuanschaffungen z.B. für den Bühnenaufbau in den nächsten Jahren nicht mehr anfallen werden. Im nächsten Jahr muß das Karnevalskomitee auf eigenen Füßen stehen.“ Doch gelang dies nicht ganz, auch im Jahre 1988 musste der VVV noch einmal Geld zuschießen. Aber ab 1989 war die Geburt gelungen. Der VVV konnte sich aus der Finanzierung zurückziehen und das Karnevalskomitee auf eigenen Füßen stehen.

Auch ein weiterer Wunsch des VVV konnte Ende der 1990er Jahre endlich in Angriff genommen werden: Die Erstellung eines Buches der „Geschichte Hinsbecks“. Bereits um 1930 hatte man eine solche Zusammenfassung geplant, in den 1950er Jahren tauchte dieser Wunsch wieder auf. 1969 hatte der Hinsbecker Gemeinderat eine Geldrücklage in der Kasse des VVV für diese Aufgabe bilden lassen. Nun stellte man zunächst zum 1. Januar 1988 eine examinierte, arbeitslose Historikerin zur entsprechenden Materialbeschaffung ein. Diese Tätigkeit wurde als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) zu 100% vom Arbeitsamt bezahlt. Insgesamt zwei Jahre recherchierte die Historikerin Frau Klumpen-Heghmanns in den verschiedensten Archiven nach Informationen in Bezug auf den Ort und die Geschichte Hinsbecks. Die Erstellung des Buches wurde in mehrere Themenbereiche eingeteilt, die von verschiedenen Autoren bearbeitet wurden:

Herbert Hubatsch – Entstehung der Landschaft und Natur
Willy Sanders – Sprache und Schrift
Stefan Frankewitz – Geldrisches Amt Krickenbeck
Gerard Venner – Schöffengericht und Gericht auf der Geer
Gerhard Rehm – Kirchengeschichte
Johann Jakob Manten – Bruderschaften
Vera Meyer-Rogmann – Franzosenzeit 1794-1814
Gerhard Rehm – Verwaltung, Gesellschaft, Politik 1815-1918
Walter Tillmann – Handel, Gewerbe, Landwirtschaft
Franz-Josef Weuthen – Schule

Bis Ende 1994 hatten fast alle Autoren die Berichte zu ihren Themenbereichen abgegeben. Leider nur „fast alle“, es fehlte ein die einzelnen Berichte zu einem Ganzen zusammenfügender Teil. Da die hiermit (und mit dem Geschichtsteil nach 1918) betraute Historikerin kurzfristig ihre Mitarbeit absagte (und die Weitergabe ihres Themas an einen anderen Autoren das ganze nochmals mindestens um ein Jahr verzögert hätte; das Buch sollte bereits 1991 herausgegeben werden), konnte das Vorhandene leider keine Gesamtgeschichte, sondern nur „Beiträge“ zur Geschichte Hinsbecks bieten. Trotz dieser Einschränkung entschlossen sich der VVV und der Kreis Viersen (das Buch wurde in die Schriftenreihe des Kreises Viersen aufgenommen, die Finanzierung erfolgte über den VVV Hinsbeck), zur Veröffentlichung der Aufsätze, da die Forschungsergebnisse die Kenntnis über die Hinsbecker Geschichte wesentlich bereichert. Dank der schnellen redaktionellen Überarbeitung des Buches durch den Kreisarchivar Dr. Gerhard Rehm konnte das Buch dann im Jahre 1997 endlich herausgegeben werden und wurde trotz aller Probleme ein voller Erfolg.

Kommen wir wiederum zurück in das Jahr 1987. Das Schloss Krickenbeck lag seit der Auflösung des Kreis-Altersheims im Jahre 1969 leer. Über zwanzig neue Nutzungsmöglichkeiten, aufgezeigt von inter-
nen (z.B. Graf von Schaesberg – Wildgehege) wie auch externen Interessenten (z.B. Umbau als Wohnresidenz, Nutzung als Jagd oder Naturkundliches Museum), schlugen fehl, dass Schloss verfiel immer mehr. Über die Lösung schrieb Gert Kaiser in seinem Buch „Krickenbeck“: „Die Zukunft von Schloß Krickenbeck scheint unabwendbar die Ruine. Und so ist es ein Wunder, daß Krickenbeck im letzten Jahrzehnt einmal mehr aufersteht. …
Am 16. September 1987 legt der Vorstand der Westdeutschen Landesbank dem Verwaltungsrat ein Konzept zum Bau eines Fortbildungszentrums vor. Kern dieses aufwendigen Vorhabens ist die Nutzung des Schlosses Krickenbeck. Daneben entsteht außerhalb des Schloßbereiches ein Gebäude zur Unterbringung der Seminarteilnehmer. Der Verwaltungsrat stimmte der Vorlage zu. Es braucht noch langwierige Verhandlungen mit der Denkmalbehörde, vor allem aber mit der Naturschutzbehörde und den -verbänden, es werden umfangreiche Renaturierungs- und Ausgleichsmaßnahmen in die Planung einbezogen, bevor am 9. Januar 1989 der Wiederaufbau des Schlosses beginnt. … Die Aufgabe ist monumental – und eigentlich unlösbar: Schloß Krickenbeck soll gerettet und für einen gänzlich anderen Zweck umgebaut werden. …“

Die ortsansässigen Naturschützer betrachteten diese Nutzungsabsicht für das Schloss als einen schwerwiegenden Eingriff in das Naturschutzgebiet, doch ebenso als Chance, Zerstörtes wieder zu reparieren. Die Bank bot hierzu ihre Hilfe an und erarbeitete einen detaillierten Pflege- und Entwicklungsplan für ihre zukünftigen Eigentumsflächen. Diese Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wurden in den weiteren Verhandlungen als Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen für den schwerwiegenden Eingriff akzeptiert. Hierzu gehörten z.B. die Renaturierung von bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen am Schloss, die Beseitigung eines Pappelwaldes neben dem Schloss und die natürliche Entstehung von Schilfröhricht, die Anpflanzung von 293 hochstämmigen Obstbäumen zwischen Schlossallee und Landstraße, der Ankauf von ca. 75 Hektar Wald- und Wiesenfläche für den Biotop- und Naturschutz usw. Mit der Ausgleichszahlung der WestLB konnte der Naturschutz nun eine ständige Betreuungsstelle für das Schutzgebiet, die „Biologische Station Krickenbecker Seen“, anlegen. Hierzu wurde im Jahre 1991 neben dem Anwesen „Alt-Kämpken“ in Hinsbeck-Hombergen ein Holzhaus erstellt. In diesem Gebäude wurden Verwaltung und Arbeitsräume untergebracht.

Um die damals ca. eine Million Besucher des Naturschutzgebietes Krickenbecker Seen pro Jahr zu führen und zu informieren, begannen im Juni 1993 die Planungen zum Umbau eines Seitenflügels des Strandbades Krickenbeck in ein Besucher- und Informationszentrum. Am 9. September 1996 war es dann soweit: Das Informationszentrum konnte er-öffnet werden.

Im Zusammenhang mit der Umlegung der Bundesstraße 509 aus Hinsbeck heraus und der Verbreiterung dieser Straße an Leuth vorbei zur Bundesstraße 221 wurden ab 1986 die Forderungen nach Sperrung der Landstraße 373 zwischen den Krickenbecker Seen immer lauter.

Doch konnte sich der VVV nur bedingt mit seiner Forderung durchsetzen. Auf Druck des NRW-Ministeriums (Drohung der Streichung des 80%-Zuschusses für den Umbau der B 509) wurde die Straße im Jahre 1991/92 zwischen den beiden Seen auf eine Breite von 3,50 Meter zurückgebaut. Man konnte lediglich erreichen, dass die Bewohner der Honschaft Plankenheide mit einer Sondergeneh-migung mittels einer Schranke diese verengte Straße auch mit PKW nutzen konnten. Diese Lösung (starker Fuß- und Fahrradverkehr gegen Pkws auf verengter Fahrbahn) konnte jedoch auf Dauer nicht bestehen. So wurde bereits im Jahre 1994 die Lösung mit der Schranke rückgängig gemacht und die verengte Straße komplett für den Autoverkehr gesperrt.
[siehe ausführlich in der gedruckten Chronik]

Das im Jahre 1987 von der Stadt Nettetal aufgegebene Hinsbecker Rathaus wurde im Frühjahr 1988 einer neuen Nutzung zugeführt. Im Erdgeschoss erhielten die Verwaltungsnebenstelle, ein Polizeiposten, der VVV Hinsbeck und der soziale Dienst des Kreises jeweils ein Zimmer. Im Obergeschoss wurden im ehemaligen Sitzungssaal die Büro-Zwischenwände entfernt und hier ein kleines Heimatmuseum eingerichtet. Daneben entstand hier ein Bespre-chungszimmer für den Ortsvorsteher, für Vereine u.a.m. Schließlich diente ein Raum als Zwischenarchiv, die restlichen Räume blieben frei für das Schulverwaltungsamt.

Im Frühjahr 1988 war es wieder so weit, es wurde der Träger des zweiten Hinsbecker Jüüten-Ringes gesucht. [weiter hier]

– Im Dezember 1988 stand der VVV vor einem etwas ungewöhnlichen Problem. Durch den großen Mitgliederzuwachs Mitte der 1960er Jahre waren bei der Hauptversammlung 1989 über 100 Mitglieder für 25jährige Mitgliedschaft zu ehren. Dies war in einer Versammlung nicht durchführbar. Daher suchte man nach einem Ausweg. Nach längerer Diskussion entschied man sich (Zitat aus dem Protokollbuch), „eine Zeitschrift herauszugeben, die den Titel „Jüütenbote“ tragen soll. In diesem Buch, das erstmals in 1989 aufgelegt werden soll, könnten dann die Medaillenempfänger namentlich aufgeführt werden. Am 27. Februar 1989 stellten die Redakteure Kohnen und Weuthen den Entwurf vor. … Bei einer Gegenstimme wurde beschlossen, daß die Zeitschrift die Bezeichnung „Hinsbecker Bote“ haben soll.“ Die Herausgabe dieses Heftes war nur möglich, da die Volksbank (seit 1989), die Sparkasse (seit 1992) und die Reifenhandlung Timmermanns-Straelen (seit 1994) die Druckkosten übernahmen. Seit dem Jahre 2001 stellt sich in diesem Heft zusätzlich in jedem Jahr ein Hinsbecker Unternehmen vor, wodurch auch die inzwischen entstandenen Druckkostensteigerungen aufgefangen werden konnten. Der „Hinsbecker Bote“ erfreute sich von Beginn an großer Beliebtheit. Das Heft ist zwar ein Organ des VVV. Doch werden in ihm bis heute Geschichten über, von und mit Hinsbeckern und ihren Vereinen berichtet. [siehe hier]
– Ebenfalls im Dezember 1988 wurden die ersten Pläne zur Schaffung einer 18-Loch Golfanlage an Haus Bey bekannt. Auch hierzu wurde der VVV um Stellungnahme gebeten. Der VVV war wie die meisten befragten Organisationen von einer positiven Entwicklung für Hinsbeck und seinen Fremdenverkehr durch diese Einrichtung überzeugt. So konnte der „Golf-Club Haus Bey“ im Januar 1992 mit dem Bau der Anlage beginnen, am 6. Juli des gleichen Jahres konnte die Driving Range (Übungsplatz) eröffnet werden. Nach der Fertigstellung des Platzes und des zugehörigen Restaurants im Jahre 1993 kann man heute sagen: Der Bau dieser Anlage hat auch der Natur neuen Platz gebracht und das Bild Hinsbecks verbessert.
– Auf Kreisebene konstituierte sich Anfang 1989 der „Verkehrsverein Kreis Viersen e.V.“. Ziel des Vereins war die Aktivierung des Fremdenverkehrs im Kreis Viersen. Im Februar 1989 trat auch der VVV Hinsbeck diesem Verein bei.
– Im Jahre 1989 restaurierte der Landschaftsverband eine historische und wertvolle Handschrift, nämlich das Hinsbecker Schützenbuch von 1545. An den Kosten beteiligte sich neben Landschaftsverband, Bruderschaft und kath. Kirchengemeinde auch der VVV. „Bedingung: Die Handschrift soll gelegentlich von Ausstellungen als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden.“
– Nach vielen Problemen bei der Genehmigung konnte drei Jahre nach Planungsbeginn am 15. März 1990 endlich das erweiterte Jugendferiendorf des Landessportbundes (LSB) eingeweiht werden. Diese Probleme entstanden insbesondere durch den Naturschutzbund, der sich vehement gegen den Bau im Naturschutzgebiet zur Wehr setzte. Demgegenüber hatten sich der Kreis Viersen, die Stadt Nettetal und der VVV Hinsbeck unter Auflagen positiv zum Neubau geäußert.
– Das Buch „Die kupferne Legende“ von Dr. phil. Heinrich Plönes legte der VVV im Oktober 1990 mit Hilfe des Sponsors Egon Holthausen neu auf. Dr. Heinrich Plönes wuchs auf dem Helfeshof in Hinsbeck-Wevelinghoven auf. Die Geschichten schildern in Episoden die Menschen vom Niederrhein und ihr tägliches Leben. Vieles spielt sich in und um Hinsbeck ab.

XI. Verbesserung der Attraktivität Hinsbecks (1990-1997)

Die größte Freude im Leben bringen die überraschenden Erlebnisse. Eines dieser Erlebnisse hatte der VVV im Mai 1990. Die Grenzland-Nachrichten berichten hiervon am 17. Mai: „Vom Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in San Francisco erhielt die Stadt Nettetal eine Fahne, die zur Erinnerung an den Einsatz Hinsbecker Landwehrmänner im deutsch-französischen Krieg 1870/71 angefertigt worden war. Diese Fahne stammt aus dem Nachlaß des inzwi-schen verstorbenen amerikanischen Sergeanten Richard A. Frink (473. Flugabwehr-Artillerie- Bataillon, 8. Panzerdivision). Sie wurde dem Generalkonsulat von dessen Bruder, U. S. Marshal Roland L. Frink, übergeben. Marshal Frink teilte dem Generalkonsulat mit, die Fahne sei gegen Kriegsende in den Besitz seines Bruders gekommen und von ihm seither bei seinen persönlichen Gegenständen gehalten worden. Nach seinem Tod sei es der Wunsch der Familie, die Fahne wieder dorthin zurückzugeben, wo sie am meisten bedeute. …

Eine weitere alte Hinsbecker Fahne, dieses mal jedoch eine Fahne der Bruderschaft, gab es im Juli des gleichen Jahres zu bestaunen. Hierüber berichtete die Westdeutsche Zeitung am 24. Juli 1991: „Nach zweijährigen Restaurierungsarbeiten steht die alte Hinsbecker Bruderschaftsfahne aus dem Jahre 1889 nun im ehemaligen Sitzungssaal des Hinsbecker Rathauses hinter Glasscheiben geschützt. Die alte Seidenfahne der St. Peter- und St. Sebastianus-Bruderschaft wurde vor gut drei Jahren in einem alten Kirchenschrank entdeckt. …

Über eine weitere wichtige Arbeit des Jahres 1991 ist noch zu berichten. Das Protokollbuch des VVV meldet hierzu am 1. März 1991: „Der Vorsitzende gibt bekannt, daß die Stadt Nettetal beabsichtigt, die Schwesterngräber in Hinsbeck (es handelt sich um 19 Gräber des ehemaligen Katharinenordens auf Schloß Krickenbeck) einzuebnen und neu zu belegen. Die Ruherechte sind abgelaufen. Es soll ein Erinnerungsstein, eingerahmt von zwei Eiben, errichtet werden.“ Das Vorstandsprotokoll vom 4. April 1991, bei dem auch Friedhelm Welz von der Kreisverwaltung und Frau Meinert vom Friedhofsamt der Stadt Nettetal anwesend waren, beschreibt den VVV-Vorstandsbeschluss: „Hans Kohnen hatte den Antrag gestellt, die Gräberanlage als ortshistorisches Dokument zu erhalten. Nach Anhörung der verschiedenen Standpunkte kam ein Kompromiß zustande, der den Erhalt der Gräberanlage in gestraffter Form beinhaltet und die Möglichkeit einer zusätzlichen Belegung von fünf Reihengräbern zuläßt. Vier Grabkissen (Steinplatten) werden anderweitig platziert, um einen Durchgang zu dem Gedenkstein schaffen zu können. Der Gedenkstein mit einer Gedächtnisinschrift wird vom Kreis erstellt. Die Gräberanlage wird von der Stadt unterhalten. …“ …

Auf der Sitzung am 4. April 1991 teilte der VVV-Vorsitzende noch zwei weitere Erfolge in Bezug auf Gräber des Hinsbecker Friedhofs mit:
„Grab Tappeser – Grabstein von Jupp Rübsam
Der Grabstein ist von der Stadt neu errichtet worden und die Grabanlage macht jetzt wieder einen würdigen Eindruck. Durch ein Messingschild auf einem Sockelstein soll auf Jupp Rübsam aufmerksam gemacht werden.
Holzkreuz Peeters – von Rübsam –
Der Vorsitzende gibt das Ergebnis seiner Verhandlungen mit den Erben bekannt. Das Kreuz steht bei der Tochter Gerda Broyl in Grefrath. Eigentümer ist der Sohn Heinz in Tegelen, der die Zusage gemacht hat, daß dem VVV das Kreuz jederzeit bei evtl. Ausstellungen leihweise zur Verfügung steht.“
Dieses Kreuz, das Jupp Rübsam 1962 für seinen verstorbenen guten Bekannten, den Hinsbecker Schäfer Peter Peeters, erstellte, befindet sich heute als Leihgabe im Heimatmuseum.

Das bisher dargestellte zeigt die insbesondere im Jahre 1992 umfangreiche Arbeit des VVV. Der Vollständigkeithalber nachfolgend noch die „kleinen“ Arbeiten dieses Jahres:
– Am 9. März 1992 beschloß der VVV die Mitgliedschaft im Förderverein der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege e.V.
– Am gleichen Tag beschloss der Vorstand die Beteiligung des VVV an den Renovierungskosten des Amandusbrunnens („Helijepötsche“).
– „Zu seiner ersten Gemäldeausstellung lud der VVV im April 1992 in die historischen Räume des alten Rathauses in Hinsbeck. 46 Arbeiten, Aquarelle, Ölgemälde und Bleiverglasungen sowie Entwürfe für Kirchenfenster des Hinsbecker Künstlers Johannes Schmitz, der von 1909 bis 1970 in Hinsbeck lebte, sind hier ausgestellt. Dieser Ausstellung sollen weitere folgen, in denen dann ebenfalls Hinsbecker Künstler und ihre Arbeiten gewürdigt werden sollen.“ (Rheinische Post vom 22. April 1992).
– Bisher hatte der VVV-Vorsitzende Hermann Timmermanns „so nebenbei“ auch noch die Geschäfte des „Verbands Linker Niederrhein“ (VLN) Ortsverein Hinsbeck geführt. Am 12. Oktober 1992 übergab der Hauptgeschäftsführer des VLN, Dr. Vogt aus Krefeld, die Geschäfte des VLN Hinsbeck von Timmermanns an Erich Leuker. Hermann Timmermanns wurde mit der Ehrennadel des VLN ausgezeichnet.

Die letzten Beschreibungen zeigen gemeinsam mit dem einige Seiten vorher dargestellten Stadtfest anläßlich der Marktplatz-Eröffnung mit dem „Jüüten“ (nach Verlegung von 1991 auf 1992), den Umbauten am Schloß und an Haus Bey sowie im Straßenbereich, welche Veränderungen in und um Hinsbeck entstanden. Hinzu kam im gleichen Jahr die Feier des 110jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Hinsbeck, die Glockenweihe an St. Peter und das Schützenfest der St. Antonius- und St. Sebastianus-Bruderschaft. Die Zeitungen fragten schon: Werden die Hinsbecker des Feierns nicht müde?
Doch für den VVV stand im Jahr 1992 noch eine weitere, große Veranstaltung ins Haus: Das erste internationale Bildhauersymposium. Bereits auf der Vorstandssitzung am 13. Juni 1984 regte der Vorsitzende an, in Hinsbeck ein Künstlertreffen zu veranstalten, wie es z.B. die Stadt Troisdorf durchführt. Doch wurde von einer Durchführung damals noch abgesehen, da die Kosten zu hoch waren. … [siehe auch hier]

Ein Jahr später trat Schatzmeister Franz Thissen von seinem Posten zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Martin Hessen als Schatzmeister des Verkehrs- und Verschönerungsvereins gewählt. Damit bestand der Vorstand im Jahre 1992 aus:

Vorsitzender – Hermann Timmermanns
Stellv. Vorsitz. – Peter Beyen
Schatzmeister – Martin Hessen
Geschäftsführer – Willi Settels
Wegewart – Egidius Wefers
Beisitzer – Gerhard Güthoff, Hans Kohnen, Franz-Josef Weuthen, Jakob Dohmes (IHK), Günter Derstappen (Wirteverein)

Über zwei Neuerungen im Ortsleben berichteten die Zeitungen im November 1992: „Stirbt die Hinsbecker Kirmes aus?“, diese Frage stellte Ortvorsteher Peter Beyen beim Stiftungsfest der Feuerwehr. Zu Recht hätten viele Hinsbecker die Bestückung des Hinsbecker Kirmesmarktes Anfang Oktober als zu gering kritisiert. Andererseits klagten die Schausteller über rückläufige Besucherzahlen und favorisierten die Kirmessen in größeren Städten. „Wir müssen zurück zu Tradition und Dorffest“, forderte Beyen und hatte auch schon einen Lösungsvorschlag parat: Die Herbstkirmes sollte wieder wir früher als Kirchweihfest Mitte September in Hinsbeck gefeiert werden – notfalls ohne Schausteller. Während dieser Kirmes sollte sich Hinsbeck „wie in früheren Generationen mit seiner ganzen kulturellen, gewerblichen und kaufmännischen Vielfalt präsentieren.“ Heimische Produkte sollten ebenso vorgestellt werden wie das heimische kulturelle Angebot.“
Im September 1993 war es dann erstmals so weit. Die Hinsbecker feierten ihr Kirchweihfest mit großem Erfolg. Rund um den Markt und um St. Peter waren zahlreiche Buden von Schaustellern und den verschiedensten Vereinen aufgestellt. Buntes Treiben und eine gute Beteiligung der Bevölkerung machten die Tage zu einem Volksfest. Bis zum Jahre 2001 wurde nun das Kirchweihfest gefeiert. Doch da sich die Gewerbetreibenden und Schausteller immer weniger hieran beteiligten, wurde ab 2002 „mangels Masse“ das Kirchweihfest abgesagt und nur noch die normale Kirmes gehalten.

Die zweite Neuerung erfolgte durch eine Initiative der Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden in Hinsbeck. Mit großer Mehrheit beschlossen sie einen „Weihnachtlichen Jüütenmarkt nach Hinsbecker Manier“ durchzuführen. Hierüber berichtet die Rheinische Post: „ ‚Ene Hänsbäker Jüüt et Tüüt’, Mit diesem Slogan warben die Landfrauen für ihren heißen Panhas mit Apfelkraut und Schwarzbrot. Aber nicht nur „Jüüten-Püfferkes“, Reibekuchen, Kaffee und Glühwein gab’s beim ersten weihnachtlichen Markt „Op Hänsbäker Manier“: die Steinmetzmeister Manfred Mangold und Benno Schmitz, die Schreinermeister Jürgen Hommes und Dieter van de Ven, Friseure, Dekorateure, Bäcker, Metzger und Installateure waren präsent, so daß sich Ortsvorsteher Peter Beyen bei der Eröffnung zu Recht über das „hochwertige Angebot“ freute. Mehr als 50 Stände und Buden waren auf dem Parkplatz zwischen Volksbank und Edeka-Markt aufgebaut. Für Musik sorgten der Spielmannszug „Frisch auf“ und der Musikverein Cäcilia. Mit einem Krippenspiel erfreute der Kindergarten die Besucher.“ Insbesondere die Lage und Stellmöglichkeiten auf dem Parkplatz und die durch die Enge entstandene Atmosphäre brachten dem Markt eine gute Resonanz. Leider blieb die Durchführung des Weihnachts-marktes an dieser Stelle nur für zwei Jahre bestehen. Anschließend wich man zum katholischen Jugendheim aus, wo man bis heute in deutlich kleinerem Rahmen diesen Markt aufrechterhält. Die Atmosphäre der ersten Weihnachtsmärkte konnte jedoch nicht mehr erreicht werden, da sich die Gewerbetreibenden aus dem Geschehen fast komplett zurückzogen.

Das Jahr 1993 brachte den Hinsbeckern eine Überraschung: Als Bert Roemer, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, zum 100jährigen Bestehen die Geschichte der Gewerkschaft aufarbeiten wollte, stieß er auf das 1958 im Selbstverlag erschienene Buch „Lebenslauf eines einfachen Menschen“ von Peter Berten, der viele Jahre als Mitglied der SPD die deutsche Politik stark beeinflusste. Peter Berten wurde am 18. Februar 1873 in Hinsbeck geboren, war jedoch in Hinsbeck weitgehend unbekannt. „Ich denke auch heute noch mit stiller Liebe an den Ort und an die Kindheit, die ich dort verlebte“, schrieb Peter Berten 1958. Weiter schildert er die Nöte der Familie, kritisiert wehmütig das damalige Verhalten einiger Persönlichkeiten, lobt die Fähigkeiten seiner Lehrer und weiß in launiger Weise über Hinsbecker Originale zu berichten.
Am 3. Dezember 1993 wurde am Geburtshaus von Peter Berten eine Gedenktafel enthüllt. Die Westdeutsche Zeitung berichtet hierzu: „Peter Berten gehörte zu den großen der deutschen Arbeiterbewegung und ist in einem Atemzug mit Friedrich Ebert, August Bebel und Adam Stegerwald zu nennen.“ Dies unterstrich am Freitagabend vor der Enthüllung der Gedenktafel am Berten-Geburtshaus (Hauptstraße 32) Horst Morich, Vorsitzender im Ruhestand der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK). Viele Hinsbecker, gewerkschaftliche Bundes- und Landesprominenz, Professor Willfried Feuser, ehe-malige Widerständler gegen das Nazi-Regime, Mit-glieder der Theodor-Heuss-Stiftung und Bildhauerin Loni Kreuder, die die Bronze-Gedenktafel entworfen hat, fanden sich ein. Zum 120. Geburtstag von Peter Berten brachte der VVV Hinsbeck noch im gleichen Jahr sein Buch „Lebenslauf eines einfachen Menschen“ als Reprint heraus. …

Am 15. Februar 1993 wurde der Vorsitzende des VVV Hinsbeck, Hermann Timmermanns, „für seine vielfältigen ehren-amtlichen Tätigkeiten, vor allem um den Natur- und Umweltschutz, aber auch um die Förderung des Fremdenverkehrs und um die Heimatgeschichte“, vom Landrat Backes mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet (mit ihm erhielt Anton Dreeßen, ein gebürtiger Hinsbecker, der seit 1948 in Lobberich wohnte, das Bundesverdienstkreuz).

Im Frühjahr 1993 begann die Suche nach dem dritten Träger des Jüüten-Ringes. [weiter hier]

Im von der Stadt nicht mehr benötigten Hinsbecker Rathaus wurde zusätzlich zu den bisherigen Nutzungen 1991 eine Zweigstelle der Stadtbücherei eingerichtet, Anfang 1994 bezog die CDU-Fraktion ein Zimmer. Doch angesichts der prekären finanziellen Situation entschloss sich die Stadt Nettetal im Jahre 1995 dann doch zum Verkauf des Rathauses an ein Krefelder Steuerberatungsbüro. … Hierdurch entstanden für den VVV neue Probleme, denn sein im früheren Vorzimmer eingerichtetes Heimatmuseum musste nun ein neues Zuhause finden. Wie kam es überhaupt zur Bildung des Heimatmuseums? … [weiter auch hier]

Nach diesem zeitlichen Vorgriff gehen wir wieder zurück zum Jahr 1992. Was hatte der VVV-Vorstand zwischen 1992 und 95 noch an kleineren Aufgaben erledigt bzw. was war in Hinsbeck geschehen:

– Wegen zu geringer Schülerzahlen wurde die Hauptschule in Hinsbeck im Jahre 1993 aufgelöst. Von nun an mussten alle Schüler zur Hauptschule nach Lobberich fahren. Die Grundschule blieb in Hinsbeck.
1994 wurde die Comeniusschule aus Lobberich in das Schulzentrum Hinsbeck verlegt.
– Das Textilmuseum „Die Scheune“ in Hinsbeck-Hombergen feierte ihr 10jähriges Bestehen. Textil-Ingenieur Walter Tillmann wurde für seine „Verdienste um die rheinische Kulturpflege“ mit dem „Rheinlandtaler“ des Landschaftsverbandes ausgezeichnet.
– Hildegard Oßenkamp zählt im Juli 1993 beim ersten bundesweiten Literaturwettbewerb „Alt und Jung gemeinsam“ bei über 5.000 Teilnehmern mit ihrer Geschichte „Federleichte Grausamkeit“ zu den 30 Siegern.
– Der VVV bringt im Dezember 1993 das Buch „Generationen in einem Dorf am Niederrhein“ von Hans Kohnen heraus. Auf Grund der vielen, erst später eingesandten Bilder wird ein Jahr später eine erweiterte Ausgabe herausgegeben.
– Im Frühjahr 1994 stellt die Stadt Nettetal aus Kostengründen die Anstrahlung des Kirchturms, die Bewässerung der Brunnen und die Bepflanzung und Bewässerung der Blumenkübel an den Laternenmasten ein. Bis zum Ende des Jahres findet der VVV Sponsoren für viele dieser Aufgaben bzw. übernimmt einige selber.
– Im April 1994 wird die Hinsbeckerin Änne Drießen als Nachfolgerin von Hans Kurscheid neue Geschäftsführerin des Naturparks Schwalm-Nette.
– Als Werbemaßnahme für die neuen Erholungsorte Hinsbeck und Leuth ließ der VVV Hinsbeck gemeinsam mit dem VVV Leuth im Frühjahr 1994 Autoaufkleber aus PVC herstellen. Die Entwürfe erstellte die Firma J. Booms Werbung in Nettetal-Hombergen, der Verkauf erfolgte in verschiedenen Hinsbecker und Leuther Geschäften. Die Autoaufkleber erfreuten sich großer Beliebtheit und waren schnell ausverkauft.
– Zum 100. Geburtstag des Hinsbecker Malers Jupp Dors (1894-1963) organisierte der VVV im April 1994 gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Nettetal eine Ausstellung seines Lebenswerkes. 75 Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen waren in der Werner-Jaeger-Halle zu sehen (Hinsbecks Rathaus wäre zu klein gewesen). Zum Dank für die gelungene Präsentation schenkte der Sohn Wolfram Dors dem VVV ein Bild seines Vaters, das im VVV-Büro aufgehängt wurde.
– Die Durchführung eines zweiten Bildhauer-Symposiums wird im November 1994 wegen der hohen Kosten abgelehnt. Man beschließt, alle fünf Jahre ein Symposium durchzuführen.
– Für die Instandsetzung und den Kauf neuer Spielgeräte auf dem Schulhof gibt der VVV einen namhaften Zuschuss.
– Zum 1. Januar 1996 wurde eine alte Forderung des VVV war: Die mitten durch den Ort führende Straße von Grefrath nach Kaldenkirchen, die bisherige B 509, wurde zu einer Kreisstraße heruntergestuft (die Umgehungsstraße wurde zur Bundesstraße 509 erhoben). Hierdurch konnte von nun an der Kreis die Regeln für den Verkehr auf dieser Strecke bestimmen.
– Im Mai 1996 erwarb der VVV Hinsbeck die Bronzeplastik „Zwei Pinguine“ des Hinsbecker Bildhauers Jupp Rübsam und ließ sie am Springbrunnen des Parkstübchens aufstellen
– Die im Jahre 1995 vom VVV begonnene Beschilderung historischer Gebäude mit Bronzetafeln wurde im Jahre 1996 fortgesetzt.
Nicht nur Vereine, sondern auch Privatpersonen sorgten für die Hinsbecker Natur. Hierzu einige Beispiele:
– Bei der Aktion „Landleben“ eröffneten im Mai 1996 Marlu und Günter Waldorf in Hinsbeck-Oirlich ihr „Oirlicher Blumengärtchen“ inklu-sive einer Boulebahn.
– Zur Geburt ihrer Tochter Elke pflanzten Elke und Günter Camps im März 1997 eine rund 20 Jahre alte Stieleiche auf dem höchsten Punkt der Ginkesweide. Dazu Hermann Timmermanns: „Wichtig ist, daß dieses Ereignis Schule macht, wir haben noch sehr viel Platz.“
– „Das erste Dutzend ist voll: Zwei weitere „Enkelbäume“ wurden auf den Hinsbecker Höhen gepflanzt. Am 11. Juni 1987, mit der Geburt des ersten Enkels Christina-Viola, fing alles an. Auf der Schafweide der Familie Kohnen wurde der erste Enkelbaum, eine Blutbuche, gepflanzt. Inzwischen ist ein Wald mit Eichen, Buchen, Winterlinde, Spitzahorn, Rosskastanie, Ginko und Blauglockenblume entstanden. Jeder Baum trägt ein Schild mit den Namen des Enkels, Geburtsdatum und Baumbezeichnung.“ (Westdeutsche Zeitung vom 7. April 1998). Auch bei den weiteren Enkelkindern wurde das Pflanzen eines neuen Baumes beibehalten.

Ein großes, von Hinsbecker Bürgern organisiertes Dorffest wurde erstmals im Juni 1995 durchgeführt: die „Erlebnisgemeinschaft Landleben“ mit dem Ausgangspunkt Büschen und Oirlich. Hierzu die Rheinische Post: „Die Grundlagen einer uralten Kulturlandschaft am Niederrhein freilegen und daraus gleichzeitig Kraft für die eigene Zukunft schöpfen will die „Erlebnisgemeinschaft Landleben“. Dahinter stehen Landwirte, Handwerker, Unternehmer und Privatleute aus Nettetal und Grefrath. „Wir richten uns nach dem, was früher einmal war“, faßt Landleben-Sprecher Manfred Kox zusammen. Alte Handwerksbetriebe restaurieren ihr Gerät, auf dem Oirlicher Höhenzug sind Spuren der alten Hinsbecker Mühle entdeckt worden. Am Sonntag, 18. Juni, präsentiert sich die ganze Region im Rahmen eines „Tags der offenen Tür“. …

Die zweite bleibende Besonderheit war die Auffindung des Standortes der alten Oirlicher Windmühle. Die Westdeutsche Zeitung schreibt dazu: „Auf uralten Karten hatte Manfred Kox unweit seiner Pension eine Mühle entdeckt. Zusammen mit dem Vermessungsingenieur Ernst Wackertapp nahm er die detektivische Suche auf. Am 28. April [1995] wurde er auf einer nahen Ackerfläche fündig. Mühlenfundamente kamen ans Tageslicht. Die Nachforschungen ergaben, daß die Mühle 1571 erwähnt wurde, 1671 restauriert und 1843 einstürzte und ein Jahr darauf abgebrochen wurde. Der letzte Eigentümer war Reichsgraf Heinrich von Schaesberg.“

Fehler der Vergangenheit musste die Stadt ab August 1995 korrigieren. Die Grenzland-Nachrichten schreiben dazu: „Im Rahmen der Flurbereinigung, die ein Gebiet von etwa 2.900 Hektar zwischen den Krickenbecker Seen und Lobberich-Dyck, einschließlich der östlichen Lobbericher Sektionen, umfasst, wurden Anfang der 1990er Jahre mehrere Gewässer mit einer Gesamtlänge von 9.100 Metern naturnah ausgebaut. Hierzu gehörte auch die Hinsbecker „Backesbeek“.
Wie war es früher? Die Backesbeek „entspringt“ an den Höhen der Hinsbecker Honschaft Oirlich. Sie entstammt keiner Quelle; von den Höhen fließt hier nach Regenfällen das Wasser zusammen und bildet die „Backesbeek“. Bis Mitte der 1950er Jahre verlief das Bett oberirdisch bis zur Neustraße, von dort zum Haak und weiter zur Renne. Auf diesem Weg konnte sie auch die dort anfallenden Regenwassermengen aufnehmen. Mit der Erstellung der Häuser an der heutigen „Kopernikusstraße“ und „An Backesbeek“ wurde der Bach verrohrt und verschwand bis zum Haak im Untergrund. Damit fiel sie zur Erfassung der Regenmengen in diesem Bereich aus. Die Folge waren häufige Überschwemmungen. …

Ein Jahr später trat Jakob Dohmes zurück, sein Nachfolger wurde Heinrich Ophoves. Auf der Versammlung 1995 wurde Hermann Timmermanns für 50jährige Mitgliedschaft geehrt, 25 Jahre als Geschäftsführer und 25 Jahre als Vorsitzender. Gleichzeitig wurde Josef Antwerpen ebenfalls für 50jährige Mitgliedschaft geehrt.

Zwei Jahre später, im April 1997, trat Willi Settels nach 23 Jahren Schriftführer-Tätigkeit von seinem Amt zurück. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung den Kulturamtsleiter der Stadt Nettetal Heinz Lanser.

Hinsbeck und seine Höhen verzeichnen zahlreiche Orte von historischer Bedeutung. Der VVV war immer bestrebt, diese zu erhalten und für Besucher kenntlich zu machen. In den 1980er Jahren hatte man hierzu hölzerne Hinweistafeln aufgestellt. Nun musste man Mitte der 1990er Jahre erneut tätig werden. Frau Ursula Kohte, Dipl. Ing. Architektin, entwickelte ein Konzept zur Wiederherstellung der Gerichtsstätten und stellte dieses bei der Jahreshauptversammlung 1997 vor. Vermessungsingenieur Ernst Wackertapp hatte im Vorfeld durch Abgleich alter mit heutigen Landkarten die genaue Lage der Stätten bestimmt. Dabei gab es unerwartet eine Überraschung: Die bisher von den Hinsbeckern als Galgenberg bezeichnete Stelle stellte sich als falsch heraus. Aus dem Vergleich mit alten Karten und aus früheren Beschreibungen der Örtlichkeiten geht eindeutig hervor, dass der bis Mitte des 18. Jahr-hunderts „verwendete“ Galgenberg in Richtung Legheide gesehen links der Kaiserallee lag.

Am 10. Juni 1997 berichtet die Westdeutsche Zeitung weiter hierüber: „14 zentnerschwere Basalt-findlinge aus dem Braunkohletagebau kennzeichnen seit neuestem die historischen Stätten in Hinsbeck. Am Wochenende traf sich der Vorsitzende des VVV Hermann Timmermanns mit einigen Vorstandsmitgliedern bei Ortsvorsteher Peter Beyen, von wo aus die Steinbrocken verteilt wurden. Generalstabsmäßig war diese Aktion in den letzten zwölf Monaten geplant worden, denn schon seit langem war den Hinsbecker deutlich geworden, daß die hölzernen Hinweistafeln nicht nur vom „Zahn der Zeit“, sondern auch von Vandalen beschädigt wurden. …

Am Samstag transportierte Oliver Qemmelen die Steine mit dem leistungsstarken Radlader vom Beyen-Hof im Hombergen zu den historischen Stätten – ein achtstündiger harter Einsatz. Folgende Stätten wurden markiert:

Schöffenschlucht  (ehemalige Gerichtsstätte)
Karstraße  (ehemalige Römerstraße)
Ravennest  (Rabennest, wo früher und heute große Rabenkolonien leben, die der Sage nach vor allem von den Leichen der Erhängten lebten)
Geestekoul  (vermutliche Begräbnisstätte der Hingerichteten)
Hoogberger Heijde  (Hohe oder Hinsbecker Heide)
Waeckberg  (Wartberg)
Blaeternplaetsken  (Blatter-Ort, Pest-Ort)
Pan-Oven  (Pannenofen)
Helligeputtien  (Heiligenbrunnen/ Amandusbrunnen)
Gerichtsheuvel  (Geer)
Galgenberg (zwei Stellen – nach der Überlieferung und nach neuen Erkenntnissen )

Nordkanal (von Napoleon begonnen, sollte Rhein und Maas verbinden)
Bockwindmühle (im Oirlich, abgebrochen 1849)

Den größten Arbeitsaufwand des Jahres 1997 brachte dem VVV jedoch das 2. Internationale Bildhauersymposium. … [siehe auch hier]

XII. Aufbruch in neue Zeiten (1998-2006)

Dem VVV-Hinsbeck brachte das Jahr 1998 eine starke personelle Veränderung: Der Vorsitzende Hermann Timmermanns trat zurück. Von der Jahreshauptversammlung berichtet die Westdeutsche Zeitung am 29. April 1998: „Ihre prägende Hand ist überall spürbar. Sie sind ein echter Jüüt: schlau, ideenreich, durchsetzungsfähig und vor allem solide. Sie setzten Ideen auf finanziell verantwortbare Weise um“, lobte Nettetals Stadtdirektor Peter Ottmann und überreichte einen Ehrenteller der Stadt zur Verabschiedung des VVV-Vorsitzenden Hermann Timmermanns während der Jahreshauptversammlung am Montagabend im Lokal „Waldesruh“. Nach 52 Jahren im Vorstand des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, davon die letzten 28 Jahre als Vorsitzender, bat Hermann Timmermanns um Entlassung aus dem Amt: „Meine Wahlzeit geht zwar noch bis zum Jahr 2000, aber meine Gesundheit läßt dies nicht mehr zu.“ Ortsvorsteher Peter Beyen, stellvertretender VVV-Vorsitzender, überreichte unter lang anhaltendem Beifall die Ernennungsurkunde zum Ehrenvorsitzenden.

Der Hinsbecker Ortschronist Hein Dormels ließ in einem fast einstündigen, humorvollen Lichtbildervortrag das Schaffen Timmermanns Revue passieren. „Wenn die Brocken zu schwer wurden, dann forderte Hermann sogar die US-Army mit einem 50 Tonnen Bergepanzer an“, wies Dormels mit Dias nach. Stadtfest, Reepfest, Kirmesmarktgestaltung, Springbrunnen am Markt, an der Parkstraße und am Engel, Dorfteich und Hinsbecker Jüüt, Bildhauer-Symposien, Rückbau von Schloßstraße und B 509, Baumpflanzaktionen und geschnitzte Hinweisschilder, Geologischer- und Naturlehrpfad, Erhalt des Feuerwachturms und der Windmühle – vieles, aber nicht alles wurde aufgezählt.

Einen Nachfolger für Timmermanns konnte der Vorstand am Montag nicht präsentieren. Der Vorstand wird bis zur nächsten Versammlung vieles im Team anpacken. Die Eheleute Görtz kümmern sich um das kleine Dorfmuseum, die Eheleute Fonken um den Gesprächskreis Jüüte vertälle“. „Wir müssen jetzt auf vielen Schultern tragen“, unterstrich Beyen.“

Zunächst leitete der Stellvertretende Vorsitzende Peter Beyen den Verein. Er erstellte eine personelle Konzeption, über die das Protokollbuch des VVV am 11. Mai 1998 berichtet:
„Personelle Konzeption – Peter Beyen trägt sein Konzept zur Arbeitsteilung vor:
Geschäftsbereiche
a) Geschäftsführung: Peter Beyen,
Erich von Rauchhaupt
b) Kultur, Kunst: Gerhard Güthoff,
Hans Kohnen, Heinz Lanser
c) Technischer Bereich: Heinrich Ophoves, Egidius Wefers, Günter Derstappen
d) Kassenführung: Martin Hessen
Darüber hinaus soll es geben:
a) Heimatmuseum: Hans und Renate Görtz
und andere, von den Verantwortlichen hinzugezogene Helfer
b) Gesprächskreis „Jüüte vertälle“: Gisela Fonken
c) Touristik/Info: Noch unbesetzt

Die Leiter der Arbeitsbereiche werden, wenn es erforderlich ist, zu den Vorstandssitzungen eingeladen.“ Mit dieser Arbeitsverteilung ging man nun die neue Zeit an. Wie bereits berichtet, legte Gisela Fonken im Dezember 1998 ihre Funktion als Leiterin des Gesprächskreises „Jüüte vertälle“ nieder, Nachfolgerin wurde und blieb bis heute Elisabeth Camps. Für den Arbeitskreis „Touristik/Info“ konnte keine geeignete Person gefunden werden, so dass dieser Kreis nicht besetzt wurde.

Im Frühjahr 1998 begann entsprechend dem fünfjährigen Rhythmus die Suche nach dem Träger des vierten „Jüüten-Ringes“. … [siehe auch hier]

Im gleichen Jahr 1998 begann eine bis heute fortgeführte Aktion im Hinsbecker Friedenspark: Die Erstellung einer „Kanzler-Galerie der Bonner Republik“. … [siehe auch hier]

Nur knapp zehn Monate nach seinem Rücktritt als Vorsitzender des VVV Hinsbeck starb Hermann Timmermanns am 7. Februar 1999 im Alter von 75 Jahren. … [siehe auch hier]

Bei der Jahreshauptversammlung am 28. April 1999 begann eine neue Ära: Peter Beyen wurde zum neuen Vorsitzenden VVV Hinsbeck gewählt. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählte die Versammlung Heinrich Ophoves.
Im gleichen Jahr trat Peter Beyen nach den Kommunalwahlen als Hinsbecker Ortsvorsteher zurück. Die Westdeutsche Zeitung berichtet hierzu: „Ich scheide nach 30 Jahren aus der Politik aus, bevor ich mich auch noch selbst für unersetzlich halte“. Souverän setzt sich eine Hinsbecker Institution über Bitten von Parteifreunden hinweg, weiterzumachen. Das ist die eine Seite des agilen 57jährigen. Die andere Seite drückte einer der Amtsleiter treffend aus, mit denen der frisch für fünf Jahre gewählte Vorsitzende des VVV jetzt viel zu tun hat: „Ich fürchte, daß uns Peter Beyen noch lange erhalten bleibt.“ …“
Über den Wechsel berichtet die Rheinische Post am 1. Dezember 1999: „Man kann es nie allen recht machen. Man muß für das, was man richtig hält, die notwendige Mehrheit suchen“, sagt Peter Beyen. 20 Jahre hat er sich als Ortsvorsteher für Hinsbecker Belange eingesetzt. Beim traditionellen Termin-Treffen der Vereinsvorstände wurde er jetzt offiziell verabschiedet. 30 Jahre lang gehörte Beyen dem Rat an, in dem er als „guter Mannschaftsspieler für die Stadt“, wie Bürgermeister Peter Ottmann es formulierte, mitwirkte. Aber Hinsbecker Probleme standen bei ihm stets an erster Stelle. Beyen verstand es geschickt, diese Themen in einen gesamtstädtischen Zusammenhang zu bringen – sehr zum Nutzen des „Bergdorfes“. …“ Nachfolger als Hinsbecker Ortsvorsteher wurde Heinrich Ophoves.

Ein langgehegter Wunsch ging Ende 1999 in Erfüllung. In zentraler Lage, direkt neben der Altentagesstätte „Parkstübchen“ wurde eine Freiluft Boule- und Schachanlage angelegt. Große Teile der Hinsbecker Geschäftswelt hatten eine solche Anlage seit Jahren gefordert, nun konnte der VVV dank einer großzügigen Spende eines Nettetaler Unternehmens die Anlage erstellen lassen. Aus Anlass ihres 50jährigen Betriebs-jubiläums entschloss sich die Bauunternehmung Wenk & Camp, anstelle der üblichen Feierlichkeiten den Nettetaler Bürgern Sachspenden zukommen zu lassen. Den Anfang bildete der Bau dieser Boule- und Schachanlage. …

Im gleichen Zeitraum nahm sich der VVV auch des Schutzes und der Dokumentation des Hinsbecker Friedhofes an. Die Grenzland-Nachrichten berichten hierüber am 10. Februar 2000: „Der Hinsbecker Friedhof hat eine ganz besondere Bedeutung als kulturhistorische Stätte. Hier findet man noch auf vielen Grabstätten die alten Hof- und Gemarkungs-bezeichnungen, aber auch die Arbeiten bekannter Künstler, zum Beispiel Jupp Rübsam, Lieselotte Füsser, Peter Rübsam und Harry Dolch. Der VVV Hinsbeck hat sich seit längerem mit der Geschichte und der Entwicklung des Hinsbecker Friedhofes beschäftigt und nach mehreren Begehungen eine Dokumentation erstellt. Dieses Werk wurde nun Bürgermeister Peter Ottmann vorgelegt, mit der Bitte zu prüfen, wie das Anliegen des VVV, Erhalt und Sicherung der Ortsgeschichte, effektiv umgesetzt werden kann. Der Verein denkt dabei sowohl an den Denkmalschutz für Grabsteine, aber auch an entsprechende Empfehlungen an das Grünflächenamt zum Erhalt bestimmter Grabsteine. … Der VVV empfiehlt, die Erwerber von Gräbern und Gruften auf die Möglichkeit des Erhalts von Grabmälern hinzuweisen. Auch dadurch könne die Tradition fortgeführt werden, meint der VVV, der sich von seiner Initiative den Erhalt der kultur-, kunst- und ortsgeschichtlich interessanten Grabmale erhofft. Für die Dorfgeschichte sind die steinernen Relikte unverzichtbare und wichtige Zeugen.“

Auch im Vorstand des VVV gab es in diesen Jahren nach langer Zeit wieder einige personelle Veränderungen. Zunächst trat im Jahre 2000 Gerhard Güthoff nach 16 Jahren Vorstandsarbeit als Beisitzer zurück. Zu seinem Nachfolger wählte die Jahreshauptversammlung Heinz Koch. Gleichzeitig wurde ein seit einigen Jahren freier Beisitzerposten wieder besetzt. Für diesen Posten wählte die Versammlung Hans-Willi (Lutz) Dröttboom.

Ein Jahr später trat nach 17jähriger Vorstandszugehörigkeit Hans Kohnen als Beisitzer zurück. Für ihn wurde Ralf Hendrix in den Vorstand gewählt.

Der Vorstand des VVV Hinsbeck und seine zugehörigen Zweige Heimatmuseum und Gesprächs-kreis „Jüüte vertälle“ bestanden nun im Jahre 2001 aus:

Geschäftsführung:
Vorsitzender  – Peter Beyen
Stellv. Vorsitzender  – Heinrich Ophoves
Schriftwart  – Heinz Lanser
Kassierer  – Martin Hessen
Kultur/Kunst:  Heinz Lanser, Heinz Koch und Ralf Hendrix
Natur/Umwelt:  Heinrich Ophoves
Hans Willi Dröttboom
Wirtevertreter:  Günter Derstappen
Wegewart: Egidius Wefers
Kirchliche Belange:  Erich von Rauchhaupt
Heimatmuseum:  Hans und Renate Görtz, Änne Jakobs
Gesprächskreis „Jüüte vertälle“: Elisabeth Camps

Um dem Wandel der Informationsmöglichkeiten Rechnung zu tragen, wurde Anfang 2002 unter der Leitung von Heinz Koch eine Internetseite eingerichtet. Hiermit können sich nun die Hinsbecker jederzeit über Aktivitäten und Termine des VVV informieren. Darüber hinaus ist diese Seite aber auch für ehemalige Hinsbecker gedacht, die sich so über Altes und Neues aus ihrer ehemaligen Heimatgemeinde informieren. Ein dritter Punkt ist die Informationsmöglichkeit von Besuchern und Urlaubern, denen eine erste Anlaufstelle für ihre Anfragen geboten wird.

Im Dezember 2001 brachte Hans Kohnen mit Unterstützung des VVV Hinsbeck sein neues Buch „Geschichte und Geschichten eines Dorfes am Niederrhein – ein Hinsbecker Lesebuch“ heraus. Auf 230 Seiten wird von verschiedenen Autoren über Hinsbeck, seine Geschichte und Geschichtchen berichtet.

Im September 2001 wurden im Hinsbecker Friedenspark die beiden nächsten Kanzlerbüsten enthüllt. … [siehe auch hier]

Mit dem Jahr 2002 kam auf den VVV wieder der fünfjährige Rhythmus der Bildhauersymposien zu. Hierfür bot sich die grenzüberschreitende Planung der Europäischen Gartenschau (EUROGA) 2002 ideal an. Die ersten Planungen begannen bereits im Jahre 1996. … [siehe auch hier]
Zum Abschluss der in Hinsbeck durchgeführten Arbeiten im Rahmen der EUROGA 2002plus erfolgten noch drei Aktivitäten:
– Zunächst pflanzte die Hinsbecker Landjugend als Begrünungsmaßnahme insgesamt 500 Ginstersträucher (125 am Galgenberg und 375 an der Gerichtsstätte „Geer“).
– Als Abschluss der Skulpturen-Allee brachte der VVV eine Dokumentation über das 3. Internationale Bildhauersymposium heraus. Auf 40 Seiten wird auf das Kunstereignis des vergangenen Jahres eingegangen.
– Im Februar 2004 legte die Freiwillige Feuerwehr Hinsbeck im Rahmen einer Übung gemeinsam mit Mitgliedern des VVV die Schöffenschlucht auf der Heide von Unterholz und Brombeergestrüpp frei. Später wurde hier eine Rundbank installiert, die einen schönen Blick auf diese alte, örtliche Gerichtsstätte gibt.

Zur gleichen Zeit erfolgte eine abermalige Erweiterung des VVV-Heimatmuseums. Durch zahlreiche neue Exponate war der Platz zu klein geworden. Als die Schützen der St. Antonius- und St. Sebastianus-Bruderschaft Anfang 2002 eine Vergrößerung ihres Schiessstandes planten, zog auch der VVV nach. In Absprache mit der Comeniusschule erfolgten bis 2004 zwei Erweiterungen, so dass heute ca. 240 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Im Gegenzug wurde an einer Außenwand des Museumsbereiches für die Kinder eine Kletterwand erstellt, womit ein langgehegter Wunsch der Comeniusschule in Erfüllung ging.

Auch die personelle Situation im Museum verbesserte sich. Im Jahre 2001 stiegen Ralf Hendrix und 2004 Dieter Snyders in die Arbeit des Museums ein und unterstützten das bewährte Team Hans und Renate Görtz sowie Änne Jakobs. Mit Dieter Snyders als Fachmann für Stoffe und deren Herstellung wurde im Jahre 2004 gleichzeitig ein neuer Bereich „Weberei – Textilien“ im Museum eingerichtet.

Im geplanten Rhythmus von fünf Jahren trat im Frühjahr 2003 ein Auswahlgremium zusammen, um den Träger des fünften Jüüten-Ringes zu bestimmen. … [siehe auch hier]

Im Herbst 2001 begannen erste Planungen zur Erstellung eines Vereinsbaumes am Hinsbecker Markt, beim Tanz in den Mai 2004 wurde er aufgestellt. 24 Vereine und Organisationen präsentierten sich mit ihrem Wappen auf dem rund 11 Meter hohen Baum, die Spitze bildete das Hinsbecker Wappen. In seiner Festrede stellte Ortsvorsteher Heinrich Ophoves, Initiator dieser Aktion, fest: „Wenn es darauf ankommt, dann beweisen wir Hinsbecker, dass wir gut zusammen halten können.“ Die Kosten für die Statik, die Herstellung des Baumes und des Hinsbecker Wappens übernahm neben dem eigenen Wappen der VVV.

Auch eine weitere, längere Zeit laufende Aufgabe wurde im Jahre 2004 ergänzt: Im Friedenspark wurde die Büste des Bundeskanzlers Willy Brandt aufgestellt. … [siehe auch hier]

Sein über viele Jahrzehnte gesammeltes Wissen um die Hinsbecker Sprache fasste Hans Kohnen in seinem „Wörterbuch der Hinsbecker Mundart – Wi di Hänsbäker Jüüte Kale“ zusammen. Hier konnte er sein eigenes Erleben, seinen jahrelangen beruflichen Umgang mit Hinsbecker Bürgern und seine bei der Gesprächsrunde „Jüüte vertälle“ an über 100 Abenden entstandene Sammlung Hinsbecker Wörter nutzen. Das von dem Grefrather Heinz Stenmans illustrierte Buch wurde mit finanzieller Unterstützung des VVV im November 2003 herausgegeben und erfreute sich sofort großer Beliebtheit. Auch für andere, in „Hänsbäker Platt“ schreibende „Jüüten“ wurde es zu einer großen Hilfe.

Dem VVV gelang es, einige „Schätzchen“ der Hinsbecker Geschichte zu erhalten bzw. restaurieren zu lassen. Bei der Jahreshauptversammlung 2001 war dies zunächst „die Europapremiere und wohl auch Welturaufführung des am 3. März 1945 vom US-Sergeanten H. R. Thompson in Hinsbeck aufgenommenen schwarz-weiß Films vom Einmarsch der US-Armee.“ (so die Grenzland-Nachrichten vom 3. Mai 2001). Erst Jahre später wurde dieser Film auch im Fernsehen gezeigt.

Das zweite „Schätzchen“ war ein ca. 45minütiger Film über die Feier des 700-(725)jährigen Bestehens der Pfarre Hinsbeck im Jahre 1951. Zunächst sollte im Jahre 1951 das 700jährige gefeiert werden. Kurz vor Beginn der Festlichkeiten stellte man anhand von neuen Urkunden fest, dass die Pfarre bereits 725 Jahre alt war. Pfarrer Arnold Rulands beauftragte damals die Lobbericher Firma Photobrock einen Film über die Feiern herzustellen. Dieser Film gelangte im Jahre 2003 über mehrere Zwischenstellen an den VVV. Er war in einem miserablen Zustand und bereits an mehreren Stellen gebrochen. Aus Mitteln des VVV ließ Ralf Hendrix ihn zunächst reparieren. Anschließend wurde er von Julian Pauw und Hans Kohnen neu zusammengesetzt, ergänzt und vertont. Bei der Jahreshauptversammlung 2006 wurde dieser Film erstmals wieder vorgeführt.

Da sich die Stadt Nettetal wegen ihrer hohen Verschuldung nicht mehr in der Lage sah, die Bewässerung der Blumenampeln am Hinsbecker Markt fortzuführen, beschloss der Vorstand, dies in Eigenregie zu übernehmen. Hierzu entwickelten Peter Beyen und das VVV-Mitglied Günter Küppers das „Statt-Gießmobil“. Auf einem Handwagen wurde eine Pumpe mit Vorratsbehälter montiert, mit dem Günter Küppers von nun an im Sommer die Blumenampeln tränkt.
Auch für die Pflege der Rasenbeete mit Kunstobjekten der Symposien oder von Straßenquerungen wurden Patenschaften gesucht und gefunden.

– Die Querungshilfe der Landstraße vor dem Marienheim wird vom Marienheim gepflegt.
– Die Pflege der Grünfläche um das Kunstwerk „Harp“ vor dem früheren Rathaus übernahm die Nachbarschaft Oberstraße.
– Die Betreuung der Grünfläche um die Stele in der Kreisverkehrsanlage Richtung Leuth übernahm der Golfclub Haus Bey.

Bei der Jahreshauptversammlung 2004 trat der Vertreter des Wirtevereins, Günter Derstappen, aus gesundheitlichen Gründen als Beisitzer zurück. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung Peter Hüpkes (Vorsitzender der Interessengemeinschaft Hinsbecker Gewerbetreibender). Auf der gleichen Versammlung beschloss man, die alten, noch von Hermann Timmermanns hergestellten hölzernen Hinweisschilder nach und nach durch moderne, metallene Schilder zu ersetzen. Die Reparatur der alten bzw. die Herstellung neuer hölzerner Hinweisschilder war zu kostenintensiv geworden. Auch die Lebensdauer sprach für die Verwendung metallener Schilder.

Für einen weiteren Anzugspunkt für den Fremdenverkehr im Bereich Krickenbecker Seen sorgte der „Förderverein Ehemaliger Fliegerhorst Venlo“ im Herbst 2005. Am „Tor 9“, dem deutschen Haupteingang des ehemaligen Nacht-jagdflugplatzes, erstellte er ein Mahnmal mit einer Gedenktafel, „die an die Opfer dieses Flugplatzes erinnert, an die alliierten und deutschen Flieger, die Zivilbevölkerung und die Gefangenen und Häftlinge, die auf und in der Nähe des Flugplatzes ums Leben kamen“ (Grenzland-Nachrichten vom 22. September 2005).

Auch im Ortskern gab es im Jahre 2005/06 eine den Fremdenverkehr positiv beeinflussende Privatinitiative: Zwischen der Pfarrkirche St. Peter und dem Friedenspark erstellte das Hotel Josten-Germes einen „Kirchgarten“. Die stillgelegte Straße zwischen Kirche und Hotel wurde mit Bäumen und Sträuchern begrünt und auf dem seitlich von der Kirche angepachteten Bereich eine kleine, aber feine Gartenterrasse angelegt.

Ein großer, für Hinsbeck und seine naturnahe Umgebung wichtiger Umbau erfolgte zwischen den Jahren 2001 und 2005. Im Rahmen der EUROGA 2002plus plante der Naturpark Schwalm-Nette eine Umgestaltung des gesamten Eingangsbereiches am Krickenbecker See. Hierzu gehörten der Parkplatz, der Seen-Eingangsbereich und das Informationshaus der Biologischen Station. Nach einem ersten Plan vom Februar 2001 sollten 20 Parkplätze wegfallen, was auf große Kritik stieß. Auch ein aus dem Informationshaus herausführender Steg mit einer weit über den See ragenden Aussichtsplattform wurde heftig angegriffen, ebenso die Anlegung von Eis- und Würstchenverkaufsbuden.

Auch der VVV opponierte heftig dagegen. Nach zahlreichen Sitzungen und Besprechungen (z.T. mit Teilnahme der Anwohner) wurde im Frühjahr 2002 ein überarbeiteter Plan vorgelegt. Die Rheinische Post berichtet weiter: „Für 225.000 Euro lässt der Naturpark Schwalm-Nette das Ende der Krickenbecker Allee bis zum Ufer des Hinsbecker Bruchs umgestalten. Es folgen zwei weitere Bauab-schnitte, die 380.000 und 490.000 Euro kosten werden.
In einem ersten Abschnitt wird der Endpunkt der Allee so umgebaut, dass Ausflügler erstens gefahrloser ihr Ziel erreichen und zweitens die bisher ziemlich unübersichtliche Fläche vor den beiden Seen klarer gestaltet ist. … Nach den überarbeiteten Plänen fällt kein Stellplatz in Seenähe weg, denn Flächen vor der Badeanstalt werden ebenfalls Parkplatz. Die Kosten trägt ebenfalls der Naturpark. Der dritte Bauabschnitt krempelt das Info-Zentrum um. Das Info-Zentrum muss dringend saniert werden. Es erhält gleichzeitig einen Aussichtssteg zum See.“ Am 3. August 2003 wurde der Bauab-schnitt 1, die Umgestaltung des Bereiches zwischen Krickenbecker Allee und Hins-becker Bruch, von NRW-Landesumweltministerin Bärbel Höhn und Nettetals Bürgermeister Peter Ottmann eingeweiht. …

Diese großzügige Umgestaltung des Außen- und Neugestaltung des Innenbereiches an den Kricken-becker Seen brachte für den Naherholungs- und Fremdenverkehr erfreuliche Impulse. In gleicher Weise wirkte die im gleichen Zeitraum erfolgte Rettung des Aussichtsturmes auf dem Taubenberg durch den VVV Hinsbeck. … [siehe auch hier]
Am 28. August 2005 wurde der Turm durch NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg, Bürgermeister Christian Wagner und den VVV-Vorsitzenden Peter Beyen feierlich eröffnet. Umweltminister Eckhard Uhlenberg brachte es in seiner Eröffnungsansprache auf den Punkt: „Von hier oben kann man die grenzüberschreitende Dimension des Naturparks Maas-Schwalm-Nette sehen. Hier fügt sich das Mosaik dieser vielfältigen Landschaft zu einem großen Ganzen zusammen.“

Allen, die durch Mitarbeit oder Sponsoring den VVV Hinsbeck in all den Jahren unterstützten, sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Ohne diese Unterstützung wäre die umfangreiche Arbeit des VVV nicht möglich. Wir hoffen, dass sich auch in Zukunft stets Hinsbecker Bürger finden, die sich durch ehrenamtliche Mitarbeit oder durch Sponsoring im Verkehrs- und Verschönerungsverein engagieren, um das Bestehende zu bewahren und Neues zum Nutzen unseres Ortes finden und durchführen.

XIII. Quellenangabe

Archiv des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hinsbeck
Fotosammlung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hinsbeck
Festbuch zum 75jährigen Bestehen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hinsbeck 1983,
Verfasser: Hermann Timmermanns, Hinsbeck
Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Hinsbeck, verschiedene Artikel
Gert Kaiser: Schloß Krickenbeck, Biographie eines niederrheinischen Schlosses, WestLB, Düsseldorf, 1991
Hinsbeck 1946-1969, Ein Bericht der Gemeindeverwaltung
Heimatbuch des Kreises Viersen 1951, Seite 38: Was uns die Statistik zeigt
Heimatbuch des Kreises Viersen 1967, Seite 24: Theo Müller: Das Kempener Land und seine Jugendherbergen
Heimatbuch des Kreises Viersen 1969, Seite 61: Edwin-Arnold Pleiner: Die Wappen im Landkreis Kempen-Krefeld
Heimatbuch des Kreises Viersen 1984, Seite 129: Jürgen Karsten: Fremdenverkehr in Hinsbeck 1924-1939
Heimatbuch des Kreises Viersen 1988, Seite 273: Vera Schreurs: Die Scheune in Alt-Kämpken bei Hinsbeck
Kreisarchiv Viersen, GA Hinsbeck, verschiedene Bereiche
Kreisarchiv Viersen, Archiv der Grafen von Schaesberg
Kreisarchiv Viersen, GA Lobberich, verschiedene Bereiche
Nettetaler Heimatbrief, Stadt Nettetal, 1983
Privates Zeitungsarchiv Hermann Timmermanns
Privates Zeitungs- und Fotoarchiv Änne Jakobs
Privates Zeitungs- und Fotoarchiv Ralf Hendrix
Privates Zeitungs- und Fotoarchiv Heinz Koch
Privates Landkartenarchiv Ernst Wackertapp
Stadt Nettetal, Abteilung Stadtentwicklung
Trappistenabdij Tegelen, Pater Amandus Prick
Wochenzeitschrift „Die Windmühle“ von 1949, Marga und Peter Schieferstein
Zeitungen: Kempener Zeitung, Rhein & Maas-Zeitung, Niederrheinisches Tageblatt, Hinsbecker Bürgerblatt, Landzeitung‚ Niederrheinsche Volkszeitung, Niederrheinischer Anzeiger, Niederrheinische Heimat, Rheinische Post, Westdeutsche Zeitung, Niederrheinische Zeitung, Grenzland Kurier, Grenzland-Nachrichten